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TMAS Germany - Medico Cuxhaven

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Emblem TMAS Germany - Medico Cuxhaven

TMAS Germany - Medico Cuxhaven ist die deutsche funkärztliche Beratungsstelle für Seefahrer.

Taglich etwa zweimal wird das Cuxhavener Medico wegen Anfragen von See zu Verletzungs- oder Krankheitsfällen konsultiert; zwischen 1960 und 2005 etwa 42.000 mal. Medico unterstützt das Schiffspersonal der deutschen Schifffahrt weltweit mit standardisierten Behandlungshinweisen.

Erreichbarkeit

Medico-Zentrale im Krankenhaus Cuxhaven

TMAS Germany - Medico Cuxhaven ist rund um die Uhr erreichbar über

  • Telefon: +49 4721 78 0
  • Fax: +49 4721 78 1520
  • E-Mail: medico@tmas-germany.de

Eine Kontaktaufnahme mit Medico Cuxhaven ist zudem jederzeit auch über das deutsche MRCC Bremen der DGzRS möglich:

  • Telefon: +49 421 53 707 300

Darüber hinaus kann TMAS Germany - Medico Cuxhaven weltweit auch über Seefunk erreicht werden (Seefunkgespräche werden von dort in das Telefonnetz vermittelt).

Derzeitiger Leiter der Einrichtung

  • Dr. med. Christian W. Flesche

Geschichte

Die Arbeit von Medico ist nur denkbar unter der Verfügbarkeit von funktechnischen Übertragungsmöglichkeiten. Dabei wurden die funktechnischen Fortschritte von Marconi und Prof. Braun schon früh für den Notfall auf See eingesetzt. Der erste für Deutschland vermerkte Notruf wurde am 29. Oktober 1900 vom Feuerschiff Elbe 2 abgesetzt. Es hatte die Strandung des Viermasters `H. Bischoff´ beobachtet und rief über Funk Hilfe aus Cuxhaven herbei. Auch wenn die medizinische Hilfestellung für fahrende Seeleute schon sehr zeitig in Anspruch genommen wurde, mit Sicherheit nach der Übergabe der Marine-Signalstation an der Alten Liebe an die Deutsche Reichspost und Benennung als `Elbe-Weser Radio´ am 1. April 1912, so ist sie erstmals am 2. Februar 1931 schriftlich belegt in der `Cuxhavener Zeitung´. Mithin wird dieses Datum als Gründungszeitpunkt von Medico Cuxhaven festgesetzt, da frühere Aussagen nicht vorliegen.

Praktisch von Anbeginn waren als medizinische Berater Ärzte des Staats-, seit 1937 Stadtkrankenhauses [1] Cuxhaven die Ansprechpartner der Seefahrt bei Verletzungen oder Verdacht auf Krankheiten. Sie führten diesen Servicedienst ehrenamtlich aus. Somit kann Cuxhaven als die deutsche Wiege des medizinischen Partners für die Seefahrt angesehen werden, eine der ersten weltweit, mit einer kurzen Unterbrechung während des 2. Weltkrieges.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Beratungstätigkeit aus verschiedenen Gründen von mehreren Instituten parallel durchgeführt. In Deutschland war nach Kriegsende zunächst die Seefahrt vollständig verboten. Mit der Lockerung dieses Verbotes begannen natürlich auch wieder die medizinischen Anfragen, die aber im Wesentlichen in Englisch gestellt wurden. Wegen häufig auftretender Sprachschwierigkeiten wurde ein formloses Abkommen mit dem Militärhospital der US-Streitkräften in Bremerhaven geschlossen, das sich von da an an der Beratungstätigkeit beteiligte. Die bei Norddeich Radio auflaufenden Gespräche wurden bis 1955 von den Ärzten der Wasser-Schifffahrtsverwaltung in Emden bearbeitet. Nachdem diese Behörde die Beratungstätigkeit einstellte, sprang kurzfristig das Krankenhaus in Norden ein. Kiel Radio nahm seine Funktion im Jahre 1946 wieder auf und wandte sich bei medizinischen Anfragen an die Ärzte der dortigen Wasser- und Schifffahrtsbehörde. Während der gesamten Nachkriegszeit stand weiterhin das Stadtkrankenhaus in Cuxhaven erkrankten Seeleuten auf See mit funkärztlicher Beratung zur Seite, wenn auch in entsprechend eingeschränktem Maße.

Ab 1956 wurden dann die Verhältnisse wieder etwas übersichtlicher. Von allen Beratungsstellen blieb im Westen Deutschlands nur Cuxhaven übrig. Zumeist ausgeführt von Internisten [2], übernahm das Stadtkrankenhauses Cuxhaven die gesamte Beratungstätigkeit im Westen Deutschlands. Zusätzlich entwickelte der damalige Assistenzarzt Dr. Kohfahl damals die 1. Checkliste für die funkärztliche Beratung, nach der die Abfrage der Symptome des kranken Patienten erfolgte. Eine Neuerung, die sich als Konsequenz aus Kommunikationsirrtümern und zur Vereinfachung für das Schiffspersonal ergab. Im wesentlichen stellte Norddeich Radio die Verbindung zwischen Cuxhaven und den weltweit fahrenden Schiffen her.

Zwischen 1946 und 1964 traten stufenweise Regelungen zur kostenfreien Übertragung der Gespräche zwischen Schiff und Funkstation sowie von dort zum Krankenhaus in Kraft. Ebenso wurde auf Druck der Ärzteschaft eine Vergütung staatlicherseits pro Beratung eingeführt. 1998 wurde die Einzelfallvergütung aufgehoben und statt dessen zwischen Bundes-Verkehrsminsterium und dem Krankenhaus eine Pauschalvergütung vereinbahrt, was eine Übernahme der ärzlichen Leistung in den regulären Krankenhausdienst beinhaltete.

`Anleitung zur Gesundheitspflege´ - 1888

1958 legte die ILO (International Labour Organisation) im Übereinkommen 106 die folgenden Forderungen fest: Kostenlose fachlich qualifizierte medizinische Beratung rund um die Uhr, medizinische Behandlungsanweisungen und genormtes Ausrüstungsmaterial an Bord. War das erste ohnehin bereits Brauch, so war das zweite eigentlich bereits seit 1888 Pflicht. Hier hatte das Kaiserliche Gesundheitsamt die `Anleitung zur Gesudheitspflege auf Kauffahrteischiffen´ herausgebracht und pflichtmäßig eingeführt. Mehrfach überarbeitet ist es heute noch Grundlage für die Beratungstätigkeit von Medico.

Im Jahre 1987 beschließt die IMO/ILO ( International Maritime Organisation und International Labour Organisation) im Erlass 164 die Forderung, dass seefahrende Nationen eine kompetente medizinische Funkberatung bereitzustellen haben. Deutschland tritt diesem Vertrag 1994 bei und bestätigt 1998 vertraglich das Stadtkrankenhaus Cuxhaven als Sitz der nun international TMAS (Telemedical Maritime Assistance Service] genannten Einrichtung. Damit ist erstmals die Funkversorgung des Seefahrtpersonals nach festlandüblichem Facharztstandard staatlich festgelegt.

Erste Telemetrieanlage im Rettungskreuzer `Hermann Ritter´

Natürlich hat es schon vor der Nutzungsmöglichkeit von Funkübertragung medizinische Hilfestellung gegeben. So führt England im Jahre 1855 ein internationales Flaggen-Signalbuch für die Schifffahrt ein. Es enthält etwa 70.000 Signale bei nur 18 unterschiedlichen Flaggen. So bedeutet die Flagge W (Whiskey): Ich benötige medizinische Hilfe. Selbstverständlich ist diese Art der Signalübertragung begrenzt auf Sichtweite, also Küstennähe oder im Bereich anderer Schiffe. 1927 wird auf der Weltfunkkonferenz eine Übertragung auf Funksprüche und Mehrsprachigkeit beschlossen, 1930 fertiggestellt und 1932 von der Madrider Weltfunkkonferenz anerkannt. Verantwortlich hierfür zeichnete die IMCO (International-Governmental Maritime Organisation). Ergebnis war ein auf dem internationalen Buchstaben-Alphabet basierendes Kodesystem von medizinischen Anfragen, Antworten und Anweisungen. Einzelne Körperregionen wurden nummerisch erfasst, um eine irrtumsfrei genaue Spezifizierung der betroffenen Region zu haben. Ebenso wurden Erscheinung, Antwort und Behandlung alphabetisch kodiert.

Mit zunehmender Entwicklung der Kommunikationsmöglichkeiten verlagerte sich der Funkverkehr zunehmend über den einfachen Seefunk hin zu Handy-GSM-Netzen, zum weltumspannenden Iridium- und INMARSAT-Satelitenfunk, was zusätzlich die Möglichkeit der schnellen Weiterleitung von Telemetriedaten oder Digitalbildern ans Krankenhaus bietet. Gespräche verlaufen dadurch natürlich mündlich, was zu einer Vereinfachung und schnelleren Präzisierung beiträgt.

Als am 1. Januar 2004 das Stadtkrankenhaus von der Röhn-Klinikum AG übernommen wurde, wurden auch alle Verträge bezüglich Medico übernommen, was eine lückenlose Weiterführung ihrer Aufgaben gewährleistete.

Organisation und Ablauf der funkärztlichen Beratung

Hauptverantwortlich für die Organisation und Durchführung der funkärztlichen Beratung ist die Klinik für Anaesthesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Cuxhaven, jeweils in sehr enger Zusammenarbeit mit den anderen medizinischen Fachabteilungen des Krankenhauses (Innere Medizin, Chirurgie, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Gynäkologie & Geburtshilfe, Pädiatrie, u.a.). Die TMAS Zentrale selbst befindet sich direkt auf der interdisziplinären Intensivstation des Krankenhauses. Auf diese Weise ist eine ständige Präsenz notfall- und intensivmedizinisch versierter Ärzte für eine sofortige funkärztliche Beratung garantiert. Für den Erstkontakt mit einem hilfesuchenden Schiff steht immer ein in der Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin sowie in der maritimen Medizin besonders erfahrener Notarzt zur medizinischen und nautischen Ersteinschätzung der Situation sowie zur ad hoc Beratung bei lebensbedrohlichen Notfallsituationen zur Verfügung. Dieser Arzt wird dann während der weiteren funkärztlichen Beratung, sofern notwendig, einen Arzt der jeweils benötigten spezifischen Fachrichtung (z.B. Kardiologe bei Verdacht auf Herzinfarkt) hinzuziehen sowie ggfs. direkt in Zusammenarbeit mit dem MRCC (Martime Rescue Coordination Center) Bremen [3] oder anderer zuständiger MRCC´s Rettungsmaßnahmen einleiten und abstimmen.

Zuständigkeit und Aufgaben

  • Sicherstellung einer weltweiten notfallmedizinischen Hotline zur direkten und sofortigen funkärztlichen Beratung durch in der maritimen Medizin besonders erfahrene Fachärzte im 24 h - Betrieb für:
  • Alle deutschen Handelschiffe weltweit
  • Deutsche Seeleute an Bord ausländischer Schiffe und
  • Auf Nachfrage von MRCC Bremen und offizieller MRCC´s bzw. TMAS Zentren anderer Nationen

Angebotene zusätzliche Leistungen

  • Bearbeitung von Evakuierungsmaßnahmen im Notfall
  • Repatriierungs- und medizinisch-/ärztlicher Begleitservice
  • Allgemeiner medizinischer Beratungsservice & Terminorganisation zur Arztkonsultation im Auslandshafen
  • Weltweite Gesundheits-, Impf- und Reisemedizinische Beratung
  • Individuelle Notfallmedizinische Kurse für Laien sowie Medizinlehrgänge für nautische Offiziere (nach STCW).

Maßnahmen zur Anamnese

Da die Beratungserfolge ganz wesentlich von einer ausreichenden Untersuchung des Patienten an Bord abhängen, ist es günstig, vor einem funkärztlichen Gespräch die Vorgeschichte (Anamnese) festzuhalten und den Erkrankten so gut wie möglich zu untersuchen. Hierfür stellt die Seeberufsgenossenschaft zweisprachige Untersuchungsbögen zur Verfügung. Wird dieser Bogen dann vor einem Medico-Gespräch gefaxt, kann dies eine Hilfe bei der Befunderhebung darstellen und zur Verbesserung der Diagnosefindung beitragen. Zusätzlich steht bei Medico ein Kurzfragebogen bei Zeitknappheit zur Verfügung, der für einen schnellen Überblick die ganz besonders wichtigen Untersuchungsgänge beinhaltet (Dieser Bogen kann bei Medico Cuxhaven angefordert, bzw. über Internet [4] heruntergeladen werden). Eine Digitalkamera an Bord sowie die technischen Voraussetzungen zur Übermittlung von Digitalfotos kann bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Verletzungen zusätzlich sehr hilfreich sein und wird heutzutage regelmäßig genutzt. Erstmals wurde 1997 ein Bild per E-Mail übertragen.

Unterstützung der Sportschifffahrt

Prinzipiell ist eine Nutzung der offiziellen deutschen funkärztlichen Beratungsstelle Medico Cuxhaven auch durch nicht-professionelle Seefahrer (Sportschiffer) besonders bei medizinischen Notfällen möglich und sinnvoll. Die tägliche weltweite Routine und über 70-jährige Erfahrung im Umgang mit medizinischen Problemstellungen in See sowie die direkte Zusammenarbeit mit TMAS Zentren und MRCC´s anderer Nationen kann auch Personen außerhalb der Berufsschifffahrt eine schnellstmögliche Abklärung möglicher Optionen zur Hilfeleistung bieten und ermöglicht zugleich die Mitnutzung bestehender professioneller funkärztlicher Beratungsstrukturen. In diesen Fällen anfallende Kosten einer Inanspruchnahme werden ggf. in Rechnung gestellt, sofern diese nicht von entsprechenden Organisationen (z.B. Trans-Ocean e.V.) für Mitglieder übernommen werden.

Partnerschaft

Aufgabenbedingt ergibt sich eine enge Zusammenarbeit mit der DGzRS-Zentrale in Bremen und vor Ort direkt mit den Rettungsbooten. Ebenso findet eine Beratung zur medizinischen Ausrüstung der Schiffe statt. Bereits seit den 1970er Jahren sind die Rettungskreuzer mit telemetrischen EKG-Geräten ausgestattet, die das Ergebnis direkt nach Cuxhaven übermitteln.



Fußnoten

  1. 1937 geht das Krankenhaus vom Hannoverschen in Cuxhavener Besitz über
  2. damaliger Chefarzt der Inneren Abteilung war Dr. Lessing
  3. Internationale Bezeichnung der DGzRS-Zentrale
  4. http://www.medico-cuxhaven.de/

Quelle

Quelle: Medico Cuxhaven