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Dankner, Oskar

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Judenverfolgung in Cuxhaven

Oskar Dankner war einer der ersten Juden in Cuxhaven, der den antisemitischen Terror des Hitlerregimes am eigenen Leibe zu spüren bekam. Gegen ihn war eine Hetzkampagne gerichtet, die vor allem von dem so genannten `Rollkommando´ der Marine-SA vorangetrieben wurde. Sie gipfelte am 27. Juli 1933 in einer öffentlichen Anprangerung, bei der Dankner zusammen mit seiner angeblichen `Mätresse´ Adele Edelmann, einer Nichtjüdin, mit einem Schild um den Hals durch die Straßen der Stadt getrieben und dabei auch mit einem Seil geschlagen wurde. Der Weg ging von der Deichstraße durch die Neue Reihe, Marienstraße, Schillerstraße über die Deichstraße zur Bahnhofstraße. Dort wurde die Aktion vom damaligen Amtsleiter der Polizei beendet.

Oskar Dankner war ein galizischer Jude, geboren 1890, der nach dem Ersten Weltkrieg durch die Staatenneugliederung die polnische Staatsangehörigkeit bekam. 1922 kam er als `Ostjude´ nach Cuxhaven, wo er das heutige Kino `Gloria-Palast´ erwarb. Außerdem betrieb er noch ein Wäsche- und Strumpfgeschäft.

Die gegen ihn gerichtete Verfolgungsaktion hatte Oskar Dankner bereits Anfang März 1933 dazu veranlasst, sein Kino in der Deichstraße zu verpachten. Am 3. April annoncierte Dankner dann den `Total-Ausverkauf´ seines Strumpf- und Wäschehauses. Grund hierfür war der so genannte Boykotttag der NSDAP am 1. April 1933. Es wurde u.a. vom Cuxhavener Kreisleiter Morisse dazu aufgerufen, jüdische Geschäfte strikt zu meiden. An diesem Tag blieben alles jüdisch geführten Läden geschlossen, `bewacht´ von jeweils zwei SA-Posten.

Ende April bekommt Dankner zwei Monate Haft und 50 Reichsmark Strafe wegen Fahrens mit einen unversteuerten Wagen.

Im Dezember 1933 meldet sich Dankner nach Warschau ab; seine Frau in die Tschechoslowakei.

1938 verkauft er sein Kino an den Pächter. Statt der vom Anwalt errechneten 72.000 RM bekommt er jedoch wahrscheinlich nur 14.500 RM auf ein Sperrkonto, da er in Glatz in Schlesien einsitzt. Man warf ihm Devisenschmuggel nach Polen vor. Es ging um sein Pachtgeld, welches er für das Kino bekommen hatte. Jedoch war seit 1937 die Devisenausfuhr für Nicht-Deutsche untersagt. So bekommt er 1 Jahr Gefängnis und 9.000 RM Strafe.

Am 7. Dezember 1938 verstirbt er im Alter von 48 Jahren im Glatzer Gefängnis an schwerer Lungenentzündung.

Schlusssatz des Berichtes der nationalistischen Zeitung `Aus der Nordwestecke´ vom 28. Juli 1933 unter der Überschrift "Jude und seine Dirne angeprangert":

"Dieses Vorgehen gegen den Herrn D., der verheiratet ist und dessen Frau eine achtbare Jüdin sein soll, muss sogar von rechtdenkenden Juden, die ja immer den `jüdischen Familiensinn´ betonen, durchaus gebilligt werden".

Adele Edelmann, 1910 geboren, wohnte als Verkäuferin in der so genannten Bretterkaserne, richtig Seedeichkaserne. Bereits am 31. Juli 1933 meldet sie sich ab nach Hamburg. 1936 zieht sie mit ihrem Mann nach Hamburg, wo sie ein Schuhgeschäft in der Reinickendorfer Straße eröffnen. 1967 kehrt sie schwer erkrankt nach Cuxhaven zurück, wo sie noch im gleichen Jahr verstirbt.

Es war ein Fall von Spießrutenlauf und Repressalien von vielen gegen Juden in Cuxhaven. Der Cuxhavener Kreisleiter der NSDAP, Heinz Morisse wurde nach dem Kriege zu insgesamt vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der ebenfalls der NSDAP angehörige seinerzeitige Bürgermeister Cuxhavens, Wilhelm Klostermann, ging straffrei aus. Er gab zu Protokoll:

"Ich möchte annehmen, dass bei Beginn des Krieges keine jüdische Familie mehr in Cuxhaven gewohnt hat. Diese Familien sind, soweit ich unterrichtet bin, vorher nach Hamburg gezogen. ... Die Juden haben ihren Besitz ordnungsgemäß verkauft".

Quelle

  • Frauke Dettmer, Juden in Cuxhaven, erschienen 1990

Nachtrag

Das obige Bild ging 1933 um die Welt. Es ist eines der Bilder in dem Buch: `Die großen Fotos des Jahrhunderts´ und war Thema einer Sendung im ZDF vom 13. April 1994 in der Reihe `Bilder, die Geschichte machten´.