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Kloster Altenwalde: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahre [[1219]] wird erstmals urkundlich die Gründung des Klosters `Middelken´ erwähnt. Erbauer waren die Edelherren von Diepholz und Hoja, in deren Geschlecht sich auch bremische Domherren fanden. Es wurde in Midlum-Kransburg als Nonnenkloster erbaut und ging als Schenkung an den Benediktinerorden. <br>
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Die älteste Urkunde zur Geschichte des Klosters stammt dem Jahre [[1219]] und berichtet von der geplanten Gründung eines Nonnenklosters in ''middelhem in hatheleria'', also Midlum. Diese Urkunde ist im Urkundenbuch des Klosters Neuenwalde noch vorhanden. Die Stifter des Klosters waren die Herren von Diepholz, in der Urkunde "Nobiles" genannt. Sie planten, in Midlum ein Nonnenkloster zu errichten und verließen aus unbekannten Gründen Midlum. Ihren Besitz übertrugen Sie an die bremische Kirche, dazu gehörte auch die Kapelle in Midlum mit allem Zubehör. Einige Jahre nach der Schenkung gründete Erzbischof Gerhard II. in Midlum das Kloster. Nach neuesten Untersuchungen geht man davon aus, dass er es mit Zisterzienserinnen besetzen wollte. Nachweislich ist aber seit [[1282]] nur von Benediktinerinnen die Rede. <br>  
Aus letztlich nicht geklärten Gründen wurde es bereits [[1282]] nach `Wohlde´, dem heutigen [[Altenwalde]], verlegt. Von dem Gründungskloster sind keine Spuren geblieben und auch die Lage nicht gesichert.  
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Die in Midlum und der [[Geest]] ansässigen Adelsfamilien waren die eifrigsten Förderer des Klosters. Sie befanden sich in ständigem Streit mit den angrenzenden [[Land Wursten|Wurster]] Bauern, denen auch das adlige Kloster ein Dorn im Auge war, weil sie befürchteten, die bremische Kirche könnte ihren Einfluss durch das Kloster in Wursten vermehren wollen. Die Ausweitung dieser Streitigkeiten führte letztlich dazu, dass sich das Kloster in Midlum nicht lange behaupten konnte. Im Neuenwalder Urkundenbuch befindet sich eine Urkunde, in der es heißt, `dass das Kloster inmitten eines verkehrten und schlechten Volkes gelegen sei, das nach verbrecherischen und unerlaubten Zielen trachte´. Im "Wurster Krieg" erlitten die Truppen des Adels [[1256]] eine empfindliche Niederlage und konnten die Sicherheit des Klosters nicht mehr gewährleisten. Folge davon war auch, dass das Kloster zusehends verarmte. Heute zeugen noch Teile der Klosterkirche St. Pankratius von dieser Zeit, auch das Taufbecken erinnert noch an das Kloster. Die Friedhofsmauer soll auf Überreste der Klostergebäude zurückzuführen sein; demnach hat sich das Kloster auf einem Hügel nordöstlich der Kirche befunden, während sich das zum Kloster gehörende Vorwerk, also der landwirtschaftliche Betrieb, in Kransburg befunden hat. <br>
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[[1282]] wurde das Kloster aus o.a. Gründen nach '''Wolde''', dem heutigen Altenwalde verlegt. Dort existierte bereits eine Wallfahrtskapelle, die über einen Splitter des Heiligen Kreuzes verfügte und deshalb ein Anziehungspunkt für Pilger war. Es handelte sich um die "Kapelle zum Heiligen Kreutz und des Hl. Willehad". Daneben bestand dort die Pfarrkirche "St. Cosmae und Damiani". Durch den Bremer Erzbischof Giselbert wurde das Kloster großzügig mit Einkünften und Rechten ausgestattet. Außerdem erschien er im August des Jahres 1282 zur Beurkundung der Übergabe persönlich in Wolde. Neben der Bremischen Kirche wurde das Kloster durch die Ritter von Bederkesa und die in [[Sahlenburg]] und [[Ritzebüttel]] ansässigen Herren von Lappe gefördert. Seit 1307 förderten auch die Landesherren von [[Land Hadeln|Hadeln]], die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, das Kloster. <br>
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Trotz erheblichem Zugewinn an Land wird immer wieder davon berichtet, dass sich die Nonnen in ärmlichen Verhältnissen befanden. So werden bereits 50 Jahre nach der Verlegung nach Wolde Überlegungen angestellt, das Kloster erneut zu verlegen. Vor allem wird Wassermangel in Wolde als Begründung vorgebracht. Dazu kam, dass Pilger zur Kapelle häufig von den Wurstern überfallen wurden. In der Nähe von Dalem hatte das Kloster bereits eine Wassermühle errichten lassen, die dann 1334 zum Ausgangspunkt der neuen Klostersiedlung wurde.
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Das Kloster verlegte seinen Sitz also an einen Platz, an dem es schon über Einfluss verfügte. Die Einkünfte aus Altenwalde behielt das Kloster auch. Um diese Einkünfte hoch zu halten, ließ es die Reliquien in der Altenwalder Kapelle, die dadurch weiterhin als Wallfahrtskirche genutzt werden konnte.
  
Wohlde hatte zu der Zeit bereits ein Kapelle, war also kein kirchliches Niemandsland. Das verlegte Kloster wurde schnell zum Walfahrtsort. Bereits im Jahre [[1334]] siedelte der Orden vom alten Wohlde über in das neue Wohlde. Hieraus resultieren die heutigen Namen der Orte Alten- und Neuenwalde. Auch für diesen Umzug sind keine Gründe bekannt. Auch von diesem Kloster sind keine Spuren geblieben, lediglich die Lage ist bekannt. Es stand zwischen dem Sportplatz und der Straße `[[Zur Burg]]´. Bereits in der Karte von Johan Schröter aus [[1494]] ist kein Vermerk mehr zu finden. Lediglich ist das Klosterland als `stiftisch´ eingezeichnet. Möglicher Weise war schon zu der Zeit das Kloster zum Stift umgewandelt.
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Von der Wallfahrtskirche in Altenwalde ist seit dem Ende des 16. Jahrhunderts nichts mehr bekannt, 1905 soll es aber auf der Altenwalder Höhe noch eine Trümmerstätte gegeben haben. An Stelle der zum Kloster gehörenden Pfarrkirche, die 1789 abgerissen wurde, entstand an gleicher Stelle die heutige Altenwalder Kirche, die [[Kreuzkirche]].
  
Das Kloster Neuenwalde hat seinen Bestand bis heute als Damenstift und bewohnt von einigen Damen.
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Das heutige Kloster Neuenwalde beherbergt seit 1816 Chanoinessen. 1863 schenkt der schwedische König Carl XI das Kloster der Ritterschaft des Herzogtums Bremen, die es bis heute als Damenstift betreibt. Ende des Zweiten Weltkriegs finden im Kloster viele Flüchtlingsfamilien Zuflucht. Seit 2005 hat das Kloster wieder einen Konvent, der die alte Bedeutung des Klosters als einen der geistlichen und kulturellen Mittelpunkte der Region fördern soll. Im Jahre 2012 wird beschlossen, das Kloster in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungszentrum Bederkesa zu einem Tagungs- und Seminarzentrum umzubauen. Die letzten vier Bewohnerinnen (2014) behalten ihr Wohnrecht, eine Priorin gibt es jedoch offiziell nicht mehr. Damit steht auch der Konvent vor der Auflösung.
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Zur Altenwalder Geschichte gehört es auch, dass [[1533]] Anna Willers, die damalige Priorin des Klosters, mit Erlaubnis des Bremer Erzbischofs den Bau der [[Altenwalder Mühle]] als zusätzliche Einnahmequelle veranlasste.
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==Quellen==
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Dirk Behrens: Kloster Neuenwalde - Zur Geschichte des ehemaligen Nonnenklosters und heutigen Damenstiftes Neuenwalde, Stade 1993
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H. Rüther: Geschichte des Klosters Neuenwalde, Otterndorf 1950
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Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Im Auftrag des Landschaftsverbandes der ehem. Herzogtümer Bremen und Verden herausgegeben von Hans-Eckhard Dannenberg und Heinz-Joachim Schulze, Band II Mittelalter, Stade 1995
  
Im Jahre [[1533]] veranlasste Anna Willers, die damalige Priorin des Klosters, mit Erlaubnis des Bremer Erzbischoffs den Bau der [[Altenwalder Mühle]] als zusätzliche Einnahmequelle.
 
  
 
[[Kategorie:Bauwerke(Chronik)]]
 
[[Kategorie:Bauwerke(Chronik)]]
 
[[Kategorie:Altenwalde]]
 
[[Kategorie:Altenwalde]]

Version vom 27. April 2014, 12:06 Uhr

Die älteste Urkunde zur Geschichte des Klosters stammt dem Jahre 1219 und berichtet von der geplanten Gründung eines Nonnenklosters in middelhem in hatheleria, also Midlum. Diese Urkunde ist im Urkundenbuch des Klosters Neuenwalde noch vorhanden. Die Stifter des Klosters waren die Herren von Diepholz, in der Urkunde "Nobiles" genannt. Sie planten, in Midlum ein Nonnenkloster zu errichten und verließen aus unbekannten Gründen Midlum. Ihren Besitz übertrugen Sie an die bremische Kirche, dazu gehörte auch die Kapelle in Midlum mit allem Zubehör. Einige Jahre nach der Schenkung gründete Erzbischof Gerhard II. in Midlum das Kloster. Nach neuesten Untersuchungen geht man davon aus, dass er es mit Zisterzienserinnen besetzen wollte. Nachweislich ist aber seit 1282 nur von Benediktinerinnen die Rede.
Die in Midlum und der Geest ansässigen Adelsfamilien waren die eifrigsten Förderer des Klosters. Sie befanden sich in ständigem Streit mit den angrenzenden Wurster Bauern, denen auch das adlige Kloster ein Dorn im Auge war, weil sie befürchteten, die bremische Kirche könnte ihren Einfluss durch das Kloster in Wursten vermehren wollen. Die Ausweitung dieser Streitigkeiten führte letztlich dazu, dass sich das Kloster in Midlum nicht lange behaupten konnte. Im Neuenwalder Urkundenbuch befindet sich eine Urkunde, in der es heißt, `dass das Kloster inmitten eines verkehrten und schlechten Volkes gelegen sei, das nach verbrecherischen und unerlaubten Zielen trachte´. Im "Wurster Krieg" erlitten die Truppen des Adels 1256 eine empfindliche Niederlage und konnten die Sicherheit des Klosters nicht mehr gewährleisten. Folge davon war auch, dass das Kloster zusehends verarmte. Heute zeugen noch Teile der Klosterkirche St. Pankratius von dieser Zeit, auch das Taufbecken erinnert noch an das Kloster. Die Friedhofsmauer soll auf Überreste der Klostergebäude zurückzuführen sein; demnach hat sich das Kloster auf einem Hügel nordöstlich der Kirche befunden, während sich das zum Kloster gehörende Vorwerk, also der landwirtschaftliche Betrieb, in Kransburg befunden hat.
1282 wurde das Kloster aus o.a. Gründen nach Wolde, dem heutigen Altenwalde verlegt. Dort existierte bereits eine Wallfahrtskapelle, die über einen Splitter des Heiligen Kreuzes verfügte und deshalb ein Anziehungspunkt für Pilger war. Es handelte sich um die "Kapelle zum Heiligen Kreutz und des Hl. Willehad". Daneben bestand dort die Pfarrkirche "St. Cosmae und Damiani". Durch den Bremer Erzbischof Giselbert wurde das Kloster großzügig mit Einkünften und Rechten ausgestattet. Außerdem erschien er im August des Jahres 1282 zur Beurkundung der Übergabe persönlich in Wolde. Neben der Bremischen Kirche wurde das Kloster durch die Ritter von Bederkesa und die in Sahlenburg und Ritzebüttel ansässigen Herren von Lappe gefördert. Seit 1307 förderten auch die Landesherren von Hadeln, die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, das Kloster.
Trotz erheblichem Zugewinn an Land wird immer wieder davon berichtet, dass sich die Nonnen in ärmlichen Verhältnissen befanden. So werden bereits 50 Jahre nach der Verlegung nach Wolde Überlegungen angestellt, das Kloster erneut zu verlegen. Vor allem wird Wassermangel in Wolde als Begründung vorgebracht. Dazu kam, dass Pilger zur Kapelle häufig von den Wurstern überfallen wurden. In der Nähe von Dalem hatte das Kloster bereits eine Wassermühle errichten lassen, die dann 1334 zum Ausgangspunkt der neuen Klostersiedlung wurde. Das Kloster verlegte seinen Sitz also an einen Platz, an dem es schon über Einfluss verfügte. Die Einkünfte aus Altenwalde behielt das Kloster auch. Um diese Einkünfte hoch zu halten, ließ es die Reliquien in der Altenwalder Kapelle, die dadurch weiterhin als Wallfahrtskirche genutzt werden konnte.

Von der Wallfahrtskirche in Altenwalde ist seit dem Ende des 16. Jahrhunderts nichts mehr bekannt, 1905 soll es aber auf der Altenwalder Höhe noch eine Trümmerstätte gegeben haben. An Stelle der zum Kloster gehörenden Pfarrkirche, die 1789 abgerissen wurde, entstand an gleicher Stelle die heutige Altenwalder Kirche, die Kreuzkirche.

Das heutige Kloster Neuenwalde beherbergt seit 1816 Chanoinessen. 1863 schenkt der schwedische König Carl XI das Kloster der Ritterschaft des Herzogtums Bremen, die es bis heute als Damenstift betreibt. Ende des Zweiten Weltkriegs finden im Kloster viele Flüchtlingsfamilien Zuflucht. Seit 2005 hat das Kloster wieder einen Konvent, der die alte Bedeutung des Klosters als einen der geistlichen und kulturellen Mittelpunkte der Region fördern soll. Im Jahre 2012 wird beschlossen, das Kloster in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungszentrum Bederkesa zu einem Tagungs- und Seminarzentrum umzubauen. Die letzten vier Bewohnerinnen (2014) behalten ihr Wohnrecht, eine Priorin gibt es jedoch offiziell nicht mehr. Damit steht auch der Konvent vor der Auflösung.

Zur Altenwalder Geschichte gehört es auch, dass 1533 Anna Willers, die damalige Priorin des Klosters, mit Erlaubnis des Bremer Erzbischofs den Bau der Altenwalder Mühle als zusätzliche Einnahmequelle veranlasste.


Quellen

Dirk Behrens: Kloster Neuenwalde - Zur Geschichte des ehemaligen Nonnenklosters und heutigen Damenstiftes Neuenwalde, Stade 1993

H. Rüther: Geschichte des Klosters Neuenwalde, Otterndorf 1950

Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Im Auftrag des Landschaftsverbandes der ehem. Herzogtümer Bremen und Verden herausgegeben von Hans-Eckhard Dannenberg und Heinz-Joachim Schulze, Band II Mittelalter, Stade 1995