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Untergang der Elbe 1 1936

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Untergang der ELBE 1
Skizze von Enno Kleinert
Artikel von 1978

In einem Zeitungsartikel wird im Jahre 1978 der Untergang der Elbe 1 beschrieben.


Abschrift des Artikels

Am Mittwoch, dem 27. Oktober 1936 kenterte in einem schweren Orkan das vor der Elbmündung in der Deutschen Bucht stationierte Feuerschiff „Elbe 1“. 15 Besatzungsmitglieder, überwiegend Familienväter, fanden dabei den Seemannstod. Zum ständigen Gedenken sind ihre Namen an dem 1939 geweihten Seefahrer-Ehrenmal auf dem Friedhof Brockeswalde zu finden.

Der 27. Oktober 1936 ist wohl noch allen, die ihn hier an der Küste erlebten, mit seiner ganzen Dramatik in Erinnerung. Orkane und Sturmfluten traten im Herbst 1936 besonders häufig und heftig auf. Sie waren mit Deichbrüchen an der Niederelbe und Seenotfällen von Schiffen in der Nordsee verbunden. Der Untergang von Feuerschiff Elbe 1 mit seiner Besatzung war aber wohl das tragischste Ereignis jener Tage.

Das Unglück traf nicht nur die Hinterbliebenen hart, sondern ging allen Cuxhavenern sehr nahe. In Seefahrerkreisen, Behörden und sonstigen Institutionen bekundete man große Trauer und zugleich auch Respekt vor der Pflichterfüllung der Feuerschiffs-Besatzung bis zum bitteren Ende. Die Männer des Schiffes sollten bereits am Tage vor dem Unglück abgelöst werden und ihren verdienten Freitörn antreten. Der Feuerschiff-Kapitän hatte die Position seines Schiffes, das mit einem eigenen Motorantrieb versehen war, aufgrund der außerordentlich schlechten Wetterlage verlassen können. Er tat es nicht, weil ein Feuerschiff gerade bei schlechtem Wetter ein wichtiger Ansteuerungspunkt für die Schiffahrt ist. Über den Hergang des Unglücks konnte nur der Kapitän des kleinen englischen Dampfers „The President“ nach dem Eintreffen seines Schiffes auf der Cuxhavener Reede berichten. Kapitän Smith hatte mit seinem Dampfer auf der Reise von Bremen nach Glasgow wegen des außergewöhnlich schweren Wetters bei Borkum beidrehen müssen und lief schutzsuchend in die Elbe ein. Über eine Funkanlage verfügte das Schiff nicht. Zwischen 13.00 und 13.40 Uhr passierte es die Position „Elbe 1“. Von Bord des Dampfers wurde beobachtet, daß das Feuerschiff zu dieser Zeit quer zum Strom lag und mit der Backbordseite dem ungewöhnlich hohen Seegang ausgesetzt war. Eine besonders hohe und gewaltige See warf das Feuerschiff dann plötzlich voll auf die Steuerbordseite. Wahrscheinlich verhinderte die Lage der Ankerkette, die sich an der Steuerbordklüse befand, ein Wiederaufrichten des Feuerschiffes, denn es blieb zunächst etwa 10 Minuten lang mit dieser Schlagseite liegen, bevor es versank.

Die englischen Seeleute mußten diesem Geschehen tatenlos zusehen.

Da die Funkanlage des Feuerschiffes zum Zeitpunkt des Kenterns wahrscheinlich bereits ausgefallen war, konnten keine SOS-Rute aufgefangen werden. Erst als sich „Elbe 1“ im. Laufe der Nachmittagsstunden auf drahtlose Anrufe nicht meldete, schickte das Schiffahrtsamt den Bergungsschlepper „Hermes“ hinaus, um die Lage auszukundschaften. Er fand die „Elbe 1“ nicht mehr. Inzwischen hatte Kapitän Smith mit seinem Schiff die Cuxhavener Reede erreicht und von hier aus die Behörden verständigt. Über die danach veranlaßte Suchaktion zu Wasser und aus der Luft ist in der Folgezeit bis hin zur Seeamtsverhandlung immer wieder berichtet worden. Dies umfangreiche Material liegt im Stadtarchiv Cuxhaven vor. Ein Satz aus dem Bericht des englischen Kapitäns Smith kennzeichnet wohl wie kein anderer die damalige Lage: »Es ist das Schrecklichste, was ich während meiner langen Jahre auf See in Krieg und Frieden erlebte. Ich sah torpedierte Schiffe sinken, aber nichts hat mich so ergriffen, wie der Untergang des Feuerschiffes Elbe 1". Das 1936 gesunkene Feuerschiff »Elbe 1 « (es hatte übrigens den Namen Bürgermeister O'Swald) wurde 1911 /12 auf der Werft Nüske und Co KG in Stettin erbaut und am 3. Mai 1912 bereits zum ersten Male auf seiner Station ausgelegt. Es war das erste mit einem elektrischen Feuer versehene Leuchtschiff Deutschlands und hatte eine Länge von 48 Metern zwischen den Loten und eine Breite von 7,7 Meter. Sein mittlerer Tiefgang betrug ca 4 Meter. Das auf einem Turm befindliche Leuchtfeuer brannte 16 Meter über der Wasserlinie. Mit seinem Fahrmotor konnte das Schiff etwa 8 Knoten in der Stunde zurücklegen. Die technische Ausrüstung wurde nach dreijährigen Planungsarbeiten dem damals modernsten Stand angepaßt.

Nach dem Verlust des Feuerschiffes „Ebe 1“ wurde das Reservefeuerschiff „Ersatz Norderney“ auf der Station Elbe 1 ausgelegt. Es versah hier seinen Dienst bis 1948 und diente auch im 2. Weltkrieg als Kriegsfeuerschiff. Im März 1939 beauftragte man die Werft J. L. Meyer in Papenburg mit einem Ersatzbau für das Feuerschiff Elbe 1. Infolge der Kriegs- und Nachkriegszeiten konnte dieser Neubau, der wiederum nach den neuesten Erkenntnissen im Feuerschiffsbau entworfen worden war, aber erst am 7. November 1948 seine Position draußen vor der Elbe einnehmen. Dieses Schiff erhielt zur Erinnerung an seinen Vorgänger ebenfalls den Namen »Bürgermeister O'swald«. Wenn auch Feuerschiffe in der gegenwärtigen Zeit mehr und mehr durch Leuchttürme und Radar-Einrichtungen verdrängt werden, die Station Elbe 1 wird wohl noch auf Jahre hinaus von einem seetüchtigen Schiff eingenommen werden müssen. Trotz immer wieder lautend vorgenommener technischer Verbesserungen wird die Arbeit der Männer, die auf dem Schiff Dienst tun, nicht leichter. Das beweisen viele Havarien, die das Schiff in den vergangenen Jahren hat erleiden müssen. Hier wird immer noch Pflichterfüllung unter gefahrvollen Voraussetzungen bis zum Letzten verlangt.

Seefahrer-Ehrenmal

Gedenktafel

Auf dem Seefahrer-Ehrenmal des Brockeswalder Friedhofes sind das Datum des Unglücks und die Namen der Opfer verewigt:

  • Friedr. Lösekann
  • Albert Sawatzki
  • Ernst Heuck
  • Hans Feldhusen
  • Walter Ahlf
  • Willi Darr
  • Karl Debrodt
  • Josef Dörr
  • Gustav Garms
  • Wilh. Kröncke
  • Johann Lau
  • Claus Mahler
  • Claus Mink
  • Paul Krauser
  • Karl Kühle