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Sahlmann, Marianne: Unterschied zwischen den Versionen

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Marianne Sahlmann hat den kommunalpolitischen Bereich der Stadt Cuxhaven nach dem 2. Weltkrieg auf Grund ihrer Erfahrung aus Familie und Beruf verantwortlich mitgestaltet. Es entspricht ihrem Wesen, dass sie stets ihre Arbeit uneigennützig und in aller Stille zum Wohle der Allgemeinheit verrichtet. Als der damalige [[Oberstadtdirektor]] Dr. Hans-Heinrich Eilers die Cuxhavener Sozialdemokratin Marianne Sahlmann (1909 - 1997) am [[30. April]] [[1970]] anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland unter anderem mit diesen Sätzen würdigte, galt diese Würdigung in der Tat einer der ganz wenigen »Frauen der ersten Stunden« im Nachkriegs-Cuxhaven. Geehrt wurde die noch im alten sozial-demokratischen Geist politisch groß gewordene Marianne Sahlmann damals ''für ihren nimmermüden Einsatz für die Menschen in der Stadt Cuxhaven'', die in Schleswig an der Schlei Geborenen ein Leben lang Heimat war. Im Jahre 1912 im Alter von drei Jahren mit den Eltern hierher gekommen, erhielt Marianne Sahlmann in der Stadt an Elbmündung und Nordsee ihre frühen, prägenden Eindrücke. ''Uneigennützig'' und ''in aller Stille'' habe sie zum Wohle der Allgemeinheit gewirkt, so hatte es in der Würdigung 1970 geheißen. Zwei ganz entscheidende Aspekte, die in der politischen Arbeit unserer Zeit, gleich welcher parteipolitischen Couleur diese Arbeit ist, schon längst nicht mehr zu den weit verbreiteten Tugenden gehören. Vielmehr werden sie - wenn heute überhaupt noch existent - als Relikte längst vergangener Zeiten eher mitleidig belächelt. Jede Politiker- oder in diesem Fall Politikerinnen-Biographie hat immer auch mit der eigenen Historie zu tun.
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Marianne Sahlmann hat den kommunalpolitischen Bereich der Stadt Cuxhaven nach dem 2. Weltkrieg auf Grund ihrer Erfahrung aus Familie und Beruf verantwortlich mitgestaltet. Es entspricht ihrem Wesen, dass sie stets ihre Arbeit uneigennützig und in aller Stille zum Wohle der Allgemeinheit verrichtet. Als der damalige [[Oberstadtdirektor]] Dr. Hans-Heinrich Eilers die Cuxhavener Sozialdemokratin Marianne Sahlmann (1909 - 1997) am [[30. April]] [[1970]] anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland unter anderem mit diesen Sätzen würdigte, galt diese Würdigung in der Tat einer der ganz wenigen »Frauen der ersten Stunden« im Nachkriegs-Cuxhaven. Geehrt wurde die noch im alten sozialdemokratischen Geist politisch groß gewordene Marianne Sahlmann damals ''für ihren nimmermüden Einsatz für die Menschen in der Stadt Cuxhaven'', die der in Schleswig an der Schlei Geborenen ein Leben lang Heimat war. Im Jahre 1912 im Alter von drei Jahren mit den Eltern hierher gekommen, erhielt Marianne Sahlmann in der Stadt an Elbmündung und Nordsee ihre frühen, prägenden Eindrücke. ''Uneigennützig'' und ''in aller Stille'' habe sie zum Wohle der Allgemeinheit gewirkt, so hatte es in der Würdigung 1970 geheißen. Zwei ganz entscheidende Aspekte, die in der politischen Arbeit unserer Zeit, gleich welcher parteipolitischen Couleur diese Arbeit ist, schon längst nicht mehr zu den weit verbreiteten Tugenden gehören. Vielmehr werden sie - wenn heute überhaupt noch existent - als Relikte längst vergangener Zeiten eher mitleidig belächelt. Jede Politiker- oder in diesem Fall Politikerinnen-Biographie hat immer auch mit der eigenen Historie zu tun.
  
 
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Version vom 29. Juli 2013, 21:30 Uhr

Marianne Sahlmann, (* 1909 in Schleswig; † 20. Januar 1997), war eine engagierte Sozialdemokratin und langjährige Ratsfrau in Cuxhaven

Über

Marianne Sahlmann hat den kommunalpolitischen Bereich der Stadt Cuxhaven nach dem 2. Weltkrieg auf Grund ihrer Erfahrung aus Familie und Beruf verantwortlich mitgestaltet. Es entspricht ihrem Wesen, dass sie stets ihre Arbeit uneigennützig und in aller Stille zum Wohle der Allgemeinheit verrichtet. Als der damalige Oberstadtdirektor Dr. Hans-Heinrich Eilers die Cuxhavener Sozialdemokratin Marianne Sahlmann (1909 - 1997) am 30. April 1970 anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland unter anderem mit diesen Sätzen würdigte, galt diese Würdigung in der Tat einer der ganz wenigen »Frauen der ersten Stunden« im Nachkriegs-Cuxhaven. Geehrt wurde die noch im alten sozialdemokratischen Geist politisch groß gewordene Marianne Sahlmann damals für ihren nimmermüden Einsatz für die Menschen in der Stadt Cuxhaven, die der in Schleswig an der Schlei Geborenen ein Leben lang Heimat war. Im Jahre 1912 im Alter von drei Jahren mit den Eltern hierher gekommen, erhielt Marianne Sahlmann in der Stadt an Elbmündung und Nordsee ihre frühen, prägenden Eindrücke. Uneigennützig und in aller Stille habe sie zum Wohle der Allgemeinheit gewirkt, so hatte es in der Würdigung 1970 geheißen. Zwei ganz entscheidende Aspekte, die in der politischen Arbeit unserer Zeit, gleich welcher parteipolitischen Couleur diese Arbeit ist, schon längst nicht mehr zu den weit verbreiteten Tugenden gehören. Vielmehr werden sie - wenn heute überhaupt noch existent - als Relikte längst vergangener Zeiten eher mitleidig belächelt. Jede Politiker- oder in diesem Fall Politikerinnen-Biographie hat immer auch mit der eigenen Historie zu tun.

Historie

Die eigene Historie, die sich auch zusammensetzt aus den Lebens-Prägungen und -Erfahrungen, aus den selbst gewählten Vorbildern und Einflüssen, denen man ausgesetzt ist, ist entscheidend für den weiteren Weg, den die jeweilige Biographie nimmt. Nicht anders war es auch bei Marianne Sahlmann (geborene Lorenzen). Wenn in ihrer Biographie am Ende konstatiert werden konnte, dass sie fast ein Vierteljahrhundert in Cuxhavens Stadtvertretung, später dann im Rat der Stadt prägend tätig war und darüber hinaus bis weit in ihr hohes Alter auf ihre Weise kommunalpolitisch aktiv und engagiert blieb, so ist auch das begründet in ihren sozialdemokratischen Anfängen. Die lagen zum einen in ihrem Elternhaus begründet, wo beide Elternteile bereits Sozialdemokraten waren. Zum anderen aber auch in dem beruflichen Umfeld, in das die junge Marianne Lorenzen nach ihrem Mittelschulabschluss im Lyzeum an der Friedrich-Carl-Straße 1927 rückte. Sie begann nämlich beim Cuxhavener Volksblatt Alte Liebe eine kaufmännische Lehre. Die von dem später im KZ Neuengamme umgekommenen Wilhelm Heidsiek redigierte sozialdemokratische Zeitung bedeutete für das junge Mädchen damals weit mehr als nur der Ort einer normalen kaufmännischen Lehre. Der Zeitungsalltag bei einem Blatt, das wegen der von ihm und seinen Redakteuren vertretenen Überzeugung nicht selten in Bedrängnis war, sensibilisierte auch Marianne Sahlmann, die sich von nun an stärker politisch engagierte - zuerst in der Sozialistischen Arbeiterjugend, dann in der SPD selbst. Die junge Frau, die inzwischen bei ihrem sozialdemokratischen Engagement ihren späteren Ehemann Willi Sahlmann kennen gelernt hatte, sollte schon wenige Jahre darauf eine ihr privates wie berufliches und politisches Leben kennzeichnende Veränderung erleben. Sie, die nach ihrer Lehre bei der "Alten Liebe" in ein Arbeitsverhältnis übernommen worden war, verlor ihre Stelle, als die sozialdemokratische Zeitung 1933 verboten wurde. Was damals ihren Beruf anging, so war die Arbeit als Kontoristin in einer Cuxhavener Fischfirma da eine gewisse Sicherheit, doch privat wie politisch gab es ganz erhebliche Unsicherheiten.

Nur noch verdeckt

Dazu gehörte 1934 die Verhaftung ihres Verlobten, der verdächtigt wurde, verbotene Schriften mit verteilt zu haben, und dazu gehörte auch die Tatsache, dass politische Arbeit für die überzeugte Sozialdemokratin nur noch verdeckt möglich war. So hat Marianne Sahlmann viel später den Initiatorinnen der Publikation »Frauenpower Powerfrauen - Ratsfrauen in der Stadt Cuxhaven seit 1919« berichtet, wie häufig Zusammenkünfte mit Gleichgesinnten als eher harmlose Gartenfeste, ganz normale Deichwanderungen der eben unverfängliche Begegnungen daherkamen - daherkommen mussten, wollte man sich nicht in akute Gefahr begeben. Am Ende des Buchabschnitts über Marianne Sahlmann ist eine Liste mit ihrer Ausschuss- und Gremienzugehörigkeit in den verschiedenen Wahlperioden (von 1946 bis 1972) angefügt. Und wenn in der Zeit der von der britischen Militärregierung ernannten Stadtvertretung vom Juni bis Oktober 1946 als Ausschüsse, denen die Sozialdemokratin angehörte, Wohlfahrtsausschuss und Jugendamtausschuss benannt sind, dann verbirgt sich hinter diesen zwei eher spröden Begriffen eben jenes Stück Cuxhavener Nachkriegsgeschichte dieser Frau der ersten Stunden. So zählte denn Marianne Sahlmann selbst zu den effektivsten Auftritten zu Beginn ihrer kommunalpolitischen Tätigkeit ihren Einsatz im Rahmen der Hausratsammlung im Jahre 1946.

Flüchtlingshilfe

Die junge Ratsfrau war zugleich Initiatorin und Praktikerin, eine pragmatische zudem. Dass sie in der Sitzung der Stadtvertretung vom 22. August des Jahres ganz konkrete Vorschläge machte, wie man an den so notwendigen Hausrat für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen herankommen konnte, das war für Marianne Sahlmann selbstverständlich. Denn nur mit Reden war es schließlich nicht getan, das wusste sie. Und sie wusste auch, wer - wie sie später erzählte - »keine kleinen Kinder mehr, dafür aber noch die Kinderbetten auf dem Boden hatte.. Als Frau der Praxis wusste sie zudem, worauf es ankam, und sie verfolgte bei ihrer Von-Haus-zu-Haus-Sammlung ihren Weg in der ihr eigenen bescheidenen, aber zielstrebigen Art.

Die schwierigen Zeiten nach dem Krieg, als die engagierte Sozialdemokratin auf sich allein gestellt war (ihr Mann kam erst 1948 aus französischer Gefangenschaft nach Hause zurück), haben Marianne Sahlmann zutiefst geprägt. In Nachbarschaftshilfe führte sie, wie in »Powerfrauen Frauenpower« nachzulesen ist, die Bücher für eine Straßenbaufirma und wurde dafür mit reichlich Lebensmitteln entlohnt, womit sie sich und ihre Tochter über Wasser halten konnte. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1954 trat sie in seinen Arbeitsplatz bei der Vermögensverwaltung der Gewerkschaft ÖTV ein. Dort war sie, bis zu ihrem Ruhestand 1964, für die Hausverwaltung des gewerkschaftseigenen Hauses "Atlantic" zuständig.

Jugend

Marianne Sahlmanns Ratszugehörigkeit, ihre Arbeit in den verschiedenen Ausschüssen war stets von ihrem sozialen Engagement getragen. Als Sozialdemokratin hegte sie eine tiefe Überzeugung, dass der Grund von Veränderungen in früher Jugend zu legen sei, in der Erziehung im Kindergarten und in der Schule. So waren denn auch in ihrer kommunalpolitischen Tätigkeit Kindergärten und Schulen, aber auch Altenpflegeheime ihre Themen. Schon in den Anfängen ihres Nachkriegs-Engagements hatte sie sich zusammen mit den beiden anderen Ratsfrauen - mit ihrer Fraktionskollegin Louise Behncke und mit Berta Kohfahl (FDP) - um dieses Thema gekümmert und auch das ganz im Sinne der Praxis, der genauen Informationssuche vor Ort. Die drei Frauen hatten sich nämlich auf den Weg in die städtischen Schulen gemacht, um zu erkunden, wie es denn aussehe mit den hygienischen und baulichen Voraussetzungen dort und um ermessen zu können, was von der Kommune getan werden müsse, damit die heranwachsende Schüler-Generation auch akzeptable Lehr - und Lernbedingungen vorfinde. Der Bericht der drei Ratsfrauen vom 16. Oktober 1950 fasst nicht nur die gewonnenen Erkenntnisse zusammen, sondern nennt auch pragmatische Lösungen. Frauen mit Beharrungsvermögen, mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und einem Hang zum Ausgleich sind nicht unbedingt gern gesehen, in der Politik von damals schon gar nicht, die doch noch viel mehr als heute eine Politik der Männer war. Und so hat denn auch Marianne Sahlmann später, aus der Distanz heraus, festgestellt, dass sie »nicht immer so gern gesehen war. Zumal sie nach eigenen Aussagen auch zu den Frauen gehörte, die sagten, wenn ihnen etwas nicht gefiel und die sich von Männern ohnehin nicht bevormunden ließ. Letzteres, so bekannte sie seinerzeit in einem Gespräch, sei sie auch nicht gewohnt gewesen, denn ihre Eltern hätten ihr schon früh beigebracht, für soziale Ziele einzutreten. Marianne Sahlmann widmete sich in den Jahren nach dem Kriege den unterschiedlichsten Bereichen der Arbeiterwohlfahrt, übernahm die Funktion des Vormunds beim Jugendamt und wirkte bis Oktober 1981 im Ausschuss zur Auswahl der Schöffen, Geschworenen und Jugendschöffen beim Amtsgericht Cuxhaven als Vertrauensperson mit. Das Ende ihrer Ratstätigkeit Anfang der 70er Jahre war keineswegs das Ende ihrer Arbeit in der SPD-Fraktion. Hier blieb Marianne Sahlmann Ratgeberin, führte die Fraktionskasse weiter.

Beratend in der Fraktion

Politisch tätig blieb die engagierte Sozialdemokratin auch noch, als sie 1993 nach Buxtehude zog, um ihrer Tochter und deren Familie näher zu sein - dort traf sie sich regelmäßig mit Frauen aus der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). Groß blieb bis zuletzt ihr Interesse an allem, was politisch in ihrer Heimatstadt Cuxhaven geschah. »Hellhörig« war die einstige Ratsfrau stets, das Leben - besonders auch das politische - hatte sie hellhörig gemacht. Und ihr Interesse, das einem entgegenschlug, wenn man sie in der Stadt traf, war ein ungemein waches und ehrlich gemeintes Interesse.


Fußnoten