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Raketenstarts in Cuxhaven

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Zwischen 1933 und 1964 wurden im Großraum Cuxhaven zahlreiche Raketenexperimente durchgeführt. Das Startareal ist heute Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.


1930er und 1940er Jahre

Gerhard Zucker mit Rakete

Im April 1933 startete Gerhard Zucker eine Postrakete, die von Duhnen nach Neuwerk fliegen sollte. Allerdings stürzte der Flugkörper schon nach wenigen Metern ab.

Neben diesen amateurhaften Versuchen mit z. T. zweifelhaften Erfolgen fanden ab 1937 auf dem Gelände der Marineabnahmebeschussstelle Altenwalde verschiedene Raketentests statt. Zunächst wurden dort Walter-Triebwerke getestet, wie sie unter anderem bei der Messerschmitt Me 163 verwendet wurden (NASA1). Später wurde dort auch ein der Fi-103 (V1) ähnlich sehender Marschflugkörper namens BV 143 B der Firma Blohm und Voss getestet, der für die Küstenverteidigung vorgesehen war und gegen Schiffsziele eingesetzt werden sollte (luftarchiv). Die Versuche scheiterten jedoch.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgten vom Schießplatz Altenwalde aus einige Versuchsflüge der V1 unter Leitung des SS. 1945 wurde Kurt Debus beauftragt, als Ersatz für den Prüfstand VII in Peenemünde eine Abschussrampe zur Erprobung der A4-Rakete (V2) in der Nähe von Cuxhaven aufzubauen (NASA2). Dieses Vorhaben konnte wegen der fortschreitenden Kriegsereignisse nicht vollendet werden. Allerdings lieferten diese Arbeiten eine Grundlage für die Operation Backfire, der Demonstration von drei startenden A4-Raketen vor Militärvertretern der alliierten Streitkräfte im Oktober 1945. Für die „Operation Backfire“ wurde entlang des Weges zwischen Arensch und Sahlenburg im Wernerwald eine Abschussrampe und zwei Betonbunker errichtet, von denen heute noch einige Überreste vorhanden sind. Einer der Starts sowie dessen Vorbereitung wurde für einen Lehrfilm der britischen Armee detailliert dokumentiert und ist heute Teil einer Ausstellung zur Geschichte der A4 im Museum auf dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde.

Filmaufnahme

Video bei YouTube:

1950er Jahre

Die Anfänge in Hespenbusch

1952 begann Karl Poggensee in Hespenbusch mit der Entwicklung und den Start kleiner Feststoffraketen. Er gründete im gleichen Jahr auch einen raketentechnischen Verein, die „DAFRA“, die später in "Deutsche Raketengesellschaft" und „Hermann-Oberth-Gesellschaft“ umbenannt wurde. Schon nach kurzer Zeit baute diese Gesellschaft Raketen mit Gipfelhöhen von einigen Kilometern, für deren Start das in Hespenbusch zu Verfügung stehende Areal allmählich zu klein wurde und ein neues Startgebiet gefunden werden musste. Auf Anraten des Cuxhavener Stadtrates Geveke, der im Zweiten Weltkrieg bei der Entwicklung von Raketenwaffen arbeitete, wurde das Wattengebiet von Cuxhaven gewählt. Dieses Gebiet hielt man nicht nur deshalb für geeignet, weil hier schon die Raketen der „Operation Backfire“ gestartet wurden, sondern auch, weil man sowohl in nördliche als auch in westliche Richtung freie Schussbahn hat.

Fortsetzung in Cuxhaven

Am 24. August 1957 erfolgten die ersten Raketenstarts. Es wurden einige Ölsprühraketen und einige Versuchsraketen mit Gipfelhöhen von 4 Kilometern gestartet. Wegen schlechten Wetters wurde der ursprünglich geplante Start einer Rakete von Ernst Mohr mit einer Gipfelhöhe von 20 Kilometern abgesagt. Der Startplatz dieser Raketen befand sich in der Nähe des Bauhofs von Arensch. Im Unterschied zur „Operation Backfire“ gab es keine feste Abschussrampe, allerdings wurde in einem verfallenen Schutzbunker der Marine aus dem 2. Weltkrieg der Leitstand installiert.

Postrakete 1.11.1959

Am 8. Juni 1958 erfolgte ein erster Startversuch von Raketen von Ernst Mohr. Diese Raketen wurden zwischenzeitlich so weit verbessert, dass sie Gipfelhöhen von 50 Kilometern erreichen konnten. Allerdings gab es Probleme mit der Flugstabilität, und die Raketen stürzten ab. Am 14. September 1958 gelang ein erfolgreicher Flug von Ernst Mohrs Raketen.

Am 16. Mai 1959 erfolgte der erste Start einer Postrakete. Diese Rakete beförderte 5000 Postkarten über eine Entfernung von 3 Kilometern. Die mit dieser Rakete transportierten Briefe erhielten einen besonderen Stempel und sind heute begehrte Sammlerobjekte bei Philatelisten. Mit den Postraketenstarts wurde auch die Finanzierung der Raketenexperimente unterstützt.

Am 1. November 1959 erfolgte der erste Start der Kumulus, bei dem allerdings der Sender versagte. Es wurde eine Gipfelhöhe von 15 Kilometern erreicht.



1960er Jahre

Am 11. und 12. Februar 1961 gelang erstmals der Start von Kumulus-Raketen mit wissenschaftlichen Experimenten und die Funkverfolgung der Flugkörper. Der für den 19. März 1961 vorgesehene Start einer Postrakete zur Insel Neuwerk wurde wegen Orkan und Sturmflut auf den 10. April 1961 verschoben (Siehe Postkarte).

Am 16. September 1961 erfolgte der Start von zwei Kumulus-Raketen mit biologischen Probanden an Bord, und zwar dem Salamander Max und dem Goldfisch Lotte. Lotte landete nach vollbrachten Flug weich, während Max wegen eines Fallschirmdefekts eine harte Landung erlebte. Am gleichen Tag erfolgte der Jungfernflug der Höhenforschungsraketen Cirrus I und II mit Gipfelhöhen von 35 bzw. 50 Kilometern.

1961 begann der Raketenkonstrukteur Berthold Seliger, der im gleichen Jahr ein Unternehmen für Raketenbau, die "Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" gründete, mit den Starts von eigenentwickelten Raketen: Waren es zuerst nur Nachbauten der Kumulus (Rakete), so startete er am 19. November 1962 erstmals drei Einstufenraketen mit einer Länge von 3,4 Meter und einer Gipfelhöhe von 40 Kilometern, deren Signale u.a. von der Bochumer Sternwarte empfangen wurden. Diese Raketen waren vollständig wiederverwendbar und kehrten nach vollbrachtem Flug an einem Fallschirm zurück. Am 7. Februar 1963 erfolgte der Jungfernflug von Berthold Seligers Zweistufenrakete. Diese Rakete mit einer Länge von 6 Metern erreichte eine Gipfelhöhe von 80 Kilometern. Wie bei den einstufigen Vorläufermodellen konnten deren Signale von der Bochumer Sternwarte empfangen werden. Vor diesem Start erfolgte zunächst ein Start einer seiner Einstufenraketen, um die Windverhältnisse in der Hochatmosphäre zu untersuchen. Am 2. Mai 1963 startete Berthold Seliger seine eigenentwickelte Dreistufenrakete. Diese Rakete, die mit verminderter Treibladung gestartet wurde, erreichte eine Gipfelhöhe von 110 Kilometern.


Bis dato waren alle seit 1957 in Cuxhaven durchgeführten Raketenexperimente rein ziviler Natur - allerdings begann nach diesen Erfolgen die "Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" militärisch verwertbare Raketen zu entwickeln. Am 5. Dezember 1963 gab die "Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" eine Flugvorführung ihrer Erzeugnisse vor Vertretern von Militärs aus Nicht-NATO-Staaten. Obwohl keine dieser Raketen eine gebrauchsfertige Waffe darstellte und die Flugkörper nach vollbrachtem Flug an Fallschirmen landeten, wurde die nach alliierten Recht gültige maximale Flughöhe von 30 Kilometern für diese Raketen festgelegt. Trotzdem gab es einige diplomatische Verstimmungen, u.a. mit der ehemaligen Sowjetunion, welche hier eine den alliierten Bestimmungen zuwider laufende Entwicklung militärischer Raketen in Deutschland fürchtete. Diese Bedenken waren nicht von der Hand zu weisen, da die am 5. Dezember 1963 vorgeführten Raketen Reichweiten von 160 Kilometern hatten, wenn sie mit voller Treibladung gestartet wurden.

Trotz dieser Bedenken gehen die Raketenstarts im Cuxhavener Wattengebiet zunächst weiter. Am 22. März 1964 startete die Hermann-Oberth-Gesellschaft 10 Versorgungsraketen, von denen einige im Gleitflug landen sollten. Am 7. Mai 1964 gab es bei einer Raketenvorführung von Gerhard Zucker in Braunlage einen tödlichen Unfall bei einem Postraketenstart auf dem Hasselkopf in Braunlage, weil eine seiner Raketen kurz nach den Start explodierte und Trümmer in die viel zu nah an die Abschussrampe heran gelassene Zuschauermenge stürzten. Obwohl Gerhard Zucker nicht mit der Hermann-Oberth-Gesellschaft und der Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH kooperierte, wurden nach diesem Unfall alle Starts mit Flughöhen von über 100 Metern im Cuxhavener Wattengebiet untersagt, wobei man sich auf das Luftrecht und nicht - was eigentlich viel näher liegen würde - auf das Sprengstoffrecht berief. Im Unterschied zu den Raketen von Gerhard Zucker, dessen Raketen schon einige Male für Zwischenfälle sorgten, gab es bei der Hermann-Oberth-Gesellschaft und der Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH nie einen Unfall mit Personenschaden und beide Gesellschaften genossen hohes Ansehen bei ihren Versicherungen!

Chronologie

Rakenstarts in Cuxhaven (wird noch vervollständigt)

Datum Uhrzeit Rakete Höhe Bemerkung
April 1933 Zucker-Rakete 0,015 km Mißglückter Start, Länge der Rakete 5m, Startmasse 200kg
1. Oktober 1945 14:43 V-2 1. Startversuch der Operation Backfire, abgebrochen
2. Oktober 1945 13:43 V-2 90 km Erfolgreicher Start unter britisher Verantwortung
4. Oktober 1945 13:15 V-2 20 km Nur teilweise erfolgreich
15. Oktober 1945 14:06 V-2 90 km Mit Beobachtern der Allierten: Glushko, Sokolov, Pobedonostev; von Karman, Merrill, Seifert, Pickering
24. August 1957 Mohr-Raketen bis 2.000 m Start von 7 Ölsprühraketen, weitere Starts wg. Schlechtwetter abgesagt
8. Juni 1958 Mohr-Rakete Meteorologische Rakete, Masse 150kg, Schub 7.800 kg für 2sek., Länge 1,7m, Fehlstart
14. September 1958 Mohr-Rakete 50 km Meteorologische Rakete ohne Instrumente, Masse 80kg, Länge 2,5m
16. Mai 1959 Erste DRG-Postrakete 130m Reichweite 3 km
1. November 1959 Kumulus Fehlstart
11. Februar 1961 Kumulus 15 km Reichweite 30 km
12. Februar 1961 Kumulus 19,75 km Die Starts vom 11./12.2 wurden vom deutschen Fernsehen aufgezeichnet
28. Mai 1961 D.R.G.-Postrakete Die 40kg Rakete flog die 14 km zur Insel Neuwerk in 30 Sekunden. Dabei wurden 5.000 Postkarten befördert. Der 28 Jahre Plan Post mit einer Rakete zu befördern hat sich erfüllt. Flugdauer 30 sek.
25. Juni 1961 Kumulus Mit der 51,9 kg schweren Rakete wurden 5.000 Postkarten von Arensch zur 18 km entfernten Insel Scharhörn befödert. Flugdauer 28 sek. Höchstgeschwindigkeit 850 m/sek.
16. September 1961 Cirrus I 35 km 2-Stufen-Rakete, Länge 3m, Masse 28kg. Die Rakete trug den Salamander "Lotte" in 12km Höhe, Lotte landete sanft bei Cuxhaven.
16. September 1961 Cirrus II 50 km 2-Stufen-Rakete, Länge 4,15m, vmax 750 m/s. Der Goldfisch "Max" wurde auf 15km Höhe getragen, überlebete die harte Landung jedoch nicht.
19. November 1962 Seliger I 40 km Drei Starts.Die drei 3,4m lange Raketen hatten Sender an Bord, die von dem Bochumer Observatorium überwacht wurden.
19. November 1962 Seliger I 40 km
19. November 1962 Seliger I 40 km
7. Februar 1963 Seliger I 52 km
7. Februar 1963 Seliger I 80 km
7. Februar 1963 Seliger I 80 km
2. Mai 1963 Seliger I 50 km
2. Mai 1963 15:03 Seliger III 120 km
5. Dezember 1963 Seliger I 30km

Einstellung der Raketenversuche

Die Einstellung der Raketenversuche im Wattengebiet von Cuxhaven, welche von der "Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH", der "Hermann-Oberth-Gesellschaft mbH" und einiger anderer Experimentatoren durchgeführt wurden, ging offiziell auf einen Unfall mit Todesfolge von Gerhard Zucker bei einer Vorführung von Postraketen auf dem Hasselkopf bei Braunlage zurück. Allerdings arbeitete Gerhard Zucker weder mit der "Seliger Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH", der "Hermann-Oberth-Gesellschaft mbH" und den anderen Raketenentwicklern zusammen, welche zwischen 1957 und 1964 ca. 500 Raketen der verschiedensten Größen im Wattengebiet von Cuxhaven starteten.

Die Hermann-Oberth-Gesellschaft mbH hatte einen guten Ruf bei ihren Versicherungen, da es bei den von ihr durchgeführten Flügen nie einen Unfall gab und die Sicherheitsstandards sehr hoch waren.

Der wahrscheinlichere Grund für die Einstellung der Raketenversuche in Cuxhaven dürfte in der Flugvorführung militärisch verwertbarer Raketen der Berthold-Seliger-Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH vor Militärvertretern aus nicht-NATO Staaten am 5. Dezember 1963 zu finden sein. Obwohl die vorgeführten Raketen nicht mit Sprengköpfen ausgerüstet waren und nicht gegen die alliierten Gesetze bezüglich der Entwicklung militärischer Raketen in Deutschland verstießen, konnten sie leicht in militärische Raketen umgebaut werden, welche gegen die alliierten Gesetze bezüglich der Entwicklung militärischer Raketen in Deutschland verstoßen würden. Aus diesem Grund war diese Flugvorführung sehr umstritten und es gab einige Proteste von Seiten der Sowjetunion. Da kein alliiertes Gesetz durch die gestarteten Raketen direkt verletzt wurde, gingen die Raketenversuche in Cuxhaven, welche wegen der auch durchgeführten Postraketenstarts bei den Touristen sehr beliebt waren, zunächst weiter. Allerdings wurden sie mit großem Argwohn beobachtet, da man fürchtete, dass unter dem Deckmantel von Post- und Höhenforschungsraketen, militärische Raketen entwickelt werden könnten.

Am 7. Mai 1964 explodierte eine Postrakete von Gerhard Zucker kurz nach dem Start auf dem Hasselkopf bei Braunlage in einer Höhe von einigen Metern und Trümmerteile töteten drei Menschen in der Zuschauermenge, welche sich in viel zu geringer Distanz zur Abschussrampe aufhielt. Wie oben erwähnt, arbeitete Gerhard Zucker nicht mit den Experimentatoren, die wie die Hermann-Oberth-Gesellschaft zu Beginn der 60er Jahre im Wattengebiet von Cuxhaven Raketen starteten.

Die Argumente, mit denen das Verbot der Raketenversuche im Cuxhavener Wattengebiet im Juni 1964 begründet wurden, zeigen einige Ungereimtheiten; obwohl der Unfall in Braunlage ein typisches Explosionsunglück am Boden war (die Rakete befand sich mit einer Flughöhe von einigen Metern weit unterhalb des kontrollierten Luftraums), wurde für die Begründung des Verbots der Raketenversuche das Luftrecht und nicht das Sprengstoffrecht herangezogen. (In der Tat war dieses Verbot nicht ein generelles Verbot von Raketenversuchen im Wattengebiet von Cuxhaven. Raketenversuche mit Flughöhen von bis zu 100 Metern waren nach wie vor zulässig. Allerdings waren derartige Versuche ohne praktische Bedeutung).

Der Absturz der Zuckerrakete war lediglich (wenn überhaupt) Anlass, aber nicht Grund für die stärkere Reglementierung von Raketentests im Gebiet des Cuxhavener Wattenmeers. Man war sich vom Beginn der Raketentests an klar darüber, dass verbindliche allgemeine Regelungen für Raketenflugplätze erstellt werden müssten, weshalb sowohl der Seligergesellschaft, als auch der Deutschen Raketengesellschaft/Hermann-Oberth-Gesellschaft zu keinem Zeitpunkt eine allgemeine Nutzung des Areals als Raketenflugplatz genehmigt wurden. Alle Raketentests wurden einzeln genehmigt.

Auch bei den genehmigten Tests gab es stets Interessenkollisionen zwischen den beteiligten Stellen. Der Bundesminister für Verkehr, vertreten durch die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Bremen (und z. T. der in Hamburg) sah in erster Linie eine Gefährdung der Großschifffahrt auf - je nach Schusswinkel - der Elbe, der Reede beim Feuerschiff Weser bzw. der Kleinschiffahrt im Priel "Oster Till", die Hamburger sahen ihre Erkundungsarbeiten für den Tiefwasserhafen bei Neuwerk bzw. den Tankerumschlag auf Neuwerk Reede gefährdet. Daher wurde seitens des Bundesministers für Verkehr eine Verlegegung des Startplatzes um ca. 10 km nach Süden angestrebt mit Schussrichtung Großer Knechtsand. Hiergegen erhob der Regierungspräsident in Stade Einspruch, weil dies ein bedeutendes Vogelschutzgebiet sei und man erst vor wenigen Jahren die Engländer zur Aufgabe ihrer Bombentests aus diesem Grunde bewegen konnte. Daher käme es nicht in Betracht, den Großen Knechtsand nun selbst als Zielgebiet für Raketen zu nutzen. Hinzu kam, dass in der Nähe des Abschussplatzes eine Streubebauung bestand, deren Bewohner ebenfalls durch die Tests gefährdet sein könnten.

Das Nds. Wirtschaftsministerium hingegen war gewillt, Raketentests - sofern die Sicherheit gewährleistet war - zu unterstützen, zumal ein Bedarf an Ingenieurnachwuchs für Industrie und Bundeswehr gesehen wurde. Daher war man dort bestrebt, mit allen o. g. Beteiligten entsprechende Richtlinien auszuarbeiten. Für eine derartige Kommission hat der MW insbesondere auch Herrn Obering. Staats der Hermann Oberth-Gesellschaft. vorgeschlagen.

Interessanter Weise hieß es im Juni 1964, dass die Raketenversuche im Cuxhavener Wattengebiet weitergeführt werden könnten, sobald neue Sicherheitsmaßnahmen ausgearbeitet worden seien, was aber bis heute nicht geschah.

Eine weitere interessante Tatsache ist, dass weder der Hermann-Oberth-Gesellschaft noch der Seliger Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH gestattet wurde, bei den deutschen Beiträgen zu ESA-Projekten mitzuarbeiten, obwohl beide Gesellschaften umfangreiche praktische Erfahrungen beim Entwurf und beim Start von Raketen hatten.

Literatur

  • Harald Lutz: Die vergessenen Raketenexperimente von Cuxhaven. Sterne und Weltraum 44(3), S. 40 - 45 (2005), ISSN 0039-1263

Weblinks