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Das Geschlecht der '''Lappes''' ist untrennbar mit der Keimzelle der Stadt Cuxhaven verbunden.
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Das Geschlecht der '''Lappe''' (vielfach auch "'''von''' Lappe") war ein Grundherrengeschlecht im [[Land Hadeln]].
  
Das Geschlecht der Lappes beherrschte in der Frühzeit [[Land Hadeln|Hadelns]] und [[Ritzebüttel]]s den hiesigen Raum. Sie bewohnten bis [[1394]] den um 1335/1340 errichteten Wohn- und Verteidigungsturm - das spätere [[Schloss Ritzebüttel]] welches als Keimzelle der Stadt Cuxhaven gilt. Jüngere Untersuchungen weisen darauf hin, dass es sich anfangs um eine Wasserburg gehandelt haben soll.
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==Geschichte==
  
Zwar sind die Lappes an der Elbmündung erst ab 1315 konkret nachweisbar. Trotzdem wird davon ausgegangen, der spätere [[Ritzebüttel|Amtsbezirk Ritzebüttel]] bereits gegen Ende des 13. Jh. unter die Herrschaft der Lappes gekommen ist. Vermutungen gehen dahin, dass die Lappes aus [[Sahlenburg]] stammend nach der [[Kolonisierung]] Nord-[[Land Hadeln|Hadeln]]s nach Ritzebüttel übersiedelten.
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Das Geschlecht der Lappe ist ab 1315 nachweisbar. Sie waren Lehnsherren des Herzogs von Sachsen-Lauenburg und des Grafen von Sachsen-Bergedorf mit Besitzungen im Lande Hadeln, unter anderem in [[Nordleda]] und [[Sahlenburg]]. In Sahlenburg soll auf einem von Elmschen Grundstück (heute [[Am Grooten Steen]] 1) die erste (Holz-)Burg der Lappes gestanden haben. Sahlenburg findet als Burg der Herren Lappe [[1325]] erste urkundliche Erwähnung, es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Lappes bereits vor 1300 in Sahlenburg residierten. Ihre Herkunft lässt sich nicht belegen, unter anderem wird Westfalen als Ausgangsland diskutiert.
  
In der zweiten Hälfte des 14. Jh. sind die Lappes in finanzielle Schwierigkeiten gekommen, weshalb sie [[1372]] ihre Gerichtsrechte an den Kirchspielen [[Groden(Ortsteil)|Groden]] und [[Altenwalde]] an [[Hamburg]] verpfändeten.
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In einem Vertrag vom [[21. Oktober]] [[1324]] verpfändet Erich I. von Sachsen-Lauenburg aus Geldnot die [Kirchspiel (Land Hadeln)|[Kirchspiele]] [[Groden]] und [[Altenwalde]] (damals noch dem [[Land Hadeln]] zugehörig), an Wolderich Lappe, Edelherren zu [[Ritzebüttel]] und seine Söhne Johann und Heinrich für einen Betrag von 200 Hamburgische Mark. Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg waren jedoch nicht in der Lage, das Pfand wieder einzulösen und so blieben Groden und Altenwalde für die nächsten Jahre im Pfandbesitz der Lappes. Im Jahre 1372, also 48 Jahre später, nehmen die Edelherren Lappe (Wilkin, Wolder und Alverik Lappe) selbst ein Darlehen beim Hamburger Rat auf und verpfänden dafür ihrerseits die beiden oben genannten Kirchspiele für 200 Mark Hamburger Pfennige an den Hamburger Rat. Die Rückzahlung soll in Höhe von 240 Mark Hamburger Pfennige (einschließlich der Zinsen) nach zwei Jahren zu Michaelis<ref>29. September</ref>  erfolgen. Wie bereits vorher waren aber auch die Lappes nicht zur Einlösung des Pfandes fähig, sie bedurften sogar zusätzliche Darlehen der Städte Hamburg und Lübeck.  
  
Nach Kämpfen im Jahre [[1382]] verloren die Lappes zudem ihre Besitzungen in [[Nordleda]] an Erich IV. von [[Sachsen-Lauenburg]].
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Bereits um das Jahr 1340 hatten die Lappes in Ritzebüttel eine "Steenborgh" <ref>Steenborgh = Steinburg. Erste urkundliche Erwähnung: 1342</ref>, den Vorläufer des heutigen [[Schloss Ritzebüttel|Schlosses Ritzebüttel]], errichten lassen, in die sie übersiedelten, um Macht und Stärke zu zeigen. Aufgrund finanzieller Misswirtschaft sahen sich die Lappes jedoch bald gezwungen, andere Einnahmequellen als die Abgaben ihrer Untertanen zu erschließen und begannen mit der Piraterie auf der Elbe und in der Elbmündung.  
  
Am [[10. November]] [[1393]] eroberten die Hamburger zusammen mit 800 Wurstfriesen das Schloss Ritzebüttel.
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Aufgrund von Kämpfen zwischen den Lappes und Herzog Erich IV. von Sachsen-Lauenburg verloren die Lappes1382  ihre Besitzungen in Nordleda, bereits 1390 wurde jedoch Wolder Lappe Vertreter des Grafen in dessen Hadelner Grundherrschaft.
  
[[1394]] geht die Gutsherrenschaft der Lappes käuflich an die Stadt Hamburg über. Wolderich und Alverik Vedderen genannt, die Lappen, verkaufen das Schloß Ritzebüttel und die dazugehörigen Dörfer: [[Sahlenburg|Solenborgh]], [[Duhnen|Düne]], [[Steinmarne|Stenmerne]], [[Döse|Westerdose]], Osterdose, Nortwisch, [[Süderwisch|Suderwisch]], [[Stickenbüttel|Styckenbutle]] und Rytzebutle für 2000 Mark an Hamburg. Dazu die beiden Kirchspiele Altenwalde und Groden für 300 Mark. Hamburg macht daraus das Amt Ritzebüttel, verwaltet durch den von Hamburg eingesetzen Amtmann.
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1393 kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Hamburg und den Lappes, in dessen Verlauf Hamburg den Lappes vorwarf, den Brand des Turmes auf der Insel O (Neuwerk) verursacht und den Turm damit zerstört zu haben. Hamburg verbündete sich mit den Wurtfriesen (Wurstern)  und eroberte in einem blutigen Gefecht das Schloss Ritzebüttel.
  
Die Spuren des Geschlechtes der Lappes enden bereits kurz danach im Kloster Neuenwalde und in Hamburg.
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Im Gefolge dieses Streites werden mit Datum vom [[31. Juli]] [[1394]] zwei Verträge zwischen den Knappen des Stiftes zu Bremen, Wolder und Alverich Lappe, geschlossen. Mit dem ersten Vertrag geht das Schloss Ritzebüttel, dass ihnen in "rechter Fehde" abgenommen wurde, mit den zugehörigen Dörfern [[Sahlenburg]], [[Duhnen]], [[Steinmarne]], [[Döse|Westerdöse]], [[Döse|Osterdöse]], Nordwisch, Süderwisch, [[Stickenbüttel]] und Ritzebüttel an den Hamburger Rat über. Im zweiten Vertrag wird die Abtretung der Kirchspiele Wolde (Altenwalde) und Groden nochmals bestätigt. Zwar wird ein Einlösungrecht vereinbart und auch in einem weiteren Vertrag vom 8. September 1400 bestätigt, es wird jedoch nicht genutzt werden. Letzterer Vertrag stellt nach Ansicht einiger Autoren die Grundlage für die Landesherrschaft Hamburgs in Ritzebüttel dar<ref>z.B. Peter Niemeyer in seinem Artikel "Eine unbekannte Landesherrschaft?" (s. Quellen)</ref>.
  
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Bis zum Jahre 1419 lässt sich die Existenz der Lappes in Ritzebüttel nachweisen, die Verwandschaft späterer Namensträger mit den Lappes auf Schloss Ritzebüttel ist nicht belegbar.
  
  
Siehe '''[[Lappe, Willekin]]'''
 
  
Siehe '''[[Lappe, Wolderich]]'''
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==Quellen==
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* Peter Niemeyer, ''Eine unbekannte Landesherrschaft? Das ehemalige Amt Ritzebüttel – Gedanken über eine landesherrschaftliche Besonderheit Hamburgs'', in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte (ZVHG) 83/1, 1997
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* Peter Bussler, ''Historisches Stadtlexikon für Cuxhaven'', Cuxhaven 2002, ISBN 3-931771-36-9
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* Wikipedia: Lappe (Adelsgeschlecht), [http://de.wikipedia.org/wiki/Lappe_(Adelsgeschlecht) Link zu Wikipedia], abgerufen am 20.7.2011
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[[Kategorie:Personen(Chronik)]]
 
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[[Kategorie:Geschichte]]

Version vom 20. Juli 2011, 18:45 Uhr

Das Geschlecht der Lappe (vielfach auch "von Lappe") war ein Grundherrengeschlecht im Land Hadeln.

Geschichte

Das Geschlecht der Lappe ist ab 1315 nachweisbar. Sie waren Lehnsherren des Herzogs von Sachsen-Lauenburg und des Grafen von Sachsen-Bergedorf mit Besitzungen im Lande Hadeln, unter anderem in Nordleda und Sahlenburg. In Sahlenburg soll auf einem von Elmschen Grundstück (heute Am Grooten Steen 1) die erste (Holz-)Burg der Lappes gestanden haben. Sahlenburg findet als Burg der Herren Lappe 1325 erste urkundliche Erwähnung, es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Lappes bereits vor 1300 in Sahlenburg residierten. Ihre Herkunft lässt sich nicht belegen, unter anderem wird Westfalen als Ausgangsland diskutiert.

In einem Vertrag vom 21. Oktober 1324 verpfändet Erich I. von Sachsen-Lauenburg aus Geldnot die [Kirchspiel (Land Hadeln)|[Kirchspiele]] Groden und Altenwalde (damals noch dem Land Hadeln zugehörig), an Wolderich Lappe, Edelherren zu Ritzebüttel und seine Söhne Johann und Heinrich für einen Betrag von 200 Hamburgische Mark. Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg waren jedoch nicht in der Lage, das Pfand wieder einzulösen und so blieben Groden und Altenwalde für die nächsten Jahre im Pfandbesitz der Lappes. Im Jahre 1372, also 48 Jahre später, nehmen die Edelherren Lappe (Wilkin, Wolder und Alverik Lappe) selbst ein Darlehen beim Hamburger Rat auf und verpfänden dafür ihrerseits die beiden oben genannten Kirchspiele für 200 Mark Hamburger Pfennige an den Hamburger Rat. Die Rückzahlung soll in Höhe von 240 Mark Hamburger Pfennige (einschließlich der Zinsen) nach zwei Jahren zu Michaelis[1] erfolgen. Wie bereits vorher waren aber auch die Lappes nicht zur Einlösung des Pfandes fähig, sie bedurften sogar zusätzliche Darlehen der Städte Hamburg und Lübeck.

Bereits um das Jahr 1340 hatten die Lappes in Ritzebüttel eine "Steenborgh" [2], den Vorläufer des heutigen Schlosses Ritzebüttel, errichten lassen, in die sie übersiedelten, um Macht und Stärke zu zeigen. Aufgrund finanzieller Misswirtschaft sahen sich die Lappes jedoch bald gezwungen, andere Einnahmequellen als die Abgaben ihrer Untertanen zu erschließen und begannen mit der Piraterie auf der Elbe und in der Elbmündung.

Aufgrund von Kämpfen zwischen den Lappes und Herzog Erich IV. von Sachsen-Lauenburg verloren die Lappes1382 ihre Besitzungen in Nordleda, bereits 1390 wurde jedoch Wolder Lappe Vertreter des Grafen in dessen Hadelner Grundherrschaft.

1393 kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Hamburg und den Lappes, in dessen Verlauf Hamburg den Lappes vorwarf, den Brand des Turmes auf der Insel O (Neuwerk) verursacht und den Turm damit zerstört zu haben. Hamburg verbündete sich mit den Wurtfriesen (Wurstern) und eroberte in einem blutigen Gefecht das Schloss Ritzebüttel.

Im Gefolge dieses Streites werden mit Datum vom 31. Juli 1394 zwei Verträge zwischen den Knappen des Stiftes zu Bremen, Wolder und Alverich Lappe, geschlossen. Mit dem ersten Vertrag geht das Schloss Ritzebüttel, dass ihnen in "rechter Fehde" abgenommen wurde, mit den zugehörigen Dörfern Sahlenburg, Duhnen, Steinmarne, Westerdöse, Osterdöse, Nordwisch, Süderwisch, Stickenbüttel und Ritzebüttel an den Hamburger Rat über. Im zweiten Vertrag wird die Abtretung der Kirchspiele Wolde (Altenwalde) und Groden nochmals bestätigt. Zwar wird ein Einlösungrecht vereinbart und auch in einem weiteren Vertrag vom 8. September 1400 bestätigt, es wird jedoch nicht genutzt werden. Letzterer Vertrag stellt nach Ansicht einiger Autoren die Grundlage für die Landesherrschaft Hamburgs in Ritzebüttel dar[3].

Bis zum Jahre 1419 lässt sich die Existenz der Lappes in Ritzebüttel nachweisen, die Verwandschaft späterer Namensträger mit den Lappes auf Schloss Ritzebüttel ist nicht belegbar.


Quellen

  • Peter Niemeyer, Eine unbekannte Landesherrschaft? Das ehemalige Amt Ritzebüttel – Gedanken über eine landesherrschaftliche Besonderheit Hamburgs, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte (ZVHG) 83/1, 1997
  • Peter Bussler, Historisches Stadtlexikon für Cuxhaven, Cuxhaven 2002, ISBN 3-931771-36-9

Fußnoten

  1. 29. September
  2. Steenborgh = Steinburg. Erste urkundliche Erwähnung: 1342
  3. z.B. Peter Niemeyer in seinem Artikel "Eine unbekannte Landesherrschaft?" (s. Quellen)