Cuxpedia sucht Bilder aus Ihrem Fotoalbum. Sie können uns helfen. Mehr...

Städtische Bahn Cuxhaven

Aus cuxpedia
(Weitergeleitet von Kanonenbahn)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Städtische Bahn Cuxhaven
Straßenbahn-Depot
Innenansicht

Die Städtische Bahn Cuxhaven war eine Straßenbahn in Cuxhaven.

Geschichte

Da sich die Strecke im Besitz der Kriegsmarine befand und vom Hauptbahnhof am Fort Grimmerhörn vorbei zum Fort Kugelbake führte, wurde sie im Volksmund auch als Kanonenbahn bezeichnet. Die offizielle Bezeichnung war `Militär-Verbindungsbahn´. Die Bahn konnte lediglich vier Wochen lang genutzt werden.

Die fünf Kilometer lange Strecke zwischen dem Fort Kugelbake und dem Bahnhof in Cuxhaven wurde 1891 zum Transport von Waffen und Munition gebaut. Im Jahr 1911 führte der Magistrat der Stadt erste Gespräche zwecks der Einrichtung einer Straßenbahn auf diesem Streckenabschnitt. 1912 wurden erste Verhandlungen mit der Marine durchgeführt. Da man die Verlegung eigener Gleise und die Einrichtung einer O-Busstrecke als zu teuer ansah, wurde die etwa 5 Kilometer lange Strecke zum Fort immer wieder in Betracht gezogen. Nachdem die Marine 1913 unter gewissen Auflagen gestattete einen Betrieb zuzulassen, beschloss der Magistrat mit großer Mehrheit die Straßenbahn einzuführen.

Für den Betrieb waren zunächst gebrauchte Fahrzeuge vorgesehen. Diese Fahrzeuge wurden zwar elektrisch betrieben, waren aber für die Stromversorgung mit einem sogenannten Benzolmotor ausgestattet, welcher mittels eines Dynamos den Strom selbst erzeugte. Diese Art des Antriebs machte eine Oberleitung entbehrlich, wobei später die Möglichkeit bestanden hätte, die Triebwagen mit geringem technischen Aufwand auf Oberleitungsbetrieb umzurüsten.

Drei 1912 bei van der Zypen & Charlier gebaute Motortriebwagen waren neu an die Schmöckwitz-Grunauer Uferbahn (bei Berlin) geliefert worden. Von dort aus gelangten sie nach Cuxhaven. Der Preis pro Triebwagen betrug 14.000 Mark. Zusätzlich wurden bei der Straßen-Eisenbahngesellschaft in Hamburg zwei Beiwagen in Auftrag gegeben, die in Falkenried gebaut wurden. Diese kosteten pro Stück 7.000 Mark.

Der Benzolmotor des Triebwagens mit 30 PS bei 300 U/min im Leerlauf war direkt mit einer Dynamomaschine gekoppelt. Die maximale Geschwindigkeit betrug 30 km/h, das Höchstzuggewicht lag bei 30t (bei horizontaler Fahrt). Die Belastungskapazität war somit bei etwa 50 Fahrgästen erreicht.

Der Bau für eine Wagenhalle wurde am 19. März 1914 ausgeschrieben. Die Genehmigung der Stadt Hamburg wurde am 5. Mai 1914 für eine Dauer von zehn Jahren erteilt. Ende Mai erhielt die Stadt auch die vorläufige Genehmigung durch das Militär. Im Vertrag wurde festgelegt, dass der Betrieb unverzüglich einzustellen sei, sobald die Marine Eigenbedarf anmeldete. Zudem wurde die Stadt verpflichtet die Abstell- und Ausweichgleise auf eigene Kosten zu errichten und die Unterhaltskosten zu 80% zu übernehmen. Die Eröffnung war für den Beginn der Badesaison geplant. Die Fahrzeuge trafen am 17. Juni ein und man begann am 24. Juni mit der Schulung der Fahrer. Die Probefahrt begann am 26. Juni [1]. Am 6. Juli 1914 um 6:22 startete auf einem Abschnitt der Straßenbahnbetrieb.

Die Fahrzeit der Bahn betrug zwischen 13 und 15 Minuten. Sie hatte insgesamt 15 Haltepunkte.

Am 2. August 1914 kam es bedingt durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zur Einstellung des Betriebes. Nach Ende des Krieges fanden sich keine Interessenten mehr für die Wiederaufnahme des Betriebes. Am 19. Dezember 1919 wurde auf der Strecke eine Buslinie eingerichtet. Die Wagen wurden 1921 für 300.000 RM an die Moerser Kreisbahn verkauft. Der Motortriebwagen wurde 1952 nach einem Unfall stillgelegt und 1961 verschrottet.

Die Bahn hatte in dieser Zeit 6.969,10 Reichsmark eingenommen und damit die Erwartungen übertroffen.

Haltepunkte


Die Wagenhalle

In dem Buch "Bilder zur Geschichte des hamburgischen Amtes Ritzebüttel und der Stadt Cuxhaven", Ausgabe 1983, schreibt der damalige Stadtarchivar H.Borrmann:
" Die Linie (Anm. Der Straßenbahn) begann in der Nähe des Bahnhofes an der damaligen Ostseite, heute Kapitän-Alexander-Straße, an der 25 m langen und 9 m breiten Abstellhalle, die heute noch von der Autofirma Rosener benutzt wird, verlief dann zur Deichstraße ......

Hier ist dem Stadtarchivar ein Fehler unterlaufen. Dieser mutmaßliche Fehler wurde im Laufe der Zeit zu einer unumstößlichen Tatsache. Selbst der namhafte Heimatforscher Peter Bussler hat die Aussagen Borrmanns ungeprüft übernommen.

Ein aufmerksamer Leser der cuxpedia hat auf der Diskussionsseite den Anstoß gegeben hier weitere Informationen zu sammeln. Und tatsächlich handelt es sich bei der bisher gezeigten und inzwischen abgebrochenen Halle nicht um das ehemalige Straßenbahn-Depot. Vielmehr handelt es sich um eine Garagenanlage, die anstelle des Straßenbahngebäudes errichtet wurde. In den 1950er und 60er Jahren waren in dem Gebäude die grünen "Ameisen" untergebracht. Elektrisch betriebene Zugmaschinen, die Eis und Fisch durch die Fischhallen transportierten.

Das Eiswerk am Alten Fischereihafen wurde in den frühen 1920er Jahren errichtet. Auf einem vom Wasserturm aus aufgenommenen Foto steht an der Stelle des von Borrmann als Straßenbahn-Depot bezeichneten Gebäudes eine im Fachwerk errichte Halle mit zwei hohen Toren. Ein Gleisplan zeigt die Zufahrt zu der Halle, die 1914 der Unterbringung der Straßenbahnfahrzeuge diente.

Das Cuxhavener Adressbuch von 1938 bezeichnet das Gebäude als "Autoschuppen der Cuxhavener Fischmehl- und Dampftran-Werke". Gleichzeitig ist hier der Arbeiter Wilh.Strohsal mit Wohnsitz gemeldet. Ein Foto aus dem Ende der 30er Jahre zeigt die vermauerten Tore mit Fenstern.

Ganz offensichtlich wurde dieser Fachwerkbau irgendwann zwischen den 1940er Jahren und 1950 abgebrochen und durch die Garagenanlage für die Elektrokarren ersetzt.

Beim Abbruch der Garagenanlage im März 2020 war kein Fachwerk zu erkennen. Es kann sich also nicht um einen Umbau der ursprünglichen Halle gehandelt haben.

Bilder

Weblink


Quelle

  1. Zeitreise. 800 Jahre Leben in Cuxhaven Hrsg.: A. Stephainski - Cuxhaven: Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft, 2017 - 170 S. ISBN 978-3-944480-06-0