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Windmühle: Unterschied zwischen den Versionen

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===Kleine Windmühlenkunde im Vorab===
 
===Kleine Windmühlenkunde im Vorab===
  
Die Urmühle unseres nordwest-europäischen Raumes ist die '''Bock- oder Ständerwindmühle''', ein auf einem mächtigen senkrechten, seitlich abgestützten Zentralbalken gelagertes drehbares Mühlengehäuse, welchen insgesamt um den Balken in den Wind gedreht wird. Das Windrad mit den Flügeln war dabei richtungsstarr mit dem Mühlengehäuse verbunden. Erstmalig wird um [[1200]] in diesem Raum erwähnt, im Norddeutschen Raum gegen [[1425]].  
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Die Urmühle unseres nordwest-europäischen Raumes ist die '''Bock- oder Ständerwindmühle''', ein auf einem mächtigen, senkrechten, seitlich abgestützten Zentralbalken gelagertes, drehbares Mühlengehäuse, welches insgesamt um den Balken in den Wind gedreht wird. Das Windrad mit den Flügeln war dabei richtungsstarr mit dem Mühlengehäuse verbunden. Erstmalig wird dieser Mühlentyp um [[1200]] in diesem Raum erwähnt, im norddeutschen Raum gegen [[1425]].
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Nach neueren Forschungsergebnissen baute im Jahre [[1573]] der holländische Mühlenbaumeister Andries van der Moerbeke die erste Kappenwindmühle. Sie besteht aus einem festen Rundbau mit einer aufgesetzten, drehbaren Kappe, die das Windrad und die Flügelwelle trägt. Rundlich bedeutet dabei häufig achteckig. Dieses hat die Vorteile, dass 1. die Mühle weitaus windsicherer ist, da es sich bis auf die Kappe um einen massiven Bau handelt und 2. der Unterbau beliebig groß gebaut werden kann, was natürlich das Platzangebot in der Mühle erheblich erweitert. So lassen sich von einer Antriebseinheit mehrere verschiedene Mahlgänge antreiben. Aufgrund ihrer Herkunft erhielt die Kappenwindmühle hier die später geläufige Bezeichnung '''Holländermühle'''. Es dauerte ungefähr zwei Jahrhunderte, bevor sich diese Bauart zunehmend in Deutschland durchsetzte. Um 1900 dann war aber die große Zeit der Bockwindmühle beendet.  
  
Nach neueren Forschungsergebnissen baute im Jahre [[1573]] der holländische Mühlenbaumeister Andries van der Moerbeke die erste Kappenwindmühle. Sie besteht aus einen festen Rundbau mit einer aufgesetzten drehbaren Kappe, die das Windrad und die Flügelwelle trägt. Rundlich bedeutet dabei häufig achteckig. Dieses hat die Vorteile, dass 1, die Mühle weitaus windsicherer war, da es sich bis auf die Kappe um einen massiven Bau handelte und 2. der Unterbau beliebig groß gebaut werden konnte, was natürlich das Platzangebot in der Mühle erheblich erweiterte. So ließen sich denn von einer Antriebseinheit mehrere verschiedene Mahlgänge antreiben. Aufgrund ihrer Herkunft erhielt die Kappenwindmühle hier die später geläufigen Bezeichnung '''Holländermühle'''. Es dauerte ungefähr zwei Jahrhunderte, bevor sich diese Bauart zunehmend in Deutschland durchsetze. Um 1900 dann war aber die große Zeit der Bockwindmühle beendet. <br>
 
 
Die Kappen- oder Holländermühle wiederum teilt sich auf in  
 
Die Kappen- oder Holländermühle wiederum teilt sich auf in  
* Erdholländer: Sie haben einen nur eingeschossigen Unterbau, meist Steingemauert, der Steert reicht bis auf den Erdboden, sodass er vom Boden aus bedient werden konnte. Dabei konnte der Unterbau, also der eigentlich Arbeitsraum des Müllers, auch in einen Erdhügel mit Eingangstor eingelassen sein, was einen kürzeren Steert zur Folge hatte.
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* Erdholländer: Sie haben einen nur eingeschossigen Unterbau, meist steingemauert, der Steert reicht bis auf den Erdboden, sodass er vom Boden aus bedient werden kann. Dabei kann der Unterbau, also der eigentliche Arbeitsraum des Müllers, auch in einen Erdhügel mit Eingangstor eingelassen sein, was einen kürzeren Steert zur Folge hat.
* Gallerieholländer: Meißt bei mehr-etagigen Unterbauten, wo der Steert nicht mehr bis zum Boden reichen konnte, wurde statt dessen ein rundumlaufender Balkon, die Gallerie, vorgesehen. Auf dem konnte der Müller seine Mühle in luftiger Höhe umrunden, um sie in den Wind zu drehen. Dabei konnte es auch schon mal um fünfstöckige Unterbauten mit insgesamt 30 Meter Mühlenhöhe gehen. So in Hage, Ostfriesland, bei Norden oder in Aurich.
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* Galerieholländer: Meist wurde bei mehretagigen Unterbauten, bei denen der Steert nicht mehr bis zum Boden reichen konnte, stattdessen ein rundum laufender Balkon, die Galerie, vorgesehen. Auf dieser konnte der Müller seine Mühle in luftiger Höhe umrunden, um sie in den Wind zu drehen. Dabei konnte es schon mal um fünfstöckige Unterbauten mit insgesamt 30 Metern Mühlenhöhe gehen. Solche Mühlen finden sich in Hage, Ostfriesland, bei Norden oder in Aurich.
* Gallerieholländer mit Windrose.
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* Galerieholländer mit Windrose.
  
Grundsätzlich muss eine Windmühle drehbar sein, um sie `in den Wind´ drehen zu können. Das will bedeuten, dass die Windflügel immer dem Wind zugedreht sein müssen, da sie nur dann die Windkraft aufnehmen und umsetzen kann. Bei stark wechselnden Winden also unter Umständen eine zeitintensive Arbeit. Bei Sturm war das Drehen in den Wind sogar lebenswichtig für die Mühle. Sehr viele Windmühlen haben ihr Leben verloren, weil der Wind sie von hinten her angreifen konnte, wofür sie aber Bausstatisch nicht ausgelegt waren und so ihre Flügel und mehr eingebüßt haben. Gedreht wurde die Mühle entweder mit dem '''Steert''', einem auf den Boden reichenden Einzelbalken oder bei der Kappenwindmühle Balkengerüst oder bei der höher gelegenen Galleriemühle mit dem `Kröjrad´, einer unten am Steert angebrachten Drehwinde.<br>
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Grundsätzlich muss eine Windmühle drehbar sein, um sie "in den Wind" drehen zu können. Das bedeutet, dass die Windflügel immer dem Wind zugedreht sein müssen, da sie nur dann die Windkraft aufnehmen und umsetzen können. Bei stark wechselnden Winden war das Drehen der Mühle also unter Umständen eine zeitintensive Arbeit. Bei Sturm war das Drehen in den Wind sogar lebenswichtig für die Mühle. Sehr viele Windmühlen haben ihr Leben verloren, weil der Wind sie von hinten her angreifen konnte, wofür sie aber baustatisch nicht ausgelegt waren und so ihre Flügel und mehr einbüßten. Gedreht wurde die Mühle entweder mit dem '''Steert''', einem auf den Boden reichenden Einzelbalken, bei der Kappenwindmühle per Balkengerüst oder bei der höher gelegenen Galeriemühle mit dem "Kröjrad", einer unten am Steert angebrachten Drehwinde.
Aufgrund der Aufwenigkeit des 24-Stunden-Einsatzen bei wechselnden Winden ersetzten viele Müller ab dem Jahrhundertwechsel [[1900]] den Steert durch die '''Windrose'''. Sie war in England erfunden worden und verlagerte die Drehwinde direkt auf die Rückseite des Mühlenkopfen. Sie besaß ein oder zwei kleinere senkrechte Windräder, die ihre Arbeit sofort selbsttätig begannen, sobald der Wind nicht mehr direkt von vorne kam. Damit war der Müller von dieser Arbeit entlastet. Statt eines Windenseiles oder Kette arbeitet sie mit einer Zahnradmechanik. Interessantes Nebenbei: In Holland gibt es nur eine einzige aus Ostfriesland eingeführte Windrose.
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====Noch ein paar Worte im Vorab====
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Aufgrund der Aufwendigkeit des 24-Stunden-Einsatzes bei wechselnden Winden ersetzten viele Müller ab dem Jahrhundertwechsel [[1900]] den Steert durch die '''Windrose'''. Sie war in England erfunden worden und verlagerte die Drehwinde direkt auf die Rückseite des Mühlenkopfes. Sie besaß ein oder zwei kleinere senkrechte Windräder, die ihre Arbeit sofort selbsttätig begannen, sobald der Wind nicht mehr direkt von vorn kam. Damit war der Müller von dieser Arbeit entlastet. Statt eines Windenseiles oder einer Kette arbeitete sie mit einer Zahnradmechanik.
  
 
Es wird vielleicht auffallen, dass häufig Mühlen an Gemeindegrenzen stehen; der Mühlenbetrieb in der einen Gemeinde, das Müllerhaus in der benachbarten Gemeinde. Dieses ist gewollt und hat den Sinn, dass der Müller sein Standbein in beiden Gemeinden hat und damit auch in beiden Gemeinden verkaufen kann, was ja bis in die Neuzeit hinein sehr reglementiert war.
 
Es wird vielleicht auffallen, dass häufig Mühlen an Gemeindegrenzen stehen; der Mühlenbetrieb in der einen Gemeinde, das Müllerhaus in der benachbarten Gemeinde. Dieses ist gewollt und hat den Sinn, dass der Müller sein Standbein in beiden Gemeinden hat und damit auch in beiden Gemeinden verkaufen kann, was ja bis in die Neuzeit hinein sehr reglementiert war.
  
Häufig sind Mühlen nach ihren jeweiligen oder herausgehobenen Besitzern, heute häufig nach dem letzten benannt, ebenso aber auch nach ihrem Standort. Seltener haben sie besondere übergeordnete Namen.
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Häufig sind Mühlen nach ihren jeweiligen oder herausgehobenen Besitzern, heute häufig nach dem letzten benannt, ebenso aber auch nach ihrem Standort. Seltener haben sie besondere, übergeordnete Namen.
  
Für gewöhnlich hört man aus Märchen und Geschichten immer von reichen Müller. Für die Cuxhavener Müller mag sicherlich auch das zuweilen zutreffend gewesen sein, doch aus den Chroniken lässt sich ersehen, dass mindestens so häufig Verkäufe und Konkurse die Müller trafen.
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In Märchen und Sagen hört man oft vom reichen Müller. Für die Cuxhavener Müller mag sicherlich auch das zuweilen zutreffend gewesen sein, doch aus den Chroniken kann ersehen werden, dass mindestens so häufig Verkäufe und Konkurse die Müller trafen.
  
 
==Übersicht==
 
==Übersicht==
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Die '''[[Eitzenmühle]]''' wurde bereits vor dem 30-jährigem Krieg erwähnt. Bis 1914 arbeitete die Holländermühle von Johann Eckhoff mit Windantrieb, danach mit Motorkraft.
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Die '''[[Eitzenmühle]]''' wurde bereits vor dem 30-jährigen Krieg erwähnt. Bis 1914 arbeitete die Holländermühle von Johann Eckhoff mit Windantrieb, danach mit Motorkraft.
  
  
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[[Datei:Windmuehle 5164.jpg|130px|left]]
 
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Um 1900 entstandene Fotographie der '''[[Altenweger Mühle]]''' in [[Altenbruch]]-Westerende, auch als '''Grodener Mühle''' bezeichnet. Sie fiel, wie viele Mühlen in der Gegend, am [[21. Dezember]] [[1925]] einem Sturm zum Opfer.
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Um 1900 entstandene Fotografie der '''[[Altenweger Mühle]]''' in [[Altenbruch]]-Westerende, auch als '''Grodener Mühle''' bezeichnet. Sie fiel, wie viele Mühlen in der Gegend, am [[21. Dezember]] [[1925]] einem Sturm zum Opfer.
  
  
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'''Westerende'''
 
'''Westerende'''
  
Neben der B 73 in Altenbruch, Mühlentrifft, Ecke Alter Weg, stand die `'''[[Sandwegmühle]]'''´, die später nach ihren letzen Besitzern als ''Glameyermühle'' bekannt war. Sie wurde vermutlich um [[1600]] herum erbaut und existierte bis zum 23. Dezember 1916, als sie bei einem Orkan umstürzte.
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Neben der B 73 in Altenbruch, Mühlentrift, Ecke Alter Weg, stand die `'''[[Sandwegmühle]]'''´, die später nach ihren letzten Besitzern als ''Glameyermühle'' bekannt war. Sie wurde vermutlich um [[1600]] herum erbaut und existierte bis zum [[23. Dezember]] [[1916]], als sie bei einem Orkan umstürzte.
 
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====Altenwalde====
 
====Altenwalde====
 
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Die '''[[Altenwalder Mühle]]''' befand sich am Platz des Lehrschwimmbeckens der Altenwalder Schule.
 
Die '''[[Altenwalder Mühle]]''' befand sich am Platz des Lehrschwimmbeckens der Altenwalder Schule.
  
 
*Bis 1768 im Besitz des Klosters Neuenwalde,  
 
*Bis 1768 im Besitz des Klosters Neuenwalde,  
:1535 erbaut.  
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:[[1535]] erbaut.  
:1648 im Sturm gefallen.  
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:[[1648]] im Sturm gefallen.  
 
:1670 vom Blitz getroffen, wieder aufgebaut.  
 
:1670 vom Blitz getroffen, wieder aufgebaut.  
 
:1703 im Sturm gefallen, wieder aufgebaut.  
 
:1703 im Sturm gefallen, wieder aufgebaut.  
:1911 endgültig abgerissen
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:[[1911]] endgültig abgerissen
  
 
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Die '''[[Döser Mühle]]''' (Westermühle) war eine Bockwindmühle an der [[Steinmarner Straße]]. Die Mühle wird erstmals im Jahre 1521 erwähnt und ist damit die älteste Mühle in Cuxhaven. Sie lieferte hauptsächlich Schrot und Roggenmehl. Am [[18. Juli]] [[1937]] wurde die Mühle gesprengt.
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Die '''[[Döser Mühle]]''' (Westermühle) war eine Bockwindmühle an der [[Steinmarner Straße]]. Die Mühle wird erstmals im Jahre [[1521]] erwähnt und ist damit die älteste Mühle in Cuxhaven. Sie lieferte hauptsächlich Schrot und Roggenmehl. Am [[18. Juli]] [[1937]] wurde die Mühle gesprengt.
 
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Die [[Grodener Mühle]], auch '''Schütt´s Mühle''' war eine Bockwindmühle. Standort war der [[Hadeler Seebandsdeich|Alte Hadelner Seebandsdeich]]. <br>
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Die [[Grodener Mühle]], auch '''Schütts Mühle''' war eine Bockwindmühle. Standort war der [[Hadeler Seebandsdeich|Alte Hadelner Seebandsdeich]].
Wie auch die Mühlen in [[Döse]] und [[Ritzebüttel]] unterstand diese Mühe der Aufsicht des [[Amtmann]]s, d.h. sie gehörte der Stadt Hamburg. Um [[1560]] erbaut versah sie ihren Dienst bis in das 20. Jh. hinein. Die Mühle wurde am [[14. April]] [[1945]] während des letzten Luftangriffes auf Cuxhaven durch eine Bombe zerstört.
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Wie auch die Mühlen in [[Döse]] und [[Ritzebüttel]] unterstand diese Mühe der Aufsicht des [[Amtmann]]s, d.h., sie gehörte der Stadt Hamburg. Um [[1560]] erbaut, versah sie ihren Dienst bis in das 20. Jh. hinein. Die Mühle wurde am [[14. April]] [[1945]] während des letzten Luftangriffes auf Cuxhaven durch eine Bombe zerstört.
  
 
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====Lüdingworth====
 
====Lüdingworth====
 
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'''Steffens Mühle''', früher '''Bullenmühle''', heute '''[[Betty]]''', ist eine Turmholländermühle am [[Scheidungsweg]] in [[Lüdingworth]]. Sie wird im Jahre zuerst [[1563]] erwähnt und kann heute im Verlaufe der Niedersächsischen Mühlenstraße als einzige, noch erhaltene Cuxhavener Mühle, zumindest von außen besichtigt werden.<br>  
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'''Steffens Mühle''', früher '''Bullenmühle''', heute '''[[Betty]]''', ist eine Turmholländermühle am [[Scheidungsweg]] in [[Lüdingworth]]. Sie wird zuerst im Jahre [[1563]] erwähnt und kann heute im Verlaufe der Niedersächsischen Mühlenstraße als einzige noch erhaltene Cuxhavener Mühle zumindest von außen besichtigt werden.<br>  
 
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Die '''[[Schedenhörner Mühle]]''', heute besser bekannt als '''Weges Mühle''', wurde in den Jahren 1835/1836 als Erdholländer mit Steert an der Norderscheidung, heute [[Scheidungsweg]], gebaut und nach wechselvoller Geschichte im Jahre 1954 abgerissen. <br>  
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Die '''[[Schedenhörner Mühle]]''', heute besser bekannt als '''Weges Mühle''', wurde in den Jahren [[1835]]/[[1836]] als Erdholländer mit Steert an der Norderscheidung, heute [[Scheidungsweg]], gebaut und nach wechselvoller Geschichte im Jahre 1954 abgerissen. <br>  
 
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Im Lüdingworther Westerende stand die so genannte '''Freudenmühle''', benannt nach ihrem langjährigen Pächter von Freuden. Der Urprung der herrschaftlichen Bockwindmühle ist nicht bekannt. Sie bestand lt. einer Abgabenurkunde bereits im Jahre 1656.  
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Im Lüdingworther Westerende stand die so genannte '''Freudenmühle''', benannt nach ihrem langjährigen Pächter von Freuden. Der Ursprung der herrschaftlichen Bockwindmühle ist nicht bekannt. Sie bestand lt. einer Abgabenurkunde bereits im Jahre 1656.  
  
 
Am [[9. November]] [[1701]] wurde sie von einem Blitz getroffen und in Schutt und Asche gelegt. Der damalige Pächter Claus Karstens baute die Mühle nicht wieder auf. Über einen Neubau stritt man sich letztlich 95 Jahre, bis man sich dann entschied, eine Mühle am [[Wetternweg]] neu zu errichten (s. [[Eckhoff´sche Mühle]]).  
 
Am [[9. November]] [[1701]] wurde sie von einem Blitz getroffen und in Schutt und Asche gelegt. Der damalige Pächter Claus Karstens baute die Mühle nicht wieder auf. Über einen Neubau stritt man sich letztlich 95 Jahre, bis man sich dann entschied, eine Mühle am [[Wetternweg]] neu zu errichten (s. [[Eckhoff´sche Mühle]]).  
  
Das stehengebliebene Müllerhaus wurde 1728 abgebrochen und an den Zollenbusch versetzt. Die Lokalität der ehemaligen Mühle ist heute die [[Lüdingworther Straße]] 18.
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Das stehen gebliebene Müllerhaus wurde 1728 abgebrochen und an den Zollenbusch versetzt. Die Lokalität der ehemaligen Mühle ist heute die [[Lüdingworther Straße]] 18.
  
 
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1796 wurde die '''[[Eckhoff´sche Mühle]]''', eine Galerieholländermühle mit Steert gegenüber dem ehemaligen Rabensteiler Krug (heute Kreuzung Autobahn 27 / [[Lüdingworther Straße]]) als Ersatz für die im Jahre 1701 durch Blitzschlag zerstörte "Freudenmühle" (s.o.) erbaut. Es war eine landesherrschaftliche Erbzinsmühle.  
 
1796 wurde die '''[[Eckhoff´sche Mühle]]''', eine Galerieholländermühle mit Steert gegenüber dem ehemaligen Rabensteiler Krug (heute Kreuzung Autobahn 27 / [[Lüdingworther Straße]]) als Ersatz für die im Jahre 1701 durch Blitzschlag zerstörte "Freudenmühle" (s.o.) erbaut. Es war eine landesherrschaftliche Erbzinsmühle.  
  
Als letzter Besitzer wird Jakob Eckhoff genannt. Nach ihm die Mühlenbezeichnung. Er erwarb diese Mühle im Jahre 1894 und betrieb sie bis zu seinem Tod 1910. Ihr Abriss erfolgt im Jahre 1920.
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Als letzter Besitzer wird Jakob Eckhoff genannt. Von ihm wird die Mühlenbezeichnung abgeleitet. Er erwarb diese Mühle im Jahre 1894 und betrieb sie bis zu seinem Tod 1910. Ihr Abriss erfolgte im Jahre 1920.
  
 
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[[Datei:Muehle Ritzebuettel 5198.jpg|130px|left]]
 
[[Datei:Muehle Ritzebuettel 5198.jpg|130px|left]]
Das um 1892 enstandene Bild zeigt die '''[[Fleckenmühle]]''' in der [[Deichstraße]]. Die Mühle wurde nach Reineke im Jahre 1526 erbaut. <br> Im April 1894 wurde die Mühle zerlegt und nach Klint verkauft, wo sie noch über Jahre Dienst tat.
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Das um 1892 entstandene Bild zeigt die '''[[Fleckenmühle]]''' in der [[Deichstraße]]. Die Mühle wurde nach Reineke im Jahre 1526 erbaut. <br>  
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Im April 1894 wurde die Mühle zerlegt und nach Klint verkauft, wo sie noch über Jahre Dienst tat.
 
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[[Datei:Feldtmannsche Muehle.jpg|130px|left]]
 
[[Datei:Feldtmannsche Muehle.jpg|130px|left]]
Im Jahre [[1846]] erbaut der Bäckersohn Johann Peter Feldtmann auf dem Geländes des späteren Parkplatzes des ehemaligen Kaufhauses Hertie direkt an der [[Altenwalder Wettern]] die '''[[Feldtmann´sche Mühle]]''', eine Dampfmühle, die er ein Jahr später in Betrieb nimmt. Nach kurzer wechselvoller Geschichte wird sie aufgegeben, demontiert und in [[Oxstedt]] wieder aufgestellt.
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Im Jahre [[1846]] erbaut der Bäckersohn Johann Peter Feldtmann auf dem Gelände des späteren Parkplatzes des ehemaligen Kaufhauses Hertie direkt an der [[Altenwalder Wettern]] die '''[[Feldtmann´sche Mühle]]''', eine Dampfmühle, die er ein Jahr später in Betrieb nimmt. Aufgrund der Elbblockade durch dänische Kriegsschiffe 1848 und der damit verbundenen Verknappung und damit Verteuerung der englischen Kohle, kommt er in finanzielle Schieflage. Als Ausweg sieht er sich genötigt, auf dem Dach des Mühlengebäudes einen Windantrieb zu installieren - ohne amtliche Erlaubnis. Nach kurzer wechselvoller Geschichte wird sie aufgegeben, demontiert und in [[Oxstedt]] wieder aufgestellt.
 
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==Verwandte der Windmühle==
 
==Verwandte der Windmühle==
  
Im Jahre [[1577]] wird in einem Ritzebütteler Steuerregister eine [[Wurt|Mühlenwurt]] an der [[Nordersteinstraße]] erwähnt. Diese war vermutlich das Überbleibsel der zwischen [[1559]] und [[1564]] (so Borrmann. Bussler spricht hier von 1526) an die Deichstraße verlegten [[Fleckenmühle]] (s.o.). Grund für die Verlegung wird vermutlich die zunehmende Bebauung der Nordersteinstraße gewesen sein, was sich natürlich nachteilig auf die Windverhältnisse ausgewirkt haben muss, wärend das neu Gelände noch komplett brach lag. Möglicher Grund für  Verlegung der Fleckenmühle nach außerhalb des Fleckens an eben diesen Standort mag aber auch die oben erwähnte Aufteilung von Mühlenbetrieb und Müllerhaus gewesen sein. Der Müller wohnte nach wie vor im Grodener Kirchspiel, wärend die Mühle im Döser Kirchspiel stand. Im Jahre 1535 war Döse als eigenständiges Kirchspiel von Altenwalde unabhängig geworden.
 
 
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Im Jahre [[1577]] wird in einem Ritzebütteler Steuerregister eine [[Wurt|Mühlenwurt]] an der [[Nordersteinstraße]] erwähnt. Diese war vermutlich das Überbleibsel der zwischen [[1559]] und [[1564]] (so Borrmann. Bussler spricht hier von 1526) an die Deichstraße verlegten [[Fleckenmühle]] (s.da), einer Bockwindmühle. Grund für die Verlegung wird vermutlich die zunehmende Bebauung der Nordersteinstraße gewesen sein, was sich natürlich nachteilig auf die Windverhältnisse ausgewirkt haben muss, während das neue Gelände noch komplett brach lag. Möglicher Grund für  Verlegung der Fleckenmühle nach außerhalb des Fleckens an eben diesen Standort mag aber auch die oben erwähnte Aufteilung von Mühlenbetrieb und Müllerhaus gewesen sein. Der Müller wohnte nach wie vor im Grodener Kirchspiel, während die Mühle im Döser Kirchspiel stand. Im Jahre 1535 war Döse als eigenständiges Kirchspiel von Altenwalde unabhängig geworden.
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Aus dem Holz der alten Bockwindmühle an der Nordersteinstraße lässt der Amtmann Holthusen neben der neuen Fleckenmühle auch noch einen '''Göpel''' bauen, eine Pferde- oder '''Rossmühle'''. Ein überdachter ebenerdiger Mühlplatz mit dem Mahlwerk in der Mitte, angetrieben über einen langen Hebelbalken von einem rund-laufenen Pferd oder Ochsen. Auch diese Mühle findet sich im genannten Ritzebütteler Steuerregister. Nicht bekannt ist die Örtlichkeit, lediglich, dass sie sich im Hamburgischen, also im Amt Ritzebüttel befand.
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Aus dem Holz der alten Bockwindmühle an der Nordersteinstraße lässt der Amtmann Holthusen neben der neuen Fleckenmühle auch noch einen '''Göpel''' bauen, eine Pferde- oder '''Rossmühle'''. Ein überdachter, ebenerdiger Mühlplatz mit dem Mahlwerk in der Mitte, angetrieben über einen langen Hebelbalken von einem rundlaufenen Pferd oder Ochsen. Auch diese Mühle findet sich im genannten Ritzebütteler Steuerregister. Nicht bekannt ist die Örtlichkeit, lediglich, dass sie sich im Hamburgischen, also im Amt Ritzebüttel befand.
 
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In Ritzebüttel hat auf einer [[Wurt]] am Hafenpriel, dem späteren [[Schleusenpriel]], eine '''Ölmühle''' existiert. Diese wurde im Jahre 1567 von dem Amtspächter Balthasar von Meinßen errichtet, dem auch die Einkünfte zuflossen. Diese Einrichtung, von der das genaue Aussehen bisher nicht bekannt ist, verarbeitete Krabben und produzierte Ölkuchen. Die Lage am Priel war absichtlich gewählt, um einen Zwischentransport der Krabben zu vermeiden. Wann diese Einrichtung aufgegeben wurde, ist ebenfalls nicht bekannt.
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Auf einer Karte von Rulandt aus dem Jahre [[1625]] ist unter der Nummer 29 vermerkt: "Schlagbaum bey der Ohll Muhlen". Sie ist auf der Übersichtskarte (s.o.) entsprechend ihrer Position auf der Rulandt-Karte unter Nr. 9 eingetragen. Es ist nicht klar, ob es sich dabei um eine eigenständige Mühle handelt oder um die auf der Rulandt-Karte falsch positionierte [[Grodener Mühle]], auch Alte Mühle genannt.
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Auf dem Hof des Bauern Wilkens in Holte-Spangen hat es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Scheune einen Pferdegöpel gegeben. Die Antriebsstangen für die Kraftübertragung zwischen den Getrieben finden sich heute in einigen Gattertoren wieder.
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Laut Auskunft des Bauern waren früher derartige Antriebe auf den Höfen keine Seltenheit. Sie dienten zum Betrieb verschiedener Gerätschaften.
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In Ritzebüttel hat auf einer [[Wurt]] am Hafenpriel, dem späteren [[Schleusenpriel]], eine '''Ölmühle''' existiert. Diese wurde im Jahre [[1567]] von dem Amtspächter Balthasar von Meinßen errichtet, dem auch die Einkünfte zuflossen. Diese Einrichtung, von der das genaue Aussehen bisher nicht bekannt ist, verarbeitete Krabben und produzierte Ölkuchen. Die Lage am Priel war absichtlich gewählt, um einen Zwischentransport der Krabben zu vermeiden. Wann diese Einrichtung aufgegeben wurde, ist nicht bekannt.
 
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[[Datei:Windmotor Duhnen 1.jpg|130px|left]]
 
[[Datei:Windmotor Duhnen 1.jpg|130px|left]]
  
Um 1900 gab es in Duhnen auf dem Bauernhof Ernst Schumann, heute Hotel `Strandperle´, auf einer neuerbauten Scheune eine '''Dach-Windmühle'''. Entgegen seiner Bezeichnung war die Duhner ausschließlich als Antriebseinheit für die bäuerlichen Arbeitsgeräte bestimmt. Zu der Zeit war diese Art `Dachwindmühlen´ weit verbreitet im Norden. Ein Exemplar steht heute noch zwischen Skagen und Hirtshals in Dänemark (s.u.). Sie alle waren der Statik wegen nicht sehr hoch, jedoch hatten alle norddeutschen Dach-Windanlagen Jalousien und Windrose.
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Um 1900 gab es in Duhnen auf dem Bauernhof Ernst Schumann, heute Hotel "Strandperle", auf einer neuerbauten Scheune eine '''Dach-Windmühle'''. Entgegen seiner Bezeichnung war die Duhner Mühle ausschließlich als Antriebseinheit für die bäuerlichen Arbeitsgeräte bestimmt. Zu jener Zeit war diese Art Dachwindmühlen weitverbreitet im Norden. Ein Exemplar steht heute noch zwischen Skagen und Hirtshals in Dänemark (s.u.). Sie alle waren der Statik wegen nicht sehr hoch, jedoch hatten alle norddeutschen Dach-Windanlagen Jalousien und Windrose.
  
Um 1911 ist die `Mühle´ auf einer Ansichtskarte mit nur noch zwei Flügeln zu sehen. 1912 ist sie dann ganz verschwunden.
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Um 1911 ist der Windmotor auf einer Ansichtskarte mit nur noch zwei Flügeln zu sehen. 1912 ist sie dann ganz verschwunden.
  
 
Weitere Bilder s.u.
 
Weitere Bilder s.u.
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[[Datei:Gerdts Mühlenbetrieb.jpg|130px|left]]
 
[[Datei:Gerdts Mühlenbetrieb.jpg|130px|left]]
  
In der [[Wilhelm-Heidsiek-Straße]] 25 befand sich der Mühlenbetrieb Max Gerdts KG. mit Verkauf von Getreide, Futter und Düngemitteln. Heute ist das Mühlengebäude als Wohnhaus ausgebaut.
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In der [[Wilhelm-Heidsiek-Straße]] 25 befand sich der [[Max Gerdts-Mühlenbetrieb|Mühlenbetrieb Max Gerdts KG]] mit Verkauf von Getreide, Futter und Düngemitteln. Heute ist das Mühlengebäude als Wohnhaus ausgebaut.
 
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Datei:Sandwegsmühle 1877.jpg|[[Sandwegmühle]]
 
Datei:Sandwegsmühle 1877.jpg|[[Sandwegmühle]]
 
Datei:Schedenhorner Mühle 1877.jpg|[[Schedenhörner Mühle]]
 
Datei:Schedenhorner Mühle 1877.jpg|[[Schedenhörner Mühle]]
Datei:Grodener Mühle 1877.jpg|[[Grodener Mühle|Schütt´s (Grodener) Mühle]]
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Datei:Grodener Mühle 1877.jpg|[[Grodener Mühle|Schütts (Grodener) Mühle]]
 
Datei:Warningsmühle 1877.jpg|[[Warningsackermühle]]
 
Datei:Warningsmühle 1877.jpg|[[Warningsackermühle]]
 
Datei:Wurstmühle 1877.jpg|[[Marienmühle|Überbraaker Mühle]]
 
Datei:Wurstmühle 1877.jpg|[[Marienmühle|Überbraaker Mühle]]
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Aktuelle Version vom 15. März 2024, 16:58 Uhr

Windmühlen im Stadtgebiet Cuxhavens

Diese Seite zeigt Windmühlen in Cuxhaven.

Kleine Windmühlenkunde im Vorab

Die Urmühle unseres nordwest-europäischen Raumes ist die Bock- oder Ständerwindmühle, ein auf einem mächtigen, senkrechten, seitlich abgestützten Zentralbalken gelagertes, drehbares Mühlengehäuse, welches insgesamt um den Balken in den Wind gedreht wird. Das Windrad mit den Flügeln war dabei richtungsstarr mit dem Mühlengehäuse verbunden. Erstmalig wird dieser Mühlentyp um 1200 in diesem Raum erwähnt, im norddeutschen Raum gegen 1425.

Nach neueren Forschungsergebnissen baute im Jahre 1573 der holländische Mühlenbaumeister Andries van der Moerbeke die erste Kappenwindmühle. Sie besteht aus einem festen Rundbau mit einer aufgesetzten, drehbaren Kappe, die das Windrad und die Flügelwelle trägt. Rundlich bedeutet dabei häufig achteckig. Dieses hat die Vorteile, dass 1. die Mühle weitaus windsicherer ist, da es sich bis auf die Kappe um einen massiven Bau handelt und 2. der Unterbau beliebig groß gebaut werden kann, was natürlich das Platzangebot in der Mühle erheblich erweitert. So lassen sich von einer Antriebseinheit mehrere verschiedene Mahlgänge antreiben. Aufgrund ihrer Herkunft erhielt die Kappenwindmühle hier die später geläufige Bezeichnung Holländermühle. Es dauerte ungefähr zwei Jahrhunderte, bevor sich diese Bauart zunehmend in Deutschland durchsetzte. Um 1900 dann war aber die große Zeit der Bockwindmühle beendet.

Die Kappen- oder Holländermühle wiederum teilt sich auf in

  • Erdholländer: Sie haben einen nur eingeschossigen Unterbau, meist steingemauert, der Steert reicht bis auf den Erdboden, sodass er vom Boden aus bedient werden kann. Dabei kann der Unterbau, also der eigentliche Arbeitsraum des Müllers, auch in einen Erdhügel mit Eingangstor eingelassen sein, was einen kürzeren Steert zur Folge hat.
  • Galerieholländer: Meist wurde bei mehretagigen Unterbauten, bei denen der Steert nicht mehr bis zum Boden reichen konnte, stattdessen ein rundum laufender Balkon, die Galerie, vorgesehen. Auf dieser konnte der Müller seine Mühle in luftiger Höhe umrunden, um sie in den Wind zu drehen. Dabei konnte es schon mal um fünfstöckige Unterbauten mit insgesamt 30 Metern Mühlenhöhe gehen. Solche Mühlen finden sich in Hage, Ostfriesland, bei Norden oder in Aurich.
  • Galerieholländer mit Windrose.

Grundsätzlich muss eine Windmühle drehbar sein, um sie "in den Wind" drehen zu können. Das bedeutet, dass die Windflügel immer dem Wind zugedreht sein müssen, da sie nur dann die Windkraft aufnehmen und umsetzen können. Bei stark wechselnden Winden war das Drehen der Mühle also unter Umständen eine zeitintensive Arbeit. Bei Sturm war das Drehen in den Wind sogar lebenswichtig für die Mühle. Sehr viele Windmühlen haben ihr Leben verloren, weil der Wind sie von hinten her angreifen konnte, wofür sie aber baustatisch nicht ausgelegt waren und so ihre Flügel und mehr einbüßten. Gedreht wurde die Mühle entweder mit dem Steert, einem auf den Boden reichenden Einzelbalken, bei der Kappenwindmühle per Balkengerüst oder bei der höher gelegenen Galeriemühle mit dem "Kröjrad", einer unten am Steert angebrachten Drehwinde.

Aufgrund der Aufwendigkeit des 24-Stunden-Einsatzes bei wechselnden Winden ersetzten viele Müller ab dem Jahrhundertwechsel 1900 den Steert durch die Windrose. Sie war in England erfunden worden und verlagerte die Drehwinde direkt auf die Rückseite des Mühlenkopfes. Sie besaß ein oder zwei kleinere senkrechte Windräder, die ihre Arbeit sofort selbsttätig begannen, sobald der Wind nicht mehr direkt von vorn kam. Damit war der Müller von dieser Arbeit entlastet. Statt eines Windenseiles oder einer Kette arbeitete sie mit einer Zahnradmechanik.

Es wird vielleicht auffallen, dass häufig Mühlen an Gemeindegrenzen stehen; der Mühlenbetrieb in der einen Gemeinde, das Müllerhaus in der benachbarten Gemeinde. Dieses ist gewollt und hat den Sinn, dass der Müller sein Standbein in beiden Gemeinden hat und damit auch in beiden Gemeinden verkaufen kann, was ja bis in die Neuzeit hinein sehr reglementiert war.

Häufig sind Mühlen nach ihren jeweiligen oder herausgehobenen Besitzern, heute häufig nach dem letzten benannt, ebenso aber auch nach ihrem Standort. Seltener haben sie besondere, übergeordnete Namen.

In Märchen und Sagen hört man oft vom reichen Müller. Für die Cuxhavener Müller mag sicherlich auch das zuweilen zutreffend gewesen sein, doch aus den Chroniken kann ersehen werden, dass mindestens so häufig Verkäufe und Konkurse die Müller trafen.

Übersicht

Altenbruch

Osterende

Warningsmühle.jpg

Nahe dem alten Versammlungsplatz der Stände des Landes Hadeln, dem Warningsacker, stand am Warnigsackerweg die Warningsackermühle. Diese Bockwindmühle ist bereits auf einer Karte aus dem Jahre 1625 verzeichnet und existierte bis in das Jahr 1927, in dem sie abgebrochen wurde.






Osterende 15


Die Eitzenmühle wurde bereits vor dem 30-jährigen Krieg erwähnt. Bis 1914 arbeitete die Holländermühle von Johann Eckhoff mit Windantrieb, danach mit Motorkraft.





Osterende-Wehldorf

In Wehldorf an der Höftgrube stand die Marien- oder Überbraaker Mühle, auch bekannt als Wurstmühle. Diese Mühle ist bereits auf einer Landkarte des Jahres 1625 eingezeichnet und war stets eine Bockwindmühle. Sie wurde nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen. Der ehemalige Mühlenstandplatz ist heute die Wehldorfer Straße 56.


Westerende

Windmuehle 5164.jpg

Um 1900 entstandene Fotografie der Altenweger Mühle in Altenbruch-Westerende, auch als Grodener Mühle bezeichnet. Sie fiel, wie viele Mühlen in der Gegend, am 21. Dezember 1925 einem Sturm zum Opfer.





Westerende

Neben der B 73 in Altenbruch, Mühlentrift, Ecke Alter Weg, stand die `Sandwegmühle´, die später nach ihren letzten Besitzern als Glameyermühle bekannt war. Sie wurde vermutlich um 1600 herum erbaut und existierte bis zum 23. Dezember 1916, als sie bei einem Orkan umstürzte.


Altenwalde

Altenwalder Muehle.JPG

Die Altenwalder Mühle befand sich am Platz des Lehrschwimmbeckens der Altenwalder Schule.

  • Bis 1768 im Besitz des Klosters Neuenwalde,
1535 erbaut.
1648 im Sturm gefallen.
1670 vom Blitz getroffen, wieder aufgebaut.
1703 im Sturm gefallen, wieder aufgebaut.
1911 endgültig abgerissen

Döse

Muehle-Doese-5199.jpg

Die Döser Mühle (Westermühle) war eine Bockwindmühle an der Steinmarner Straße. Die Mühle wird erstmals im Jahre 1521 erwähnt und ist damit die älteste Mühle in Cuxhaven. Sie lieferte hauptsächlich Schrot und Roggenmehl. Am 18. Juli 1937 wurde die Mühle gesprengt.






Groden

Mühle-5162.jpg

Die Grodener Mühle, auch Schütts Mühle war eine Bockwindmühle. Standort war der Alte Hadelner Seebandsdeich.

Wie auch die Mühlen in Döse und Ritzebüttel unterstand diese Mühe der Aufsicht des Amtmanns, d.h., sie gehörte der Stadt Hamburg. Um 1560 erbaut, versah sie ihren Dienst bis in das 20. Jh. hinein. Die Mühle wurde am 14. April 1945 während des letzten Luftangriffes auf Cuxhaven durch eine Bombe zerstört.

Weiteres Bild s. u.




Lüdingworth

Muehle-Luedingworth-5163.jpg

Steffens Mühle, früher Bullenmühle, heute Betty, ist eine Turmholländermühle am Scheidungsweg in Lüdingworth. Sie wird zuerst im Jahre 1563 erwähnt und kann heute im Verlaufe der Niedersächsischen Mühlenstraße als einzige noch erhaltene Cuxhavener Mühle zumindest von außen besichtigt werden.
Aufnahmedatum unbekannt.









Weges Mühle.jpeg

Die Schedenhörner Mühle, heute besser bekannt als Weges Mühle, wurde in den Jahren 1835/1836 als Erdholländer mit Steert an der Norderscheidung, heute Scheidungsweg, gebaut und nach wechselvoller Geschichte im Jahre 1954 abgerissen.
Aufnahmedatum unbekannt.









Im Lüdingworther Westerende stand die so genannte Freudenmühle, benannt nach ihrem langjährigen Pächter von Freuden. Der Ursprung der herrschaftlichen Bockwindmühle ist nicht bekannt. Sie bestand lt. einer Abgabenurkunde bereits im Jahre 1656.

Am 9. November 1701 wurde sie von einem Blitz getroffen und in Schutt und Asche gelegt. Der damalige Pächter Claus Karstens baute die Mühle nicht wieder auf. Über einen Neubau stritt man sich letztlich 95 Jahre, bis man sich dann entschied, eine Mühle am Wetternweg neu zu errichten (s. Eckhoff´sche Mühle).

Das stehen gebliebene Müllerhaus wurde 1728 abgebrochen und an den Zollenbusch versetzt. Die Lokalität der ehemaligen Mühle ist heute die Lüdingworther Straße 18.



Mühle am Wetternweg.jpeg

1796 wurde die Eckhoff´sche Mühle, eine Galerieholländermühle mit Steert gegenüber dem ehemaligen Rabensteiler Krug (heute Kreuzung Autobahn 27 / Lüdingworther Straße) als Ersatz für die im Jahre 1701 durch Blitzschlag zerstörte "Freudenmühle" (s.o.) erbaut. Es war eine landesherrschaftliche Erbzinsmühle.

Als letzter Besitzer wird Jakob Eckhoff genannt. Von ihm wird die Mühlenbezeichnung abgeleitet. Er erwarb diese Mühle im Jahre 1894 und betrieb sie bis zu seinem Tod 1910. Ihr Abriss erfolgte im Jahre 1920.

Aufnahmedatum unbekannt.








Oxstedt

Muehle-Oxstedt-5159.jpg

Das Bild zeigt die Oxstedter Mühle und die Gastwirtschaft Harms in Oxstedt, ein Erdholländer mit Steert.
Das Datum der Aufnahme ist nicht bekannt.





Ritzebüttel

Muehle Ritzebuettel 5198.jpg

Das um 1892 entstandene Bild zeigt die Fleckenmühle in der Deichstraße. Die Mühle wurde nach Reineke im Jahre 1526 erbaut.
Im April 1894 wurde die Mühle zerlegt und nach Klint verkauft, wo sie noch über Jahre Dienst tat.






Feldtmannsche Muehle.jpg

Im Jahre 1846 erbaut der Bäckersohn Johann Peter Feldtmann auf dem Gelände des späteren Parkplatzes des ehemaligen Kaufhauses Hertie direkt an der Altenwalder Wettern die Feldtmann´sche Mühle, eine Dampfmühle, die er ein Jahr später in Betrieb nimmt. Aufgrund der Elbblockade durch dänische Kriegsschiffe 1848 und der damit verbundenen Verknappung und damit Verteuerung der englischen Kohle, kommt er in finanzielle Schieflage. Als Ausweg sieht er sich genötigt, auf dem Dach des Mühlengebäudes einen Windantrieb zu installieren - ohne amtliche Erlaubnis. Nach kurzer wechselvoller Geschichte wird sie aufgegeben, demontiert und in Oxstedt wieder aufgestellt.




Verwandte der Windmühle


Im Jahre 1577 wird in einem Ritzebütteler Steuerregister eine Mühlenwurt an der Nordersteinstraße erwähnt. Diese war vermutlich das Überbleibsel der zwischen 1559 und 1564 (so Borrmann. Bussler spricht hier von 1526) an die Deichstraße verlegten Fleckenmühle (s.da), einer Bockwindmühle. Grund für die Verlegung wird vermutlich die zunehmende Bebauung der Nordersteinstraße gewesen sein, was sich natürlich nachteilig auf die Windverhältnisse ausgewirkt haben muss, während das neue Gelände noch komplett brach lag. Möglicher Grund für Verlegung der Fleckenmühle nach außerhalb des Fleckens an eben diesen Standort mag aber auch die oben erwähnte Aufteilung von Mühlenbetrieb und Müllerhaus gewesen sein. Der Müller wohnte nach wie vor im Grodener Kirchspiel, während die Mühle im Döser Kirchspiel stand. Im Jahre 1535 war Döse als eigenständiges Kirchspiel von Altenwalde unabhängig geworden.



Aus dem Holz der alten Bockwindmühle an der Nordersteinstraße lässt der Amtmann Holthusen neben der neuen Fleckenmühle auch noch einen Göpel bauen, eine Pferde- oder Rossmühle. Ein überdachter, ebenerdiger Mühlplatz mit dem Mahlwerk in der Mitte, angetrieben über einen langen Hebelbalken von einem rundlaufenen Pferd oder Ochsen. Auch diese Mühle findet sich im genannten Ritzebütteler Steuerregister. Nicht bekannt ist die Örtlichkeit, lediglich, dass sie sich im Hamburgischen, also im Amt Ritzebüttel befand.



Auf einer Karte von Rulandt aus dem Jahre 1625 ist unter der Nummer 29 vermerkt: "Schlagbaum bey der Ohll Muhlen". Sie ist auf der Übersichtskarte (s.o.) entsprechend ihrer Position auf der Rulandt-Karte unter Nr. 9 eingetragen. Es ist nicht klar, ob es sich dabei um eine eigenständige Mühle handelt oder um die auf der Rulandt-Karte falsch positionierte Grodener Mühle, auch Alte Mühle genannt.



Auf dem Hof des Bauern Wilkens in Holte-Spangen hat es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Scheune einen Pferdegöpel gegeben. Die Antriebsstangen für die Kraftübertragung zwischen den Getrieben finden sich heute in einigen Gattertoren wieder.

Laut Auskunft des Bauern waren früher derartige Antriebe auf den Höfen keine Seltenheit. Sie dienten zum Betrieb verschiedener Gerätschaften.



In Ritzebüttel hat auf einer Wurt am Hafenpriel, dem späteren Schleusenpriel, eine Ölmühle existiert. Diese wurde im Jahre 1567 von dem Amtspächter Balthasar von Meinßen errichtet, dem auch die Einkünfte zuflossen. Diese Einrichtung, von der das genaue Aussehen bisher nicht bekannt ist, verarbeitete Krabben und produzierte Ölkuchen. Die Lage am Priel war absichtlich gewählt, um einen Zwischentransport der Krabben zu vermeiden. Wann diese Einrichtung aufgegeben wurde, ist nicht bekannt.



Windmotor Duhnen 1.jpg

Um 1900 gab es in Duhnen auf dem Bauernhof Ernst Schumann, heute Hotel "Strandperle", auf einer neuerbauten Scheune eine Dach-Windmühle. Entgegen seiner Bezeichnung war die Duhner Mühle ausschließlich als Antriebseinheit für die bäuerlichen Arbeitsgeräte bestimmt. Zu jener Zeit war diese Art Dachwindmühlen weitverbreitet im Norden. Ein Exemplar steht heute noch zwischen Skagen und Hirtshals in Dänemark (s.u.). Sie alle waren der Statik wegen nicht sehr hoch, jedoch hatten alle norddeutschen Dach-Windanlagen Jalousien und Windrose.

Um 1911 ist der Windmotor auf einer Ansichtskarte mit nur noch zwei Flügeln zu sehen. 1912 ist sie dann ganz verschwunden.

Weitere Bilder s.u.



Gerdts Mühlenbetrieb.jpg

In der Wilhelm-Heidsiek-Straße 25 befand sich der Mühlenbetrieb Max Gerdts KG mit Verkauf von Getreide, Futter und Düngemitteln. Heute ist das Mühlengebäude als Wohnhaus ausgebaut.






In Altenwalde, Bahnhofstraße 24, heute ???, unterhielt der Mühlenbetrieb Max Gerdts KG. eine Futtermühle mit Auslieferungslager.



Lagekarten von 1877

Bilder