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Hermann, Albert: Unterschied zwischen den Versionen

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Daraufhin betrieb er einen Lesezirkel und gründete 1876 eine eigene Zeitung, die „Nordsee-Reichspost", in der er die Weltpolitik und die lokalen Ereignisse in eigenwilligem Stil kommentierte. Bald vergrößerte er seinen Betrieb um die Zeitschrift „Die allgemeine Volkszeitung" (247 Ausgaben), in der er nicht nur als Redakteur, sondern auch als Bote wirkte. Dabei achtete er streng darauf, dass ihm seine Bezieher zum Weihnachtsfest ein angemessenes Trinkgeld aushändigten. Wer es verweigerte lief Gefahr, in der nächsten Zeitungsnummer öffentlich angeprangert zu werden.
 
Daraufhin betrieb er einen Lesezirkel und gründete 1876 eine eigene Zeitung, die „Nordsee-Reichspost", in der er die Weltpolitik und die lokalen Ereignisse in eigenwilligem Stil kommentierte. Bald vergrößerte er seinen Betrieb um die Zeitschrift „Die allgemeine Volkszeitung" (247 Ausgaben), in der er nicht nur als Redakteur, sondern auch als Bote wirkte. Dabei achtete er streng darauf, dass ihm seine Bezieher zum Weihnachtsfest ein angemessenes Trinkgeld aushändigten. Wer es verweigerte lief Gefahr, in der nächsten Zeitungsnummer öffentlich angeprangert zu werden.
  
Albert Hermann sorgte für Sensationen! Bei einer Sedanfeier sprang er nach der Festansprache des Amtsverwalters vor den erstaunten Augen der zylinderbewehrten Ehrengäste auf das Rednerpodium und erklärte lautstark und temperamentvoll, wie man mit den Franzosen künftig umspringen müsse. 1883 führte Albert Hermann die Tochter des verdienten Ritzebütteler Chronisten [[Grandauer, Johann|Grandauer]], nach dem man später in Cuxhaven die [[Grandauerstraße]] benannte, zum Traualtar. Nicht nur diese Verbindung löste Erstaunen aus. Nach der Hochzeit stellte der junge Ehemann in seinem kleinen Schaufenster in der [[Osterreihe]] die Geschenke mit Namen des Spenders und geschätzter Preisangabe aus. In einer Sonderausgabe der „Nordsee-Reichspost" schilderte er mit plastischen Worten den Verlauf dieser großartigen Familienfeier.
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Albert Hermann sorgte für Sensationen! Bei einer Sedanfeier sprang er nach der Festansprache des [[Amtsverwalter]]s vor den erstaunten Augen der zylinderbewehrten Ehrengäste auf das Rednerpodium und erklärte lautstark und temperamentvoll, wie man mit den Franzosen künftig umspringen müsse. 1883 führte Albert Hermann die Tochter des verdienten Ritzebütteler Chronisten [[Grandauer, Johann|Grandauer]], nach dem man später in Cuxhaven die [[Grandauerstraße]] benannte, zum Traualtar. Nicht nur diese Verbindung löste Erstaunen aus. Nach der Hochzeit stellte der junge Ehemann in seinem kleinen Schaufenster in der [[Osterreihe]] die Geschenke mit Namen des Spenders und geschätzter Preisangabe aus. In einer Sonderausgabe der „Nordsee-Reichspost" schilderte er mit plastischen Worten den Verlauf dieser großartigen Familienfeier.
  
 
Als er später als Ausrufer und Zettelankleber über den Strand zog, konnte er stets eines großen Publikums gewiss sein. Die herumstehenden Kinder versuchte er in seinem Spezialgebiet der deutschen Geschichte zu examinieren, während er die Badegäste mit lautstarken Deklamationen poetischer Werke erfreute. Daneben verkündete er, dass Fräulein Y ihren Schirm verloren hatte und dass Herr X und Frau Z an diesem Tag Geburtstag feiern konnten.
 
Als er später als Ausrufer und Zettelankleber über den Strand zog, konnte er stets eines großen Publikums gewiss sein. Die herumstehenden Kinder versuchte er in seinem Spezialgebiet der deutschen Geschichte zu examinieren, während er die Badegäste mit lautstarken Deklamationen poetischer Werke erfreute. Daneben verkündete er, dass Fräulein Y ihren Schirm verloren hatte und dass Herr X und Frau Z an diesem Tag Geburtstag feiern konnten.
  
 
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Version vom 29. Januar 2021, 12:29 Uhr

Albert Herrmann

Albert Herrmann (* 15. November 1844 in Driesen (Neumark); † 27. Februar 1933 Cuxhaven) war gelernter Buchdrucker und ein Cuxhavener Original.

Alte Cuxhavener wussten von ihm noch zu erzählen, dem seltsamsten Menschen, der je im Flecken Ritzebüttel gewohnt hat. Im Sommer stand Albert Hermann mit seinem grauschimmernden Vollbart und der Brille auf der Nase umringt von lachenden Menschen am Strand und bei der Alten Liebe, wo er mit Würde seines Amtes waltete. Nachdem er mit einem kleinen Hammer energisch gegen eine große Glocke geschlagen hatte, verkündete er der fröhlichen Menge mit feierlichem Ton die neuesten Nachrichten.

Nachdem Hermann in mehreren deutschen Städten als Buchdrucker gearbeitet hat, kam er in den 1870er Jahren nach Cuxhaven. Eine Anstellung fand er er bei Rauschenplats "Cuxhavener Tageblatt".

Albert Hermann wohnte im letzten Haus der Osterreihe, gegenüber des Ritzebütteler Friedhofes. Er war dort Mieter beim Lotsenkommandeurschreiber G. Grandauer, dessen Tochter er 1883 heiratete.

Im Verlag Rauschenplats fing er an, ihm nicht gefallende Zeitungsanzeigen eigenmächtig zu ändern, worauf er entlassen wurde.

Daraufhin betrieb er einen Lesezirkel und gründete 1876 eine eigene Zeitung, die „Nordsee-Reichspost", in der er die Weltpolitik und die lokalen Ereignisse in eigenwilligem Stil kommentierte. Bald vergrößerte er seinen Betrieb um die Zeitschrift „Die allgemeine Volkszeitung" (247 Ausgaben), in der er nicht nur als Redakteur, sondern auch als Bote wirkte. Dabei achtete er streng darauf, dass ihm seine Bezieher zum Weihnachtsfest ein angemessenes Trinkgeld aushändigten. Wer es verweigerte lief Gefahr, in der nächsten Zeitungsnummer öffentlich angeprangert zu werden.

Albert Hermann sorgte für Sensationen! Bei einer Sedanfeier sprang er nach der Festansprache des Amtsverwalters vor den erstaunten Augen der zylinderbewehrten Ehrengäste auf das Rednerpodium und erklärte lautstark und temperamentvoll, wie man mit den Franzosen künftig umspringen müsse. 1883 führte Albert Hermann die Tochter des verdienten Ritzebütteler Chronisten Grandauer, nach dem man später in Cuxhaven die Grandauerstraße benannte, zum Traualtar. Nicht nur diese Verbindung löste Erstaunen aus. Nach der Hochzeit stellte der junge Ehemann in seinem kleinen Schaufenster in der Osterreihe die Geschenke mit Namen des Spenders und geschätzter Preisangabe aus. In einer Sonderausgabe der „Nordsee-Reichspost" schilderte er mit plastischen Worten den Verlauf dieser großartigen Familienfeier.

Als er später als Ausrufer und Zettelankleber über den Strand zog, konnte er stets eines großen Publikums gewiss sein. Die herumstehenden Kinder versuchte er in seinem Spezialgebiet der deutschen Geschichte zu examinieren, während er die Badegäste mit lautstarken Deklamationen poetischer Werke erfreute. Daneben verkündete er, dass Fräulein Y ihren Schirm verloren hatte und dass Herr X und Frau Z an diesem Tag Geburtstag feiern konnten.