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Eisbrecher: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeines ==
 
== Allgemeines ==
 
Moderne Eisbrecher sollen nicht nur das Eis brechen sondern die gebrochenen Eisstücke unter oder über das Festeis schieben, damit möglichst lange eine offene Fahrrinne verbleibt. Die Art des Eisbrechens ist im Abschnitt 4 der ''Entwicklungen in der Schiffstechnik und ihre Anwendung in der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung (WSV)'' beschrieben (siehe Weblink "WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik"). <br>
 
Moderne Eisbrecher sollen nicht nur das Eis brechen sondern die gebrochenen Eisstücke unter oder über das Festeis schieben, damit möglichst lange eine offene Fahrrinne verbleibt. Die Art des Eisbrechens ist im Abschnitt 4 der ''Entwicklungen in der Schiffstechnik und ihre Anwendung in der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung (WSV)'' beschrieben (siehe Weblink "WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik"). <br>
Eisbrecher werden nach '''Eisklassen''' eingestuft. Eisklassen sind nationale Kategorien der Eisfestigkeit (Eisverstärkung) von Schiffen. Deutschland, Kanada, Russland, Skandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland - auch als skandinavische Eisklassen bezeichnet) und die USA haben Eisklassen entsprechend den regionalen Umweltbedingungen festgelegt. Außerdem hat die IACS<ref>IACS. International Association of Classifikation Societies = Internationale Vereinigung der Klassifikationsgesellschaften; 1968 gegründet</ref> die '''Polarklassen''' definiert: Requirements concerning POLAR CLASS. Diese Bedingungen werden bei Bedarf aktualisiert. Sie beziehen sich nicht nur auf die Einsatzbedingungen.Die o. g. Requirements beinhalten außerdem Festlegungen zur Schiffkonstruktion und zu den Antriebsmaschinen. Diese Polarklassen werden für Schiff seit dem 1. Juli 2007 angewandt (Zeitpunkt = Abschluss des Bauvertrags). Die IMO<ref>IMO (International Maritime Organization): Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation vertritt als UN-Organisation über 170 Staaten.</ref> hat den '''Polar Code'''<ref>Polar Code = International Code for Ships operating in Polar Water = Internationale Klassifizierung für Schiffe, die im Polargebiet fahren</ref>, der am 1. Januar 2017 in Kraft trat. Der Polar Code stützt sich auf die IACS-Polarklassen. Er gilt für fast alle Schiffe ab einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 500, die jenseits des nördlichen und südlichen 60.Bretengrades fahren<ref>Mehrere Bereiche der Aktis sind hierbei ausgenommen: Island, die arktischen Regionen Skandinaviens und die daran angrenzende Region Russlands.</ref>. Die Einstufung erfolgt in den Kategorien A, B oder C. Der Polar Codeumfasst mehr Kriterien als die nationalen Eisklassen. Beim Polar Code werden die Eisbedingungen, d. h. die Abhängigkeiten von der Ausdehnung der Eisdecke, Dicke, Dichte und Alter des Eises besser berücksichtigt. Außerdem beinhaltet er u. a. die Betriebssicherheit des Schiffes unter polaren Bedingungen, Routenplanung, satellitenunabhängige Kommunikationseinrichtungen, Crew-Training, die Fähigkeit längere Zeit ohne externe Hilfe auszukommen sowie Meeres- und Umweltschutzkriterien. Der Schiffssicherheitsausschuss MSC der IMO hat 2016 das Rundschreiben 1519 "Anleitung für Methoden zur Beurteilung der Möglichkeiten und beschränkungen beim Einsatz im Eis" herausgegeben. Diese Anleitung ist ein Instrument
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Eisbrecher werden nach '''Eisklassen''' eingestuft. Eisklassen sind nationale Kategorien der Eisfestigkeit (Eisverstärkung) von Schiffen. Deutschland, Kanada, Russland, Skandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland - auch als skandinavische Eisklassen bezeichnet) und die USA haben Eisklassen entsprechend den regionalen Umweltbedingungen festgelegt. Außerdem hat die IACS<ref>IACS: International Association of Classifikation Societies = Internationale Vereinigung der Klassifikationsgesellschaften; 1968 gegründet</ref> die '''Polarklassen''' definiert: Requirements concerning POLAR CLASS. Diese Bedingungen werden bei Bedarf aktualisiert. Sie beziehen sich nicht nur auf die Einsatzbedingungen. Die o. g. Requirements beinhalten außerdem Festlegungen zur Schiffkonstruktion und zu den Antriebsmaschinen. Diese Polarklassen werden für Schiffe seit dem 1. Juli 2007 angewandt (Zeitpunkt = Abschluss des Bauvertrags). Die IMO<ref>IMO (International Maritime Organization): Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation vertritt als UN-Organisation über 170 Staaten.</ref> hat den '''Polar Code'''<ref>Polar Code = International Code for Ships operating in Polar Water = Internationale Klassifizierung für Schiffe, die im Polargebiet fahren</ref> festgelegt, der am 1. Januar 2017 in Kraft trat. Der Polar Code stützt sich auf die IACS-Polarklassen. Er gilt für fast alle Schiffe ab einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 500, die jenseits des nördlichen und südlichen 60. Breitengrades fahren<ref>Mehrere Bereiche der Aktis sind hierbei ausgenommen: Island, die arktischen Regionen Skandinaviens und die daran angrenzende Region Russlands.</ref>. Die Einstufung erfolgt in den Kategorien A, B oder C. Der Polar Code umfasst mehr Kriterien als die nationalen Eisklassen. Beim Polar Code werden die Eisbedingungen, d. h. die Abhängigkeiten von der Ausdehnung der Eisdecke, Dicke, Dichte und Alter des Eises besser berücksichtigt. Außerdem beinhaltet er u. a. die Betriebssicherheit des Schiffes unter polaren Bedingungen, Routenplanung, satellitenunabhängige Kommunikationseinrichtungen, Crew-Training, die Fähigkeit längere Zeit ohne externe Hilfe auszukommen sowie Meeres- und Umweltschutzkriterien. Der Schiffssicherheitsausschuss MSC der IMO hat 2016 das Rundschreiben 1519 "Anleitung für Methoden zur Beurteilung der Möglichkeiten und Beschränkungen beim Einsatz im Eis" herausgegeben. Diese Anleitung ist ein Instrument zur Unterstützung der Entscheidungsfindung. <br>
zur Unterstützung der Entscheidungsfindung. <br>
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Das BSH<ref>BSH: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie; 1868 als Norddeutsche Seewarte gegründet; erbringt maritime Dienstleistungen entsprechend dem Seeaufgabengesetz</ref> gibt auf der Homepage im Zeitraum zwischen Ende November und Anfang Juni '''Eisberichte''' für die Planung und Durchführung der Eisschifffahrt in Ost- und [[Nordsee]] heraus.
Das BSH<ref>BSH: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie; 1868 als Norddeutsche Seewarte gegründet; erbringt maritime Dienstleistungen entsprechend dem Seeaufgabengesetz</ref> gibt auf der Homepage im Zeitraum zwischen Ende November und Anfang Juni '''Eisberichte''' für die Planung und Durchführung der Eisschifffahrt in Ost- und Nordsee heraus.
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== Historie ==
 
== Historie ==
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Eine Historie der Eisbrecher wird hier hauptsächlich am Beispiel Finnlands kurz dargestellt. Finnland ist die führende Nation im Eisbrecherbau. Finnische Werften bauten bzw. finnische Firmen waren mit ihrem Know-How am Bau von mehr als die Hälfte der weltweit eingesetzten Eisbrecher beteiligt.
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=== CITY ICE BOAT NO. 1 ===
 
=== CITY ICE BOAT NO. 1 ===
Eine Historie der Eisbrecher wird hier hauptsächlich am Beispiel Finnlands kurz dargestellt. <br>
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Als ältester Eisbrecher gilt '''CITY ICE BOAT NO. 1'''. Das Schiff - ein hölzerner Seitenraddampfer mit blechverstärktem Rumpf - wurde in Philadelphia/USA als Eisbrecher und Schleppdampfer eingesetzt.
 
Als ältester Eisbrecher gilt '''CITY ICE BOAT NO. 1'''. Das Schiff - ein hölzerner Seitenraddampfer mit blechverstärktem Rumpf - wurde in Philadelphia/USA als Eisbrecher und Schleppdampfer eingesetzt.
  
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|Außerdienststellung || 1917 (verschrottet)
 
|Außerdienststellung || 1917 (verschrottet)
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|Außerdienststellung || 1956 (verschrottet)
 
|Außerdienststellung || 1956 (verschrottet)
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|Außerdienststellung || 1958
 
|Außerdienststellung || 1958
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|Außerdienststellung || 1963 (1964 verschrottet)
 
|Außerdienststellung || 1963 (1964 verschrottet)
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|Geschwindigkeit || 13 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (24 km/h)
 
|Geschwindigkeit || 13 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (24 km/h)
 
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|Außerdienststellung || 1970 (seit 1992 Museumsschiff)  
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|Außerdienststellung || 1970 (seit 1992 Museumsschiff)
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=== KRASIN ex SWJATOGOR ===
 
=== KRASIN ex SWJATOGOR ===
Die Werft W. G. Armstrong, Whitworth & Co. ltd. in Newcastle upon Tyne baute von 1916 bis 1917 den Eisbrecher '''SWJATOGOR''' im Auftrag des russischen Marineminsteriums.
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Die Werft W. G. Armstrong, Whitworth & Co. Ltd. in Newcastle upon Tyne baute von 1916 bis 1917 den Eisbrecher '''SWJATOGOR''' im Auftrag des russischen Marineminsteriums.
  
 
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|Außerdienststellung || 1972
 
|Außerdienststellung || 1972
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|Außerdienststellung || 1990
 
|Außerdienststellung || 1990
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|Außerdienststellung || 1986
 
|Außerdienststellung || 1986
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=== VOIMA ===
 
=== VOIMA ===
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Die gleiche Werft baute von 1952 bis 1954 den Eisbrecher '''VOIMA''' - ebenfalls dieselelektrisch und ebenso unter finnischer Flagge betrieben.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten VOIMA
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| IMO-Nr. || 5383158
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| Indienststellung || 1954
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| Länge ü.a. || 83,5 m
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| Breite || 19,4 m
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| Tiefgang || 6,4 m
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| Antrieb || 6 * 1.500 kW (6 * 2040 PS)
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|Geschwindigkeit || 16,6 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (31 km/h)
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Als erster Eisbrecher der Welt hat die VOIMA neben den beiden Heckpropellern auch zwei Bugpropeller. Von 1978 bis 1979 erfolgte ein Umbau. Das Schiff erhielt u. a. neue Antriebe einschließlich Motoren, Trimmtanks und Aufbauten. Ein weiterer Umbau war 2016.
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=== LENIN ===
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Die '''LENIN''' wurde 1959 als weltweit erster Eisbrecher mit Atomantrieb in Dienstgestellt. Die Admiralitätswerft Leningrad (heute: St. Petersburg) hatte das Wasserfahrzeug von 1957 bis 1959 gebaut.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten LENIN
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| IMO-Nr. || 5206087
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| Indienststellung || 1959
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| Länge ü.a. || 134 m
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| Breite || 27,6 m
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| Tiefgang || 10,5 m
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| Reaktorleistung || 3 * 90.000 kW (3 * 120.000 PS)<br>ab 1970: 2 * 171.000 kW (2 * 232.000 PS)
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|Geschwindigkeit || 18 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (33 km/h)
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|Außerdienststellung || 1989
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Ab 1970 erzeugten zwei Atomreaktoren Dampfenergie für vier Dampfturbinen, die drei elektrische Motoren und somit drei Propeller antrieben. Der Eisbrecher hielt u. a. die Fahrrinnen in der Barentzsee ([[Murmansk]]) frei. <br>
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Nach der Außerdienststellung sollen die Reaktoren im Karasee (bei Novaja Semlja) verklappt worden sein. <br>
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Die LENIN ist seit 2005 Museumsschiff.
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=== SAMPO,  KARHU,  MURTAJA (II), HANSE ===
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Während der ersten Jahre der LENIN baute die Wärtsilä-Werft in Helsiki Eisbrecher der '''Karhu-Klasse'''. Zu diesen Schiffen gehörten u. a. die '''SAMPO''', '''KARHU''', '''MURTAJA''' (II) und die '''HANSE'''. Die Schub- und Zugpropeller (je 2 Stück) wurden dieselelektrisch angetrieben. Die SAMPO hielt von 1961 bis 1987 die Hafenzufahrt von Kemi am Bottnischen Meerbusen frei und war auch bis nach Bornholm unterwegs.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten SAMPO
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| IMO-Nr. || 5308938
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| Länge ü.a. || 75,0 m
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| Breite || 17,4 m
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| Tiefgang || 7,0 m
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| Antrieb || 6.470 kW (4 * 2.200 PS)
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|Geschwindigkeit || 16 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (30 km/h)
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Ein paar Eindrücke sind im Abschnitt "Fahrt mit der SAMPO" zu erahnen. <br>
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Die HANSE gehörte der Bundesrepublik Deutschland. Sie war in Helsinki stationiert und ausschließlich bei Bedarf in deutschen Gewässern - überwiegend in der Kieler Förde - tätig. Dies waren weniger als 100 Tage in den 30 Dienstjahren.
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=== MANHATTAN ===
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Der bis dato größte Eisbrecher war der Tanker '''MANHATTAN''', nachdem das Schiff zum Eisbrecher umgebaut war. Fore river Shipyard in Quincy, US-Bundesstaat Massachusetts baute von 1961 bis 1962 den Tanker. Der Umbau erfolgte von 1968 bis 1969 auf der Sun Shipbuilding & Dry Dock Company in Chester, US-Bundesstaat Pennsyslvania. <br>
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Für die Entwicklung und Erprobung des Rumpfes errichtet die Wärtsilä-Werft, Helsinki in Kooperation mit Esso ein Erprobungszentrum<ref>Das Erprobungszentrum erhielt in den 1980er Jahren den Namen "Wärtsilä Arctic Reseach Centre (WARC)".</ref> mit dem 50 Meter langen "Wärtsilä Icebreaking Modell Basin"<ref>Seit 1955 gibt es in Leningrad (jetzt: St. Petersburg) ein 13,4 m langes Modellbassin. Später kamen die Anlagen in Columbia/USA (1970; 18,3 m lang) und Hamburg (Hamburgische Schiffbauversuchsanstalt; 1971; 30,0 m lang) hinzu.</ref>.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten MANHATTAN
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| IMO-Nr. || 5219369
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| Länge ü.a. || 306,9 m
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| Breite || 45,0 m
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| Vermessung ||  60.209 [[BRT]]
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| Antrieb || 32.000 kW (43.000 PS)
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|Geschwindigkeit || 17 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (31 km/h)
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Von Mitte August bis Mitte September 1969 fuhr das Schiff im Nordpolarmeer und in der Behringstraße (Nordwest-Passage von Osten beginnend). Der Tanker und Eisbrecher wurde 1987 abgewrackt.
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=== SISU, ATLE, FREY, URHO und YMER ===
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Mit zunehmender Größe der Handelsschiffe wurden breitere Fahrrinnen und somit größere Eisbrecher erforderlich. In den 1970er Jahren stellten die Finnen die '''Urho-Klasse''' in Dienst. Hierzu gehören die '''SISU''', '''URHO''', '''ATLE''', '''FREY''' und '''YMER'''. Die beiden letztgenannten Eisbrecher wurden nach Schweden geliefert.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten SISU, ATLE, FREY, URHO, YMER
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| Baujahre || 1971 (SISU); 1973 (ATLE); 1975 (FREY, URHO); 1977 (YMER)
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| Länge ü.a. || 102 m
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| Breite || 24 m
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| Vermessung ||  7.525 BRZ
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| Antrieb || 16.200 kW (22.000 PS)
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Diese Eisbrecher hatten eine hochgelegte Brücke für eine bestmögliche Rundumsicht und einen Hubschrauberlandeplatz.
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=== ARKTIKA ===
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In Leningrad wurde der Atomeisbrecher '''ARKTIKA''' von 1972 bis 1975 gebaut. Für den Einsatz in polaren Regionen konstruiert war die ARKTIKA zehn Jahre lang das leistungsstärkste atomenergiegetriebene nichtmilitärische Schiff der Welt.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten ARKTIKA
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| IMO-Nr. || 7429061
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| Länge ü.a. || 147,9 m
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| Breite || 29,9 m
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| Tiefgang || 11 m
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| Antrieb || 55.000 kW (75.000 PS)
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|Geschwindigkeit || 20,8 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (39 km/h)
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|}
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Turboelektrisch wurden drei Propeller angetrieben. <br>
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Als erstes Überwasserschiff erreichte die ARKTIKA am 17. August 1977 den geographischen Nordpol. <br>
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Zwischenzeitlich wurde das Schiff mehrere Jahre lang außer Dienst gestellt. Nach einem Brand mit erheblichen Schäden im April 2007 ist die ARKTIKA im Oktober 2008 stillgelegt worden. 
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=== POLARSTERN ===
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Die Howaldtswerk - Deutsche Werft (HDW)<ref>HDW: entstand 1968 durch Fusion der Werften Deutsche Werft, Hamburg (1918 gegründet), Howaldtswerke Hamburg (1930 entstanden) und Kieler Howaldtswerke (1838 als Eisengießerei und Dampfkesselbauanstalt gegründet); 2012 in ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) umbenannt</ref> in Kiel baute von 1981 bis 1982 den Forschungseisbrecher '''POLARSTERN'''.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten POLARSTERN
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| IMO-Nr. || 8013132
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| Länge ü.a. || 117,9 m
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| Breite || 25,1 m
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| Tiefgang || 11,2 m
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| Antrieb || 14.500 kW (19.200 PS)
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|Geschwindigkeit || 16,5 [[Knoten(Einheit)|Knoten]] (30,6 km/h)
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| ||
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|}
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Die POLARSTERN kann Eisschollen bis zu einer Dicke von 1,5 Metern mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten durchfahren. Bis zu einer Tiefsttemperatur von -50 °C ist das Schiff einsatzbereit. Zwei Hubschrauber werden mitgeführt. Die POLARSTERN ist im Nord- und im Südpolarmeer aktiv und soll im Jahr 2030 ersetzt werden (Stand 2025).
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=== OTSO, KONTIO ===
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Die nachfolgende Bauklasse der finnischen Eisbrecher wurde '''Kontio-Klasse''' genannt.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten OTSO, KONTIO
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| Baujahre || 1986 (OTSO); 1987 (KONTIO)
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| Länge ü.a. || 99 m
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| Breite || 24 m
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| Vermessung ||  7.066 BRZ
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| Antrieb || 15.000 kW (20.400 PS)
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Bei dieser Bauklasse wurde auf die bisher üblichen Bugpropeller verzichtet. Das neuartige Luftblasensystem (Air Bubbling System) erzeugt erwärmte Druckluft, die aus Düsen unterhalb der Wasserlinie gedrückt wird, ein Luftblasenpolster am Rumpf. <br>
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Nach Umbauten im Jahr 2010 wurde die KONTIO zeitweise als Ölbekämpfungsschiff eingesetzt.
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=== POLARIS ===
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Die Arctech Werft in Helsinki baute 2016 den Eisbrecher '''POLARIS''' mit dieselelektrischem Antrieb.
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{| cellpadding="2" style=" left; width: 350px;border:solid 1px #cc0033; background: #e3e3e3; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;"
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! colspan="2" | Schiffsdaten POLARIS
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| IMO-Nr. || 9734161
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| Länge ü.a. || 110,00 m
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| Breite || 24,4 m
 +
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| Tiefgang || 7,5 m
 +
|- style="background: #ffffff;"
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| Vermessung || 9.333 BRZ
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| Antrieb || 19.000 kW (26.000 PS)
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| Eisklasse || 1A Super (Eisdicke bis 1,0 m)
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|}
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Das Schiff hat drei Azipod-Antriebe<ref>Azipod-Antrieb: Ein oder mehrere Propeller befindet/befinden sich an einer drehbaren Gondel unter dem Schiff; anderer Hersteller als beim Azimut-Antrieb</ref> (zwei am Heck, einer am Bug). Als Kraftstoff kann schwefelarmer Diesel oder Flüssiggas verwendet werden.
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=== ARKTIKA (II) ===
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In St. Petersburg wird seit 2013 eine neue Klasse von Atomeisbrechern gebaut. Als hiervon erstes Schiff ist 2020 die '''ARKTIKA''' (II) als bis dato größter Atomeisbrecher der Welt in Dienst gestellt worden.
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! colspan="2" | Schiffsdaten ARKTIKA
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Einsatzbereich ist die Nordostpassage (Seeweg im Nordpolarmeer zwischen Atlantik und Pazifik). <br>
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== Ersatzmaßnahme ==
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== Andere eisgängige Schiffe ==
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! colspan="2" | Schiffsdaten
 
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! colspan="2" | Schiffsdaten
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=== FENNICA, NORDICA, BOTNICA ===
  
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Neben weiteren Eisbrechern sind in den 1990er Jahren in Finnland die '''FENNICA'' und die '''NORDICA''' (116 m lang; 26 m breit) als Mehrzweckschiffe in Dienst gestellt worden. Mittels zweier Azimut-Antriebe<ref>Azimut-Antrieb: Ein oder mehrere Propeller befindet/befinden sich an einer drehbaren Gondel unter dem Schiff; anderer Hersteller als beim Azipod-Antrieb</ref> und drei Bugstrahlruder erlangen die Schiffe gute Manövrierfähigkeit. Die Decksaufbauten und die Ausstattung ähnelt denen eines Versorgers. Diese Schiffe können auch als Schlepper und bei Offshore-Aufträgen eingesetzt werden.
  
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1998 wurde die '''BOTNICA''' in Helsinki gebaut. Das Mehrzweckschiff fährt unter estnischer Flagge.
  
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! colspan="2" | Schiffsdaten BOTNICA
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| IMO-Nr. || 9165877
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== Fahrt mit der SAMPO ==
 
== Fahrt mit der SAMPO ==
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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: [https://www.bsh.de/DE/DATEN/Vorhersagen/Eisberichte-und-Eiskarten/Eisberichte-und-Eiskarten_node.html BSH: Eisberichte]
 
: [https://izw.baw.de/publikationen.php?file=mitteilungsblaetter/0/mb78_Maschinenwesen_Siebeneicher.pdf WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik]
 
: [https://izw.baw.de/publikationen.php?file=mitteilungsblaetter/0/mb78_Maschinenwesen_Siebeneicher.pdf WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik]
 
: [https://www.polaradventures.de/wp-content/uploads/Eisklassen.pdf Eisklassen]
 
: [https://www.polaradventures.de/wp-content/uploads/Eisklassen.pdf Eisklassen]
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[[Kategorie: Schiffe]]
 
[[Kategorie: Schiffe]]
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Version vom 14. November 2025, 22:27 Uhr


IN BEARBEITUNG!

Eisbrecher [1] sind Schiffe mit sehr stabiler Außenhaut (verstärkter Rumpf), spezieller Rumpfform und besonders starken Antriebsmaschinen zum Befahren zugefrorener See bzw. zugefrorener Flüsse.

Allgemeines

Moderne Eisbrecher sollen nicht nur das Eis brechen sondern die gebrochenen Eisstücke unter oder über das Festeis schieben, damit möglichst lange eine offene Fahrrinne verbleibt. Die Art des Eisbrechens ist im Abschnitt 4 der Entwicklungen in der Schiffstechnik und ihre Anwendung in der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung (WSV) beschrieben (siehe Weblink "WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik").
Eisbrecher werden nach Eisklassen eingestuft. Eisklassen sind nationale Kategorien der Eisfestigkeit (Eisverstärkung) von Schiffen. Deutschland, Kanada, Russland, Skandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland - auch als skandinavische Eisklassen bezeichnet) und die USA haben Eisklassen entsprechend den regionalen Umweltbedingungen festgelegt. Außerdem hat die IACS[2] die Polarklassen definiert: Requirements concerning POLAR CLASS. Diese Bedingungen werden bei Bedarf aktualisiert. Sie beziehen sich nicht nur auf die Einsatzbedingungen. Die o. g. Requirements beinhalten außerdem Festlegungen zur Schiffkonstruktion und zu den Antriebsmaschinen. Diese Polarklassen werden für Schiffe seit dem 1. Juli 2007 angewandt (Zeitpunkt = Abschluss des Bauvertrags). Die IMO[3] hat den Polar Code[4] festgelegt, der am 1. Januar 2017 in Kraft trat. Der Polar Code stützt sich auf die IACS-Polarklassen. Er gilt für fast alle Schiffe ab einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 500, die jenseits des nördlichen und südlichen 60. Breitengrades fahren[5]. Die Einstufung erfolgt in den Kategorien A, B oder C. Der Polar Code umfasst mehr Kriterien als die nationalen Eisklassen. Beim Polar Code werden die Eisbedingungen, d. h. die Abhängigkeiten von der Ausdehnung der Eisdecke, Dicke, Dichte und Alter des Eises besser berücksichtigt. Außerdem beinhaltet er u. a. die Betriebssicherheit des Schiffes unter polaren Bedingungen, Routenplanung, satellitenunabhängige Kommunikationseinrichtungen, Crew-Training, die Fähigkeit längere Zeit ohne externe Hilfe auszukommen sowie Meeres- und Umweltschutzkriterien. Der Schiffssicherheitsausschuss MSC der IMO hat 2016 das Rundschreiben 1519 "Anleitung für Methoden zur Beurteilung der Möglichkeiten und Beschränkungen beim Einsatz im Eis" herausgegeben. Diese Anleitung ist ein Instrument zur Unterstützung der Entscheidungsfindung.
Das BSH[6] gibt auf der Homepage im Zeitraum zwischen Ende November und Anfang Juni Eisberichte für die Planung und Durchführung der Eisschifffahrt in Ost- und Nordsee heraus.

Historie

Eine Historie der Eisbrecher wird hier hauptsächlich am Beispiel Finnlands kurz dargestellt. Finnland ist die führende Nation im Eisbrecherbau. Finnische Werften bauten bzw. finnische Firmen waren mit ihrem Know-How am Bau von mehr als die Hälfte der weltweit eingesetzten Eisbrecher beteiligt.

CITY ICE BOAT NO. 1

Als ältester Eisbrecher gilt CITY ICE BOAT NO. 1. Das Schiff - ein hölzerner Seitenraddampfer mit blechverstärktem Rumpf - wurde in Philadelphia/USA als Eisbrecher und Schleppdampfer eingesetzt.

Schiffsdaten CITY ICE BOAT NO. 1
Indienststellung 1837
Länge ü.a. 53 m
Breite 8 m
Antrieb 2 * 184 kW (2 * 250 PS)
Außerdienststellung 1917 (verschrottet)

COMITÉ EISBRECHER NO. 1

Nach mehreren Wintern mit Eisgang auf der Elbe ließ die Stadt Hamburg den Eisbrecher COMITÉ EISBRECHER NO. 1 bauen, der im Winter 1871/1872 als erster deutscher Eisbrecher in Dienst gestellt wurde. 1918 erfolgte die Umbenennung in EISFUCHS.

Schiffsdaten COMITÉ EISBRECHER NO. 1
Indienststellung 1871
Länge ü.a. 40,50 m
Breite 9,75 m
Vermessung 570 BRT
Antrieb 480 kW (653 PS)
Geschwindigkeit 10,5 Knoten (19 km/h)
Außerdienststellung 1956 (verschrottet)

MURTAJA

Der erste staatliche Eisbrecher Finnlands war die MURTAJA, die in Stockholm gebaut wurde. Die MURTAJA wird als Urtyp der finnischen Eisbrecherflotte angesehen.

Schiffsdaten MURTAJA
Indienststellung 1890
Länge ü.a. 47,6 m
Breite 11,0 m
Vermessung 676 BRT
Antrieb 1.200 kW (1.630 PS)
Geschwindigkeit 12,5 Knoten (23 km/h)
Außerdienststellung 1958

YERMAK

Der erste für Polarregionen geeignete Eisbrecher war die YERMAK[7], die in Newscastle am Tyne/Region Nord-Ost-England für Russland gebaut wurde.

Schiffsdaten YERMAK
Indienststellung 1899
Länge ü.a. 97.5 m
Breite 21,6 m
Vermessung 8.730 BRT
Tiefgang 7,3 m
Antrieb 6.700 kW (9.100 PS)
Geschwindigkeit 12 Knoten (22 km/h)
Außerdienststellung 1963 (1964 verschrottet)

TARMO

Die finnischen Behörden waren mit der Leistungsfähigkeit des Eisbrechers MURTAJA nicht zufrieden und bestellten in Newcastle/England ein neues Exemplar. Die TARMO war über 60 Jahre aktiv. Nach der Außerdienststellung erfolgte die Nutzungsänderung als Museum in Kotka/Finnland. Somit ist die TARMO der älteste noch bestehende Eisbrecher Finnlands.

Schiffsdaten TARMO
IMO-Nr. 5352898
Indienststellung 1908
Länge ü.a. 67,1 m
Breite 14,3 m
Vermessung 1.574 BRT
Geschwindigkeit 13 Knoten (24 km/h)
Außerdienststellung 1970 (seit 1992 Museumsschiff)

MERCATOR

1910 gab es den ersten in Finnland gebauten Eisbrecher MERCATOR. Das Schiff wurde auf der Helsingfors Skeppsdocka[8], Helsinki gefertigt.

KRASIN ex SWJATOGOR

Die Werft W. G. Armstrong, Whitworth & Co. Ltd. in Newcastle upon Tyne baute von 1916 bis 1917 den Eisbrecher SWJATOGOR im Auftrag des russischen Marineminsteriums.

Schiffsdaten SWJATOGOR
IMO-Nr. 5196402
Indienststellung 1917
Länge ü.a. 99,8 m
Breite 21,65 m
Vermessung BRT
Tiefgang 7,88 m
Antrieb 7.400 kW (10.000 PS)
Geschwindigkeit 9,6 Knoten (18 km/h)
Außerdienststellung 1972

Während des russischen Bürgerkrieges wurde die SWAJATOGOR 1919 von den Briten konfisziert. Zwei Jahre später kauften die Russen das Schiff zurück, tauften es um auf den Namen KRASIN und setzten sie als Eisbrecher und Rettungsschiff in arktischen Gewässern ein.
Unter diesem Namen wurde der Eisbrecher für seine Rettungseinsätze bekannt. Als 1928 das deutsche Passagierschiff MONTE CERVANTES[9] vor Spitzbergen bei einer Kollision mit einem Eisberg leckgeschlagen war, führte der Eisbrecher einen erfolgreichen Rettungseinsatz durch. Kurz danach stürzte das Luftschiff ITALIA am 25. Mai 1928 in der Nähe von Spitzbergen ab. Zehn Expeditionsmitglieder befanden sich auf einer Eisscholle. Die einzige Rettungsmöglichkeit (per Schiff) war die KRASIN, die ihre Fähigkeiten auch hier bewies.
Jetzt kann der Eisbrecher als Museumsschiff in St. Petersburg besichtigt werden.

STETTIN

Eisbrecher STETTIN 2006

Zu den bekanntesten Eisbrechern in Deutschland zählt die STETTIN, die jetzt als funktionierendes technisches Denkmal in Hamburg-Oevelgönne oder auf maritimen Events zu sehen ist.

WAL

Fast so bekannt wie die STETTIN ist der Eisbrecher WAL, der ebenfalls bei den Oderwerken, Stettin gebaut wurde.

Schiffsdaten WAL
IMO-Nr. 8862662
Länge ü.a. 50,0 m
Breite 12,34 m
Vermessung 662 BRT
Tiefgang 5,25 m (achtern)
Antrieb 1.630 kW (1.200 PS)
Geschwindigkeit 11,5 Knoten (21 km/h)
Besatzung 1941: 38-41; 1963: 21; 1965: 13; 2025: 6
Außerdienststellung 1990

Am 5. Mai 1938 war Taufe und Stapellauf in Stettin. Die Ablieferung an das Wasserstraßenmaschinenamt Rendsburg erfolgte am 20. Juni 1938. Im Januar 1940 war der erste Einsatz als Eisbrecher auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die WAL kurzzeitig der 11. Hafenschutzflottille, Kiel-Holtenau unterstellt, ansonsten war sie überwiegend in der westlichen Ostsee und im März 1945 an der Beförderung von Flüchtlingen beteiligt.
Mit Unterbrechungen - u. a. 1952 als Nachschubfahrzeug für den Wiederaufbau der Insel Helgoland - erfolgte nach dem Krieg der Einsatz im Nord-Ostsee-Kanal bis zur Außerdienststellung 1990. Am 1. Juni 1990 verließ die WAL Rendsburg, durchquerte die Elbmündung bei Cuxhaven und erreichte am Abend des darauffolgenden Tages ihren neuen Heimathafen Bremerhaven. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Bremerhaven hatten Schifffahrtsfreunde den Eisbrecher erworben. Seit Abschluss der Restaurierungsarbeiten ist die WAL unter der Obhut der Schiffahrts-Compagnie Bremerhaven e. V.[10] als Museumsschiff im Museumshafen Bremerhaven (vor dem Deutschen Schiffahrtsmuseum), bei maritimen Events - wie z. B. die SAIL[11] sowie bei Kaffee- und Ausflugsfahrten an Nord- und Ostsee zu sehen. Der Dampfeisbrecher wurde als technisches Denkmal klassifiziert (Objekt-Nr. 00005273 des Landesamtes für Denkmalpflege Bremen).

LOUH ex SISU

In der Wärtsilä-Werft, Helsinki wurde 1938-1939 einer der ersten diesel-elektrischen Eisbrecher gebaut, die SISU.

Schiffsdaten SISU
IMO-Nr. 5330371
Indienststellung 1939
Länge ü.a. 65,3 m
Breite 14,4 m
Tiefgang 5,1 m
Antrieb 3 * 1.000 kW (3 * 1.350 PS)
Geschwindigkeit 15 Knoten (28 km/h)
Außerdienststellung 1986

Der elektrische Antrieb ermöglicht ein schnelles Umschalten zwischen Vorwärts- und Rückwartsfahrt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die SISU Schulschiff für die finnische Marine. 1975 erwarb die finnische Marine das Schiff und nannte es um in LOUH. Elf Jahre später wurde die LOUH außer Dienst gestellt und abgewrackt.

VOIMA

Die gleiche Werft baute von 1952 bis 1954 den Eisbrecher VOIMA - ebenfalls dieselelektrisch und ebenso unter finnischer Flagge betrieben.

Schiffsdaten VOIMA
IMO-Nr. 5383158
Indienststellung 1954
Länge ü.a. 83,5 m
Breite 19,4 m
Tiefgang 6,4 m
Antrieb 6 * 1.500 kW (6 * 2040 PS)
Geschwindigkeit 16,6 Knoten (31 km/h)

Als erster Eisbrecher der Welt hat die VOIMA neben den beiden Heckpropellern auch zwei Bugpropeller. Von 1978 bis 1979 erfolgte ein Umbau. Das Schiff erhielt u. a. neue Antriebe einschließlich Motoren, Trimmtanks und Aufbauten. Ein weiterer Umbau war 2016.

LENIN

Die LENIN wurde 1959 als weltweit erster Eisbrecher mit Atomantrieb in Dienstgestellt. Die Admiralitätswerft Leningrad (heute: St. Petersburg) hatte das Wasserfahrzeug von 1957 bis 1959 gebaut.

Schiffsdaten LENIN
IMO-Nr. 5206087
Indienststellung 1959
Länge ü.a. 134 m
Breite 27,6 m
Tiefgang 10,5 m
Reaktorleistung 3 * 90.000 kW (3 * 120.000 PS)
ab 1970: 2 * 171.000 kW (2 * 232.000 PS)
Geschwindigkeit 18 Knoten (33 km/h)
Außerdienststellung 1989

Ab 1970 erzeugten zwei Atomreaktoren Dampfenergie für vier Dampfturbinen, die drei elektrische Motoren und somit drei Propeller antrieben. Der Eisbrecher hielt u. a. die Fahrrinnen in der Barentzsee (Murmansk) frei.
Nach der Außerdienststellung sollen die Reaktoren im Karasee (bei Novaja Semlja) verklappt worden sein.
Die LENIN ist seit 2005 Museumsschiff.

SAMPO, KARHU, MURTAJA (II), HANSE

Während der ersten Jahre der LENIN baute die Wärtsilä-Werft in Helsiki Eisbrecher der Karhu-Klasse. Zu diesen Schiffen gehörten u. a. die SAMPO, KARHU, MURTAJA (II) und die HANSE. Die Schub- und Zugpropeller (je 2 Stück) wurden dieselelektrisch angetrieben. Die SAMPO hielt von 1961 bis 1987 die Hafenzufahrt von Kemi am Bottnischen Meerbusen frei und war auch bis nach Bornholm unterwegs.

Schiffsdaten SAMPO
IMO-Nr. 5308938
Länge ü.a. 75,0 m
Breite 17,4 m
Tiefgang 7,0 m
Antrieb 6.470 kW (4 * 2.200 PS)
Geschwindigkeit 16 Knoten (30 km/h)

Ein paar Eindrücke sind im Abschnitt "Fahrt mit der SAMPO" zu erahnen.

Die HANSE gehörte der Bundesrepublik Deutschland. Sie war in Helsinki stationiert und ausschließlich bei Bedarf in deutschen Gewässern - überwiegend in der Kieler Förde - tätig. Dies waren weniger als 100 Tage in den 30 Dienstjahren.

MANHATTAN

Der bis dato größte Eisbrecher war der Tanker MANHATTAN, nachdem das Schiff zum Eisbrecher umgebaut war. Fore river Shipyard in Quincy, US-Bundesstaat Massachusetts baute von 1961 bis 1962 den Tanker. Der Umbau erfolgte von 1968 bis 1969 auf der Sun Shipbuilding & Dry Dock Company in Chester, US-Bundesstaat Pennsyslvania.
Für die Entwicklung und Erprobung des Rumpfes errichtet die Wärtsilä-Werft, Helsinki in Kooperation mit Esso ein Erprobungszentrum[12] mit dem 50 Meter langen "Wärtsilä Icebreaking Modell Basin"[13].

Schiffsdaten MANHATTAN
IMO-Nr. 5219369
Länge ü.a. 306,9 m
Breite 45,0 m
Vermessung 60.209 BRT
Antrieb 32.000 kW (43.000 PS)
Geschwindigkeit 17 Knoten (31 km/h)

Von Mitte August bis Mitte September 1969 fuhr das Schiff im Nordpolarmeer und in der Behringstraße (Nordwest-Passage von Osten beginnend). Der Tanker und Eisbrecher wurde 1987 abgewrackt.

SISU, ATLE, FREY, URHO und YMER

Mit zunehmender Größe der Handelsschiffe wurden breitere Fahrrinnen und somit größere Eisbrecher erforderlich. In den 1970er Jahren stellten die Finnen die Urho-Klasse in Dienst. Hierzu gehören die SISU, URHO, ATLE, FREY und YMER. Die beiden letztgenannten Eisbrecher wurden nach Schweden geliefert.

Schiffsdaten SISU, ATLE, FREY, URHO, YMER
Baujahre 1971 (SISU); 1973 (ATLE); 1975 (FREY, URHO); 1977 (YMER)
Länge ü.a. 102 m
Breite 24 m
Vermessung 7.525 BRZ
Antrieb 16.200 kW (22.000 PS)

Diese Eisbrecher hatten eine hochgelegte Brücke für eine bestmögliche Rundumsicht und einen Hubschrauberlandeplatz.

ARKTIKA

In Leningrad wurde der Atomeisbrecher ARKTIKA von 1972 bis 1975 gebaut. Für den Einsatz in polaren Regionen konstruiert war die ARKTIKA zehn Jahre lang das leistungsstärkste atomenergiegetriebene nichtmilitärische Schiff der Welt.

Schiffsdaten ARKTIKA
IMO-Nr. 7429061
Länge ü.a. 147,9 m
Breite 29,9 m
Tiefgang 11 m
Antrieb 55.000 kW (75.000 PS)
Geschwindigkeit 20,8 Knoten (39 km/h)

Turboelektrisch wurden drei Propeller angetrieben.
Als erstes Überwasserschiff erreichte die ARKTIKA am 17. August 1977 den geographischen Nordpol.
Zwischenzeitlich wurde das Schiff mehrere Jahre lang außer Dienst gestellt. Nach einem Brand mit erheblichen Schäden im April 2007 ist die ARKTIKA im Oktober 2008 stillgelegt worden.

POLARSTERN

Die Howaldtswerk - Deutsche Werft (HDW)[14] in Kiel baute von 1981 bis 1982 den Forschungseisbrecher POLARSTERN.

Schiffsdaten POLARSTERN
IMO-Nr. 8013132
Länge ü.a. 117,9 m
Breite 25,1 m
Tiefgang 11,2 m
Antrieb 14.500 kW (19.200 PS)
Geschwindigkeit 16,5 Knoten (30,6 km/h)

Die POLARSTERN kann Eisschollen bis zu einer Dicke von 1,5 Metern mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten durchfahren. Bis zu einer Tiefsttemperatur von -50 °C ist das Schiff einsatzbereit. Zwei Hubschrauber werden mitgeführt. Die POLARSTERN ist im Nord- und im Südpolarmeer aktiv und soll im Jahr 2030 ersetzt werden (Stand 2025).

OTSO, KONTIO

Die nachfolgende Bauklasse der finnischen Eisbrecher wurde Kontio-Klasse genannt.

Schiffsdaten OTSO, KONTIO
Baujahre 1986 (OTSO); 1987 (KONTIO)
Länge ü.a. 99 m
Breite 24 m
Vermessung 7.066 BRZ
Antrieb 15.000 kW (20.400 PS)

Bei dieser Bauklasse wurde auf die bisher üblichen Bugpropeller verzichtet. Das neuartige Luftblasensystem (Air Bubbling System) erzeugt erwärmte Druckluft, die aus Düsen unterhalb der Wasserlinie gedrückt wird, ein Luftblasenpolster am Rumpf.
Nach Umbauten im Jahr 2010 wurde die KONTIO zeitweise als Ölbekämpfungsschiff eingesetzt.

POLARIS

Die Arctech Werft in Helsinki baute 2016 den Eisbrecher POLARIS mit dieselelektrischem Antrieb.

Schiffsdaten POLARIS
IMO-Nr. 9734161
Länge ü.a. 110,00 m
Breite 24,4 m
Tiefgang 7,5 m
Vermessung 9.333 BRZ
Antrieb 19.000 kW (26.000 PS)
Eisklasse 1A Super (Eisdicke bis 1,0 m)

Das Schiff hat drei Azipod-Antriebe[15] (zwei am Heck, einer am Bug). Als Kraftstoff kann schwefelarmer Diesel oder Flüssiggas verwendet werden.

ARKTIKA (II)

In St. Petersburg wird seit 2013 eine neue Klasse von Atomeisbrechern gebaut. Als hiervon erstes Schiff ist 2020 die ARKTIKA (II) als bis dato größter Atomeisbrecher der Welt in Dienst gestellt worden.

Schiffsdaten ARKTIKA
IMO-Nr. 9694725
Länge ü.a. 173,3 m
Breite 34,0 m
Tiefgang 10,5 m
Vermessung 28.500 BRZ
Antrieb 60.000 kW (81.600 PS)
Geschwindigkeit 22 Knoten (41 km/h)

Einsatzbereich ist die Nordostpassage (Seeweg im Nordpolarmeer zwischen Atlantik und Pazifik).


Ersatzmaßnahme

Andere eisgängige Schiffe

Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)



Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)



Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)



Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)



Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)



Schiffsdaten
IMO-Nr.
Länge ü.a. m
Breite m
Tiefgang m
Antrieb kW ( PS)
Geschwindigkeit Knoten ( km/h)

FENNICA, NORDICA, BOTNICA

Neben weiteren Eisbrechern sind in den 1990er Jahren in Finnland die FENNICA und die NORDICA' (116 m lang; 26 m breit) als Mehrzweckschiffe in Dienst gestellt worden. Mittels zweier Azimut-Antriebe[16] und drei Bugstrahlruder erlangen die Schiffe gute Manövrierfähigkeit. Die Decksaufbauten und die Ausstattung ähnelt denen eines Versorgers. Diese Schiffe können auch als Schlepper und bei Offshore-Aufträgen eingesetzt werden.

1998 wurde die BOTNICA in Helsinki gebaut. Das Mehrzweckschiff fährt unter estnischer Flagge.

Schiffsdaten BOTNICA
IMO-Nr. 9165877
Länge ü.a. 96,7 m
Breite 24,00 m
Tiefgang 7,7 m
Vermessung 6.370 BRZ
Antrieb 10.000 kW (13.600 PS)

Fahrt mit der SAMPO

... Marja verkündet: "Habt etwas Geduld, aber in 15 bis 20 Minuten holt uns hier die SAMPO ab." Ob sie wohl recht behält und der Eisbrecher uns Anhalter findet und aufnimmt? Doch dann unüberhörbar das dumpfe Wummern der Dieselmotoren und kurz darauf taucht aus der Nebelwand ein schwarzer Schatten auf. Knirschend schiebt sich die SAMPO langsam durch das Eis, direkt auf uns zu. Sie kommt näher und näher. Hoffentlich steht morgen nicht in den finnischen Zeitungen: "Acht deutsche Touristen vom Eisbrecher überfahren". Fast vor unseren Füßen stoppt der schwarze Koloss. ...
Weitere Impressionen können im Band 06 des maritimen Magazins OCEANUM auf den Seiten 28 bis 31 nachgelesen werden.

Videos

Weblinks

BSH: Eisberichte
WSV: Entwicklung in der Schiffstechnik
Eisklassen
SAMPO
Helsinki Shipyard: Eisbrecher
FS POLARSTERN
FRAM Museum
WAL
WELLE
Besucherleitfaden Antarktis

Literatur

Schiffe und Meer. Chronik der Seefahrt - Haws, D. - Augsburg: Weltbild Verlag, 1992 - 244 S. - ISBN 3-89350-054-5
Schiffe und Cuxhaven - Schmelzkopf, R. - Cuxhaven: Wilhelm Heidsiek Verlag, 2017 - 178 S. - ISBN 978-3-935459-23-5
333 Schiffe, die man kennen muss! - Kaack, U.; Focke, H. - München: Geramond, 2016 - 287 S. - ISBN 978-3-86245-751-9
OCEANUM. Das maritime Magazin - Band 06 - Bremen: Tobias Gerken GmbH, 2021 - 272 S. - Faszination Eisbrechen - Finnlands Kraftpakete im Einsatz - Martin Wlecke - S. 24-37
BERLIN. Ein Traditionsname für Fischereifahrzeuge - Heise, H. J.; Hülper, R.; Kokot, D.; Jakobeit, W; Hrsg. Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven e. V. - Cuxhaven, 2024 - 80 S. - Schriftenreihe Ausgabe 19
Zeitschrift des Vereins für Lübecksche Geschichte und Altertumskunde - Lübeck: Verlag Max Schmidt-Römhild, 1991 - 446 S. (Band 71) - Der Bugsierdienst der Handelskammer zu Lübeck - Osterschelte, Ch. - S. 221-310
150 Jahre Schiffe für die Meere der Welt. Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und ihr Weg in die Zukunft - Gretzschel, M. - Hamburg: Koehler im Maximilian Verlag, 2022 -245 S. - ISBN 978-3-7822-1517-6

Fußnoten

  1. Eisbrecher - ältere Begriffsbedeutung: keilförmige Vorbauten an Brückenpfeilern zum Zerbrechen der Eisschollen
  2. IACS: International Association of Classifikation Societies = Internationale Vereinigung der Klassifikationsgesellschaften; 1968 gegründet
  3. IMO (International Maritime Organization): Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation vertritt als UN-Organisation über 170 Staaten.
  4. Polar Code = International Code for Ships operating in Polar Water = Internationale Klassifizierung für Schiffe, die im Polargebiet fahren
  5. Mehrere Bereiche der Aktis sind hierbei ausgenommen: Island, die arktischen Regionen Skandinaviens und die daran angrenzende Region Russlands.
  6. BSH: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie; 1868 als Norddeutsche Seewarte gegründet; erbringt maritime Dienstleistungen entsprechend dem Seeaufgabengesetz
  7. Die Wärtsilä-Werft in Finnland baute 1974 für die Sowjetunion einen weiteren Eisbrecher namens YERMAK.
  8. Helsingfors Skeppsdocka - später Wärtsilä-Werft; heute Helsinki Shipyard Oy
  9. MONTE CERVANTES: Passagierschiff der HSDG, Hamburg; 159,7 m lang; 20,1 m breit; zugelassene Passagierzahl: 2.492
  10. Schiffahrts-Compagnie: als Verein Museumsschiff Dampd-Eisbrecher "Wal" 1991 gegründet; 2002 in Schiffahrts-Compagnie Bremerhaven e. V. umbenannt; 2025 Eigentümer von WAL und QUARANTÄNE (eh. Hafenarzt-Barkasse)
  11. SAIL: großes Windjammer-Treffen in Bremerhaven (auch Nichtsegler kommen); erstmals 1986 veranstaltet Bremerhaven; seit 1995 im 5-Jahres-Turnus; fiel 2020 wegen der CIVID-19-Pandemie (auch Corona-Pandemie genannt) aus; die WAL wurde auch für 2030 wieder angemeldet
  12. Das Erprobungszentrum erhielt in den 1980er Jahren den Namen "Wärtsilä Arctic Reseach Centre (WARC)".
  13. Seit 1955 gibt es in Leningrad (jetzt: St. Petersburg) ein 13,4 m langes Modellbassin. Später kamen die Anlagen in Columbia/USA (1970; 18,3 m lang) und Hamburg (Hamburgische Schiffbauversuchsanstalt; 1971; 30,0 m lang) hinzu.
  14. HDW: entstand 1968 durch Fusion der Werften Deutsche Werft, Hamburg (1918 gegründet), Howaldtswerke Hamburg (1930 entstanden) und Kieler Howaldtswerke (1838 als Eisengießerei und Dampfkesselbauanstalt gegründet); 2012 in ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) umbenannt
  15. Azipod-Antrieb: Ein oder mehrere Propeller befindet/befinden sich an einer drehbaren Gondel unter dem Schiff; anderer Hersteller als beim Azimut-Antrieb
  16. Azimut-Antrieb: Ein oder mehrere Propeller befindet/befinden sich an einer drehbaren Gondel unter dem Schiff; anderer Hersteller als beim Azipod-Antrieb