Otto Wulf GmbH & Co. KG
Die Fa. Otto Wulf GmbH & Co. KG ist eine Bergungs-, Logistik-, Seeschlepp- und Transportreederei.
Inhaltsverzeichnis
Anschrift
- Otto Wulf GmbH & Co.KG
- Helgoländer Kai 10
- 27472 Cuxhaven
- Tel. 04721 71660
- Fax. 04721 716633
- Branch Office Rostock
- Alter Hafen Nord 210
- 18069 Rostock
- Tel. 0381 66096494
- info@wulf-tow.de
Eine weitere Niederlassung besteht in Edinburgh, UK.
Weitere Standorte sind Szczecin (Stettin), Polen und Helgoland.
Tochterfirma:
- Wulf Seetransporte GmbH & Co. KG[1]
- Helgoländer Kai 10
- 27472 Cuxhaven
Dienstleistungen
- Hafen- und Seeverschleppungen
- Schlepper- und Pontonverchartungen
- Seetransporte von Schwergutsektionen
- Offshore-Wind-Projekte
- Schwimmkraneinsätze
- Lasttests für Krane
- Bergungs-und Tauchereinsätze
- Schiffsassistenzen
- Schiffsbegleitungen (auf den Revieren und durch den Nord-Ostsee-Kanal)
Vor dem Verwaltungsgebäude der Schlepp- und Bergungsreederei fallen zwei große Anker ins Auge. Der 290 Tonnen schwere Patentanker des Containerriesen „EDITH MAERSK“ ist der bisher größte geborgene Anker der Reederei Otto Wulf. Wegen einer defekten Ankerwinde konnte der Anker des auf Tiefwasserreede in der Deutschen Bucht liegenden Schiffes kontrolliert abgetrennt werden. Im März 2021 wurde der Anker durch den Schlepper Wulf 9 geborgen.
Ein Jahr lang lag der Anker daraufhin an dem Pier in Cuxhaven und sollte nach Hamburg zur Übergabe an Maersk gebracht werden. Dazu kam es aber nicht, da die Reederei Maersk sich letztlich entschloss einen neuen Anker zu erwerben und Otto Wulf den alten zu überlassen. Anstatt diesen zu verschrotten, entschied sich das Schleppunternehmen dazu, den schweren Koloss vor das Reedereigebäude zu legen. Ein einzelnes Kettenglied der Ankerkette bringt 205 kg auf die Waage.
Den anderen Anker im Vorgarten des Reedereigebäudes hat der Firmengründer von einem Hamburger Schrotthändler gekauft. Benötigt wurde dieser 7 Tonnen schwere Stockanker, der von der 1868 gebauten Panzerfregatte "SMS KÖNIG WILHELM" stammte, um die "KONSTANTIN LEMOS" zu bergen, die am 7. Dezember 1929, in einem Wintersturm auf dem Westhever Sand vor Husum in Schleswig-Holstein gestrandet war. Mehrere Monate lag der griechische Dampfer nach seiner Strandung an der Küste. Dann wurde in wochenlanger Arbeit ein Kanal gegraben, durch welchen das Schiff mithilfe von Winden und des eingegrabenen Ankers im März 1930 zurück ins tiefe Wasser gezogen werden konnte. Das Bergegeld war der Grundstock für den Ankauf eines neuen Schleppers. Der Anker hat von daher große Bedeutung für die Reederei.
Geschichte
Otto Wulf erwarb als Fischer und Matrose 1921 einen Kabelleger aus dem Nachlass der Kaiserlichen Marine, ließ ihn zum Bergungsfahrzeug umbauen und gründete die Firma am 11. Juli 1922 als "Tauch- und Bergungsgeschäft". Mit seinen seemännischen Fähigkeiten, Mut und Entschlossenheit half er vielen Besatzungen und Schiffen aus der Seenot. Diese Hilfeleistungen und spektakuläre Bergungen führten zum Ruf, Unmögliches möglich zu machen.
In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ein Bergungsschlepper zum "Taucher Wulf I" umgebaut.
Mit einem später gekauften Frachtschiff führte die Reederei einen Eilfrachtdienst zwischen Hamburg, Harburg und Cuxhaven durch.
Der Bau des ersten neuen Schleppers ist 1940 beauftragt worden. Doch das Schiff "Otto Wulf II" wurde von der Marine beschlagnahmt und nach dem Krieg durch die Briten konfisziert. Später erhielt die Firma Otto Wulf ihre Schiffe zurück. Außerdem wurden weitere Schiffe aus den Resten der einstigen Kriegsmarine erworben.
Als sich Cuxhaven zum größten Fischereistandort in Deutschland entwickelte, entstand ein neues Standbein: der Verholdienst vom Anleger zum Eiswerk bzw. zur Netzhalle.
Nach dem Tod des Firmengründers Otto Wulf 1955 übernahmen seine beiden Söhne die Geschäftsführung.
Von 1962 bis 2000 führte die Reederei den Versatzdienst für Lotsen und andere Personen im Auftrag des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes durch.
Nachdem 1975 der erste Transportponton gekauft wurde, werden zunehmend Seetransporte mit Pontons durchgeführt. Einen Eindruck über die Größenordnung dieser Transporte (z. B. Tripods[2] für Windkraftanlagen, Schiffsbauteile, Brückenkonstruktionen) bezüglich Volumen und Transportmasse vermittelt die Firmenhomepage.
Der erste Schubschlepper[3] "Taucher O. Wulf 10" wurde 1987 in Betrieb genommen.
1990 ist das erste Versorgungsschiff "Wulf Pioneer" in Fahrt gebracht worden.
Der Standort Rostock wurde 1993 gegründet.
Seit 2005 erfolgen Transporte von Flugzeug-Rumpfschalen zwischen Nordenham und Hamburg-Finkenwerder.
Die Reederei ist weiterhin familiengeführt. Die fünfte Generation soll 2023 in den Startlöchern stehen. In Deutschland und in Schottland sind insgesamt rund 70 Mitarbeitende tätig. Mit der Flotte aus den Hochleistungsschleppern mit Leistungen bis zu 3300 kW (4500 PS), Pontons mit Tragfähigkeiten bis zu 10.000 Tonnen, dem Spezialschlepper "Havanah" und dem Spezialtransporter "MV Kugelbake" erscheint die Reederei gut aufgestellt.
Bergungen
Beispiele durchgeführter Bergungen sind:
- Am 7. Dezember 1929 strandete der griechische Dampfer "Konstantin Lemos" vor Westerhever. Das Schiff wurde im März 1930 wieder flott gemacht.
- 1982 wurde die "Mary Rose"[4] im Ärmelkanal geborgen. Das Schiff lief 1511 vom Stapel. Der einstige Stolz der englischen Marine sank 1545 bei einem Seegefecht. Teile des Schiffes wurden in England konserviert und sind dort zu besichtigen.
- 2021 erfolgte die bisher größte Bergung: der 29 Tonnen schwere Anker des 398 Meter langen Containerschiffs "Edith Maersk" (IMO-Nr. 9321548). Er erhielt einen Ehrenplatz vor dem Wulf-Reedereigebäude.
Besondere Aufträge
Am 7. September 2020 schleppt die Taucher O.Wulf 5 mit Andreas Wulf auf der Brücke den P-Liner "PEKING" von der Wewelsflether Peters-Werft zum Deutschen Hafenmuseum in Hamburg. Kurz vor Sonnenaufgang wurde das Nadelöhr des Stör-Sperrwerkes passiert. Die PEKING sollte um 18.oo in Hamburg ankommen. Punktlandung, um 18.00 passierte der Schleppverband den Hamburger Michel. Hier ist die Kurzversion eines Videos der Überführung:
Aktuelle Schiffe und Pontons der Reederei
Taucher O. Wulf 2
- Der Schlepper fährt unter zyprischer Flagge.
- IMO Nr. 9899935
- Baujahr: 2021
- Länge: 26,45 m
- Breite: 9,54 m
- Vermessung: 215 BRZ
Taucher O. Wulf 4 (III)
- IMO Nr. 9639737
- Baujahr: 2011
- Länge: 26 Meter
- Breite: 9,1 Meter
- Vermessung: 212 BRT
Taucher O. Wulf 5 (II)
- Der Schlepper wurde 2019 unter dem Namen "Stier" erworben, umgebaut und mit einem Voith-Schneider-Antrieb ausgerüstet.
- IMO Nr. 8912209
- Baujahr: 1990
- Länge: 28 Meter
- Breite: 8,8 Meter
- Vermessung: 219 BRT
Taucher O. Wulf 7 (II)
- IMO Nr. 9183075
- Baujahr: 1998
- Länge: 30 Meter
- Breite: 10 Meter
- Vermessung: 360 BRT
Taucher O. Wulf 9
- Die Reederei erwarb das Schiff 2011. Vorher lief es unter dem Namen "Siri Velox".
- IMO Nr. 8714243
- Baujahr: 1988
- Länge: 33 Meter
- Breite: 10 Meter
- Vermessung: 429 BRT
Taucher O. Wulf 10 (II)
- Der Schlepper fährt unter portugiesischer Flagge. Seit Dezember 2024 ist er im Einsatz. Auf dem Schiff mit 96 Tonnen Pfahlzug arbeiten fünf Besatzungsmitglieder. 6.500 PS bringen den Schlepper auf eine Geschwindigkeit von 15 Knoten.
- IMO Nr.: 9492983
- Baujahr: 2009
- Länge: 33 m
- Breite: 12 m
- Vermessung: 484 BRZ
MV Kugelbake
- Das Spezialschiff transportiert Flugzeug-Rumpfschalen und andere große Teile.
- IMO Nr. 9510747
- Länge: 79 Meter
- Breite: 18,6 Meter
- Tiefgang: 3,8 m
- Vermessung: 1868 BRZ
- Geschwindigkeit: 12 kn
Ponton T. O. W. II
- Länge: 50 Meter
- Breite: 17,2 Meter
- Vermessung: 863 BRT
Ponton T. O. W. III
- Länge: 86 Meter
- Breite: 27,4 Meter
- Vermessung: 863 BRT
HAVANAH
- Der Spezialschlepper lief 2013 vom Stapel. Er fährt im Persischen Golf unter britischer Flagge.
- IMO Nr. 9705108
- Länge: 26 Meter
- Breite: 11 Meter
- Vermessung: 255 BRZ
TAIFUN
- IMO Nr. 8650382
- Baujahr: 1964
- Länge: 41,45 m
- Breite: 8,09 m
- Vermessung: 263 BRZ
Ehemalige Schiffe der Reederei (Auswahl)
Taucher O. Wulf
- Otto Wulf erwarb 1921 einen ausgedienten Kabelleger und ließ ihn zum Bergungsfahrzeug ausbauen.
- Länge: 20 Meter
- Breite: 5,5 Meter
- Leistung: 51 Kilowatt (70 PS)
Taucher Otto Wulf I
- Ein Bergungsschlepper wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Taucher "Otto Wulf I" umgebaut. 1937 kollidierte er mit einem Frachtsegler und sank.
Taucher O. Wulf 3
- Der Hafenschlepper lief 1963 vom Stapel.
- IMO Nr. 5419244
- Länge: 29 Meter
- Breite: 8 Meter
- Tonnage: 181 BRT
- Nach dem Verkauf fuhr er unter dem Namen "Urter".
Taucher O. Wulf 4 (II)[5]
- Das Schiff lief 1978 vom Stapel. Die Reederei erwarb es 2007.
- Länge: 26,5 Meter
- Breite: 8,8 Meter
Taucher O. Wulf 5 (I)
- Das Schiff lief 1968 vom Stapel.
- IMO Nr. 6907169
- Länge: 29 Meter
- Breite: 8 Meter
- Nach dem Verkauf erhielt es den Namen "Canal Services".
Taucher O. Wulf 6
- Das Schiff lief 1957 bei einer niederländischen Werft vom Stapel. Es wurde unter dem Namen "Rema I" getauft. Die Reederei Wulf kaufte es 1958. 1965 wurde es umgebaut und danach als Lotsen- und Hilfsschlepper ("Wassertaxi") genutzt. Es hat keine IMO Nummer.
- Länge: 16,5 Meter
- Breite: 4,3 Meter
Bis zum 31. Dezember 2000 wurde dieses Schiff für Reedeversetzdienst eingesetzt, um Lotsen an Bord der einlaufenden Schiffe zu bringen. Diese Aufgabe wurde seit 1962 durch die Reederei Wulf durchgeführt. Eigens dafür wurde der kleine Schlepper Taucher O.Wulf 6 umgebaut. Zum sicheren Übersteigen wurde die Back erhöht. Seit 2001 werden die Lotsen durch mit kleinen Schiffen des Lotsbetriebsvereins übergesetzt.
Taucher O. Wulf 7 (I)
- Das Schiff wurde 1962 bei der Mützelfeldwerft erbaut.
- Länge: 19 Meter
- Breite: 6 Meter
- Tonnage: 70 BRT
Taucher O. Wulf 8
- Das Schiff lief 1970 vom Stapel. Es hat keine IMO Nummer.
- Länge: 23 Meter
- Breite: 7,1 Meter
- Tonnage: 92 BRT
Taucher O. Wulf 10 (I)
Das Schiff wurde bei einer Husumer Werft erbaut und 1987 in Fahrt gebracht. Es war der erste Schubschlepper der Reederei Wulf.
Wulf Pioneer
- Die Reederei kaufte das Versorgungsschiff 1990. 1991 wurde es umgebaut. Danach erwarb ein britisches Unternehmen aus Aberdeen dieses Schiff.
Literatur
- Seit 100 Jahren auf dem richtigen Kurs
- Hellwege, W. - SCENE Cuxhaven 2/2022 - S. 6-11
- Schiffe und Cuxhaven
- Schmelzkopf, R. - Cuxhaven: Wilhelm-Heidsiek-Verlag, 2017 - 178 S.
- 2., erweiterte Auflage
- ISBN 978-3-935459-23-5
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Wulf Seetransporte GmbH & Co. KG wird zusammen mit der Reederei Frank Dahl e. K.; Meyerstraße. 1; 27472 Cuxhaven betrieben. Die Fa. wurde 1975 gegründet. Dem Unternehmen gehört das Motorschiff "MV Kugelbake", das inzwischen weit über 1000 Fahrten absolviert hat.
- ↑ Tripods sind dreifüßige Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen.
- ↑ Ein Schubschlepper ist ein Schiff, das als Schub- und Schleppschiff ausgelegt ist.
- ↑ MARY ROSE: Name steht für die Tudor-Dynastie und verweist auf die Mutter Gottes; viermastige Karacke; Lieblingsschiff des Königs Heinrich VIII.; Kiellegung 1510; Stapellauf 1511; Indienststellung 1512; Heimathafen: Portsmouth; 45 m lang; 11,66 m breit; 4,60 m Tiefgang; Verdrängung 500 t (nach 1535 700-800 t); 78 bis 91 Kanonen; Besatzung: 200 Seeleute+185 Soldaten+30 Kanoniere; 1537 wurden die Seiten des Schiffes für zusätzliche Kanonen verstärkt; lt. dem Augenzeugen François van der Delft drang Wasser - am 19. Juli 1545 während eines Gefechtes mit französischen Schiffen - in die offenen Geschützpforten als starker Wind das Schiff kippte und danach sank; ca. 25 bis 30 Personen überlebten das Unglück; 1836 entdeckten Fischer das Wrack; 1971 wiedergefunden; am 11. Oktober 1982 mittels Heberahmen an die Oberfläche befördert; in 3 Konservierungsphasen wurden bis 2016 aus dem Schiffstorso schätzungsweise > 100 t Wasser entfernt; im Mary Rose Museum in Portsmouth ausgestellt; www.maryrose.org
- ↑ Taucher O. Wulf 4 (I) wurde 2005 nach Dänemark verkauft.