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Hebold, Franz

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Franz Hebold (* 30. Juli 1888 in Ahrensflucht; † 16. Juli 1958 ebenda) war der Begründer der Hebold Apparatebau und Maschinenfabrik GmbH & Co.

Franz Hebold kam nach seinen Lehrjahren in Ahrensflucht und seinen Gesellenjahren in Hamburg im Jahr 1908 zur Marine. Die Marine verließ er 1920 mit dem Marine-Ingenieur-Patent. In den Folgejahren war Franz Hebold als Leitender Ingenieur bei den Nordsee-Eiswerken (siehe "Nordsee" Deutsche Hochseefischerei) tätig.

Im Jahr 1928 gründete Hebold die Franz Hebold Maschinen- und Eisenbau OHG.

Im laufe des Geschäftsbetriebes spezialisierte sich das Unternehmen u.a. auf den Bau von Druckkammern, vor allem für den medizinischen Bereich.

Im Mai 2005 hat Geschäftsführung des Unternehmens beim Cuxhavener Amtsgericht Insolvenz beantragen müssen. Der Cuxhavener Traditionsbetrieb an der Grodener Chaussee wurde durch die Van Tongeren Kennemer BV' aus den Niederlanden einerseits und die Firma Haux-Life-Support GmbH andererseits übernommen.

Der alte Firmensitz wurde in den Folgejahren abgebrochen, der Betrieb wird als Hebold Systems in der Peter-Henlein-Straße in einem neu errichteten, modernen Betrieb weitergeführt

Anekdote

Im Lokal "Schwarzer Walfisch" in Cuxhaven war Stimmung. Ratsherr Franz Hebold, 66, Besitzer einer Maschinenfabrik, drosch Skat. Von etlichen "Lütt un Lütt" (Bier und Korn) wurden bald die Karten schwer in der Hand, und man fing an, zu politisieren. Schließlich schlug einer aus der Runde, in der sich auch Polizeikommissar Bastian befand, mit der Faust auf den Tisch und meinte: "Unsere Ratsherren haben doch kein Rückgrat mehr!" Sie seien schläfrig und hätten keine Courage.

Das war für Ratsherr Franz Hebold das Stichwort. "Ich werde euch das Gegenteil beweisen", renommierte er und schwankte an den Telephonapparat. Er wählte die Nummer 110 - Überfall - und schrie den Polizeibeamten an, der sich unter dieser Nummer meldete: "Hier ist Franz Hebold. Alarmieren Sie sofort die Cuxhavener und Dösener Feuerwehr. Geben Sie Großalarm. Es brennt im Kesselhaus der Nordheimstiftung."

Nun sprach Franz Hebold allerdings so laut in die Muschel, daß der aufnehmende Polizeibeamte rückfragen mußte: "Wo brennt es?" Zur Antwort bekam er nur: "Quatschen Sie nicht so viel - alarmieren Sie! Hier spricht ein Ratsherr!"

Während Franz Hebold sich in eine Taxe warf und zur angeblichen Brandstelle raste, überwand der Polizist in der Cuxhavener Hauptwache seine Zweifel an der Echtheit der Brandmeldung.

Er drückte - "Besser ist besser" - den Knopf für Feuer-Großalarm. Gleichzeitig setzte er motorisierte Polizeistreifen in Bewegung, die in ganz Cuxhaven nach dem Brandherd Ausschau halten sollten.

Mit auf- und abschwellendem Sirenengeheul der Polizeiwagen und dem Dauerton der Feuerwehreinheiten wurde die Cuxhavener Bevölkerung um 21.44 Uhr aus beschaulicher Abendruhe aufgeschreckt.

In einer wahren Kettenreaktion wurden außerdem Kriminalpolizei, Experten des Gaswerks und der Überlandzentrale des Elektrizitätswerks sowie Sanitäter auf die Beine gebracht. Sie alle versammelten sich vor der Feuerwache in der Abendrothstraße 18 und warteten in voller Montur darauf, daß ihnen nun endlich jemand sagte, wo was zu löschen sei.

Statt dessen aber kehrten die ausgesandten motorisierten Polizeistreifen mit der Meldung zurück: "Wir können nichts finden. Im ganzen Stadtgebiet kein Feuer." Da auch keine weiteren Hinweise aus der Bevölkerung auf einen möglichen Brandherd gekommen waren, machte der Cuxhavener Brandmeister den Vorschlag: "Dann laßt uns man nach Hause fahren."

Während sämtliche Wehren wieder abrückten, stand Ratsherr Franz Hebold mutterseelenallein am Kesselhaus der Nordheimstiftung und wartete auf die Feuerwehr. Fast eine Stunde nach seinem ersten Anruf riß ihm schließlich die Geduld, und er rief erneut bei der Polizei an: "Wo bleibt ihr denn? Das ist doch immer dasselbe. Wir sprechen uns noch." Ob er wirklich der Ratsherr Hebold sei, wollte der Beamte wissen. Er erhielt darauf keine Antwort mehr. Hebold hatte eingehängt.

Offenbar konnte Franz Hebold aber noch mehr vertragen. Ärgerlich über seinen mißlungenen Alarm trabte er in den "Schwarzen Walfisch" zurück. Kurz vor Mitternacht wurde die Polizei erneut angerufen. Diesmal aber nicht von Franz Hebold, sondern vom Wirt des "Schwarzen Walfisch", der darum bat, den trunkenen Hebold nach Hause zu bringen.

Ernüchtert, mußte Hebold am nächsten Tag peinliche Fragen protokollarisch beantworten. Hauptkommissar Schmitz, Chef der Cuxhavener Polizei, hatte schon am Abend vorher erklärt: "Nach unserer Ansicht handelt es sich um groben Unfug." Franz Hebold versuchte nichts zu beschönigen, erklärte aber, nur im Interesse einer ständigen Einsatzbereitschaft der Cuxhavener Feuerwehr gehandelt zu haben.

Bis zum Dezember 1953 hatte Franz Hebold als Vorsitzender des Feuerwehrausschusses der Stadt tatsächlich das Recht gehabt, allein über einen Probealarm zu entscheiden. Nach dem neuen niedersächsischen Feuerlöschgesetz mußte er seitdem jedoch derartige Entscheidungen zusammen mit dem Kreisbrandmeister treffen. "Ausgerechnet an jenem Abend habe ich daran nicht gedacht", behauptete Hebold. Benzin- und Ausrückkosten für Polizei und Feuerwehr in Höhe von 191 Mark zahlte er ohne Widerspruch.

Und er ging noch einen Schritt weiter. Wenn die Staatsanwaltschaft die Sache nicht weiter verfolgen wolle, habe ja die Polizei das Recht, die peinliche Angelegenheit durch eine Geldbuße aus der Welt zu schaffen. Noch bevor die Staatsanwaltschaft in Stade den Vorgang bis in alle Einzelheiten prüfen konnte, zahlte Franz Hebold schon 200 Mark Bußgeld ein. Cuxhavens Stadtväter und die Feuerwehr verzichteten von sich aus auf eine weitere Verfolgung.

Dankbar kündigte Hebold für die aus ihrer Freizeit unnütz aufgeschreckte Freiwillige Feuerwehr Freibier an.

Quelle: Der Spiegel