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Weihnachtsangriff

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Englische Darstellung des Weihnachtsangriffes

Der Weihnachtsangriff war ein britischer see-luftgestützter Überfall auf Cuxhaven und den Zeppelinhafen Nordholz am 25. Dezember 1914 (1. Weihnachtstag).

Vorgeschichte

Im englischsprachigen Raum bekannt geworden als Cuxhaven Raid (Cuxhaven Überfall), war der Weihnachtsangriff geplant worden vom Royal Naval Air Service. Deutschland war mit seinen hoch fliegenden Zeppelinen in der Lage, vom deutschen Festland aus die britischen Inseln zu erreichen und dort ungefährdet Städte zu bombardieren. Sie flogen in Höhen, die von Flugzeugen nicht erreicht werden konnten und waren damit unangreifbar. Dieses brachte Großbritannien in eine doppelte Zwangslage. Es konnte sich nicht verteidigen, konnte aber auch die Angriffe nicht zu Luft erwidern, da seine Flugzeuge nicht in der Lage waren, Deutschland von der Insel aus zu erreichen. Dieses Wissen wurde mit dem Fortschreiten der Zeppelinentwickung zu einem britischen Trauma. So ließen sich verschiedene Zeitungen im Jahre 1910 zu Horrorberichten wie diesen hinreißen: "Die Luftschiff-Bedrohung", "Der schwarze Schatten des Luftschiffes" oder "Deutschland: Herr der Luft". Vom ansich schon beeindruckenden Zeppelin wurde das Bild einer Armada gewaltiger, mit Maschinengewehren, Kanonen und Bomben bestückter Zeppeline aufgezeigt. Dieses löste eine Panik in der englischen Bevölkerung aus, was zu imaginären Sichtungen über Sheerness, Portland, Dover und Liverpool führte. Tatsächlich waren aber bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges lediglich 26 Zeppeline, zum großen Teil kleinere Versuchsschiffe, hergestellt worden, von denen eine Reihe bereits verloren gegangen waren. Effektiv kampfbereit waren zu Kriegsbeginn lediglich 7 Luftschiffe, bestückt mit Maschinengewehren und ohne jegliche Kampf- oder Bombardiererfahrung. Bis dato waren nichteinmal Ziel- oder Abwurfgeräte konstruiert. Die Befürchtungen der Briten stiegen noch, als Deutschland im August und September 1914 Antwerpen bombardierte.

Aufnahme der Flugzeuge nach dem Angriff

Um diese noch nicht vorhandene Bedrohung abzuwenden, plante die Royal Navy einen Präventivschlag neuen Maßstabes. So entschloss man sich zu einem Überfall auf den größten Zeppelinhafen im Norden Deutschlands in Nordholz unter Einschluss des Marinestützpunktes Cuxhaven unter der Bezeichnung "Plan y". Hierzu wurden drei Kanalfähren (HMS Engadine, Riviera und Empress) als Träger für Wasserflugzeuge umgerüstet. Diese fuhren im Verband mit 3 leichten Kreuzern, 8 Zerstörern und 11 U-Booten unter dem Kommando von Commodore Reginald Tyrwhitt Yorke in die Deutsche Buch, etwa 20 SM vor die deutsche Festlandküste nahe Helgoland. Squadron Commander Cecil J. Estrange Malone führte das Kommando über die `Flugzeugträger´, die Flugzeuge und den Kampfeinsatz, die U-Boote befehligte Commodore Roger Keyes. Dort wurden die Flugzeuge am Morgen des 25. Dezember um 6 Uhr mit Hilfe von Ladebäumen zu Wasser gelassen, bewaffnet jeweils mit drei 20-Pfund-Bomben und dem Auftrag zur Erkundung militärischer Einrichtungen, sowie deren Bombardierung in Cuxhaven und Nordholz. Bevorzugt ging es um die Zerstörung der drehbaren Halle Nobel sowie der weiteren Hallen, wodurch die darin geparkten Zeppeline gleichfalls zerstört worden wären, möglicherweise auch des Gaswerkes. Von neun mitgebrachten Wasserflugzeugen kamen um 7.10 Uhr wegen Motorstartproblemen aufgrund der Kälte (~ 0° C) sieben in die Luft, während der Schiffsverband sich nach Westen absetzte. Erstaunlich dabei war, dass der Verband trotz gewarnter deutscher Stellen und ausgelegter Patrouillenboote während dieses Vorganges nicht entdeckt wurde. Einzig das Deutsche Schlachtschiff `Mecklenburg´ ortete und beschoss ein aus einer Nebelbank hervortretendes Schiff, dass der Lärm der Breitseite über die gesamte Elbmündung tönte, doch stellte sich schnell heraus, dass es sich um einen befreundeten Fischtrawler handelte. Erst um 7.30 Uhr entdeckte das Deutsche U-Boot `U 6´ den Verband und gab eine Alarmmeldung durch, die von der deutschen Admiralität als feindlicher Aufklärungsversuch gedeutet wurde. Das deutsche Vorpostenboot "Wega" das fünf feindliche Flugzeuge entdeckt hatte, verfügte über keine Funktelegrafie (F.T.), sodass der Vorpostendampfer "Seefahrt" zum Feuerschiff beordert wurde, von dem aus per F.T. eine Meldung nach Helgoland weitergeleitet wurde. Von den in Nordholz zur Aufklärung aufgestiegenen Luftschiffen L5 und L6 entdeckte L6 gegen 9 Uhr über der Außenweser drei Doppeldecker und warnte per Funk den Stützpunkt in Nordholz.

Angriff

Mit dem Abflug der Flugzeuge um 7.10 Uhr begann der Angriff am 1. Weihnachtstag. Zu leiden hatte er unter Wolken und Nebel, die die Flieger zwangen, tiefer zu fliegen, was sie wiederum in die Erreichbarkeit der nun vorgewarnten leichten Flak brachte. So richtete der Angriff in beiden Zielgebieten nur geringen Schaden an. Lediglich die Basis in Cuxhaven wurde leicht getroffen, allerdings mehr per Zufall durch einen orientierunglosen Piloten, wie sich aus britischer Quelle ergibt.

Da in Cuxhaven und Nordholz durch die starke Abwehr kaum Möglichkeit bestand, aus den Wolken zu tauchen, wurden auf dem Rückweg zum Verband noch verschiedene Ziele belegt. So wurden noch Wilhelmshaven, eine Basis für Wasserflugzeuge bei Norderney, sowie die leichten Kreuzer `Graudenz´ und `Stralsund´ mit Bomben belegt.

Aufnahme eines notgewasserten Piloten

Nach etwa dreieinhalb Stunden war der Angriff beendet; um 9.35 Uhr verließ das letze Flugzeug das Festland in See. Zwei oder drei Flugzeuge (hier differieren die Angaben) stießen direkt zum schwimmenden Verband und wurden wieder an Bord gehievt. Drei (vier) weitere mussten wegen Treibstoffmangel vor Norderney wassern, wo die Piloten von U-Booten und Geleitschiffen aufgenommen wurden. Die Flugzeuge wurden versenkt. Die 7. Maschine wurde als vermisst gemeldet. Um 11.45 Uhr gab Kommodore Tyrwhitt Befehl zum Rückzug. Während wegen des vermissten Piloten noch einige Kreuzer bis zum Nachmittag blieben, trat um 20 Uhr auch das letzte U-Boot den Rückweg an.

Der vermisste Pilot hatte 8 SM vor Helgoland wegen Motorschaden wassern müssten. Er wurde jedoch von dem niederländischen Trawler `Marta van Hattem´ gefunden. Nach dem vergeblichen Versuch, den Motor zu reparieren, wurde auch dieses Flugzeug versenkt und der Pilot aufgenommen und nach Fangende zu Neujahr nach Ijmuiden (Holland) verbracht. Dort bekam er ein Glückwunschtelegramm von H. M. König George. Von dort wurde der Pilot am 2. Januar 1915 über Hook van Holland nach England ausgeschifft. Somit hatte es keine Verluste an Menschen zu beklagen gegeben.

Eine (in der Literatur umstrittene) Rolle spielte der deutsche Zeppelin LZ 31 (militäriche Bezeichnung L6), der gegen 9.15 Uhr auf See den Schiffsverband angegriffen haben soll. Geschädigt in dem ganzen Unternehmen wurde hauptsächlich der deutsche Schlachtkreuzer `SMS Von der Tann´ in einer anschließenden Seeschlacht von Wilhelmshaven aus.

Epilog

Dieser Angriff löste im Nachhinein mehrere Maßnahmen aus. Ein Teil der Cuxhavener Flotte wurde von der deutschen Admiralität in den Kaiser- Wilhelm-Kanal verlegt. Auf den Luftschiffhafen Nordholz wurde eine kleine Staffel von 6 Jagdflugzeugen verlegt und es wurde eine Boden-Luftabwehr eingerichtet, wozu auch die Stellungen Seeheim und Nordheim gehörten.

Auch wenn der militärische Erfolg dieses wegen widrigen Wetters erst im fünften Versuch erfolgreichen Weihnachtsüberfalles, übereinstimmend nach deutschen und britischen Quellen, eher bedeutungslos war, so zeigte er doch die strategische Bedeutung und die Machbarkeit dieser neuen Waffe auf. Es war der erste strategische Einsatz von `Flugzeugträgern´ unter Kriegsbedingungen, sowie der erste gemeinsame Einsatz von Über- und Unterwasserschiffen.

Während dieses Unternehmen in der deutschen Literatur allenfalls als Randbemerkung zu finden ist, nimmt es in England einen hohen Stellenwert ein. So sprachen Teile der englischen Literatur von famos, brilliant oder furios. Tatsächlich war die Wirkung dieses Schlages in der Bevölkerung nicht zu verachten. Man hatte bewiesen, dass Deutschland nicht unangreifbar war und dass es Mittel gegen die "Superwaffe" Zeppelin gab, auch wenn eine direkte Bekämpfung in der Luft noch auf sich warten ließ.

Dieser "Cuxhaven Raid" war der Probelauf zu allein acht weiteren ähnlichen Überfällen im Frühjahr 1915. Für Cuxhaven war es der einzige Luftangriff des 1. Weltkrieges, während der Luftschiffhafen Tondern mehrfach angegriffen wurde. Ebenso wurden vor und nach dem Cuxhavenangriff vom französischen oder holländischen Festland aus die Inlandsflughäfen Düsseldorf, Köln und Friedrichshafen angegriffen.

Bilder

Quellen

  • Wikipedia: Cuxhaven Raid
  • Timothy J. Kutta: Britain’s Bold Strike from the Sea in War and Game - Wargaming and History, 25 November 2009
  • Whitehouse, A.: The Zeppelin Fighters