Cuxpedia sucht Bilder aus Ihrem Fotoalbum. Sie können uns helfen. Mehr...

Seeräuber

Aus cuxpedia
Version vom 30. Januar 2024, 15:28 Uhr von Block (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Seeräuber''' gab es auch in der Deutschen Bucht. : Man hat Gewalt, so hat man Recht. : Man fragt ums Was und nicht ums Wie. : Ich mü…“)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Seeräuber gab es auch in der Deutschen Bucht.


Man hat Gewalt, so hat man Recht.
Man fragt ums Was und nicht ums Wie.
Ich müßte keine Schiffahrt kennen:
Krieg, Handel und Piraterie,
Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.
(Faust. Der Tragödie zweiter Teil - Fünfter Akt Johann Wolfgang von Goethe)

Begriffe und Anmerkungen

Kaperbrief für die "SANTA MARIA STELLA MARIS" 1690
Aufteilung der Prise:
* z. B. bei Kaperfahrten im Auftrag Hamburgs (Hamburg hatte sich vorher mit 50 % am Kaperschiff beteiligt) --> Hamburg erhielt 50 % der eingebrachten Beute und 50 % des eingesetzten Schiffes. Die
Reeder bekamen 25 %[1]. Die Söldner (militärische Besatzung) erhielten 25 % in Form einer Prämie.[2]
* unter Piraten --> Alle Piraten erhielten den gleichen Anteil. Nur der Piratenkapitän bekam zwei Anteile. Es gab auch abweichende Regelungen z. B. bei Bartholomew Roberts[3] (lt. Bordregel): Kapitän und Quartiermeister je zwei Anteile; Maat, Bootsmann und Geschützmeister je anderthalb Anteile; andere Offiziere einen und einen Viertel Anteil.
Augenklappe: Wenn der Piraten-/Kaperkapitän nach dem Entern des Schiffes unter Deck ging, nahm er die Augenklappe. Weil ein Auge an die Dunkelheit angepasst war, konnte er sich besser orientieren.
Bordregel: Ordnung an Bord von Piraten-/Kaperschiffen, die für alle Besatzungsmitglieder galt. Die Bordregel von Bartholomew Roberts hatte elf Punkte, vom Stimmrecht bei anstehenden Entscheidungen über das Verbot von Handgreiflichkeiten bis zur Tätigkeit der Kapelle
Bukaniere: Kaperer in der Karibik z. B. aus Westindien, z. T. aus Frankreich und aus England
Freibeuter: Kaperer
"Goldenes Zeitalter": 16. bis 18. Jahrhundert
Hauptbootsmann: Er kommandierte Beiboote bei Einzelaufgaben; konnte einer Wachgruppe vorstehen; war manchmal als Zahlmeister und als Verwalter der Heuergelder tätig; beaufsichtigte die Handfeuerwaffen der Besatzung
Kaperbrief: Dokument einer Regierung[4] (Admiralität) oder Stadt für eine Privatperson (Kapitän) als Auftrag und Berechtigung Schiffe festgelegter Länder im Kriegszustand zu überfallen
Kaperei: Raub eines Schiffes auf der Grundlage eines Kaperbriefes bzw. Beraubung der Passagiere und Besatzung auf See
Kaperer: Person(en), die Kaperei betreiben
Kaperkapitän: Er wurde von den Finanziers der Unternehmung eingesetzt oder von der Mannschaft gewählt.
Kopfgeld: Beispielsweise wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in England folgendes Kopfgeld ausgelobt: vom Piratenkapitän 100 Pfund Sterling über mehrere Abstufungen bis zum gemeinen Piraten 20[5] Pfund Sterling
Korsar: Kaperer im Mittelmeer z. B. aus Nordafrika und aus Frankreich
Piratenflagge: "Jolly Roger"; piratisches Hoheitszeichen --> weißer Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf schwarzem Grund - seit Anfang des 18. Jahrhunderts gebräuchlich; vorher gab es verschiedene Varianten: schwarze Flaggen mit ähnlichen Symbolen, viele phantasievolle Flaggen mit rotem Grund oder die Flagge des Heimatlandes
Piratenkapitän: Er wurde von der Mannschaft gewählt und konnte wieder abgewählt werden. Nur im Gefecht und bei der Verfolgung der Beute hatte er Befehlsgewalt.
Piratenrunde: eine Route zwischen den nordamerikanischen Kolonien Englands, den Häfen in der Karibik und der Insel Madagaskar; existierte etwa ab 1690 bis ungefähr 1730
Piratenstützpunkte: z. B. Insel New Providence [heute Nassau (Bahamas)], Réunion, Tortuga (Karibik), Madagaskar, Saint-Malo (Frankreich), Dünkirchen
Piraterie: Seeraub
Prise: Beute
Quartiermeister: Er befehligte die militärische Besatzung und war für die Disziplin zuständig.
Seeraub: Raub eines Schiffes bzw. einer Schiffsladung, Beraubung der Passagiere und Besatzung auf See
Strandraub: ist kein Seeraub / keine Piraterie
Stückmeister (Geschützmeister): Er war für die Kanonen, die Munitions- und Pulvervorräte sowie für das Training der Geschützbedienung zuständig.

Kurzer allgemeiner Abriss

"Trotz der erfolgreichen Abenteuer dieser Mannschaft war es sehr schwierig, sie unter Kontrolle zu halten. Denn da sie fast immer verrückt oder betrunken waren, verursachte ihr verhalten unendliche Unruhen." Captain Charles Johnson[6] , Piratenbiograf, 1724


In diesem Abschnitt wird nur beispielhaft auf einzelne Aspekte hingewiesen. Seit Beginn der Seefahrt gibt es Piraterie. Mit zunehmendem Seehandel einschließlich Sklavenhandel nahm auch die weltweite Seeräuberei zu. Im Zusammenhang mit der Kolonialpolitik existierte das "Goldene Zeitalter" der Piraterie. Das Leben der Piraten endete häufig sehr ähnlich. Jedoch noch im 18. Jahrhundert starb jeder fünfte Seeräuber durch Krankheit (Mangelernährung, Geschlechtskrankheiten, Alkoholismus, Unfälle) und jeder fünf-undzwanzigste durch Kampfeinwirkungen.

Die Entwicklung vom Admiral zum Piratenkapitän gab es mehrmals (z. B. Claus Kniphoff[7]), zumal ein Admiral auch als Freibeuter tätig sein konnte (z. B. Piet Heyn[8] und Michiel Adriaenszoon de Ruyter[9] [10].

Eine andere Entwicklung nahm Baldassare Cossa[11]. Anfang des 15. Jahrhunderts war er mit seinen Brüdern als Pirat tätig. Später wurde er Gegenpapst.

Ratsimilaho[12] wurde König im Osten Madagaskars.

Es gab auch mehrere Piratinnen. Bekannt sind:

  • Anne Bonny (um 1698-um 1782) irische Piratin - Sie kam zur Piraterie, indem sie mehrere Piraten kennen lernte.
  • Jeanne de Clisson [Jeanne de Belleville] (1300-1359)
  • Grace O´Malley (1530-1603) irische Piratin - Sie sorgte als Clanoberhaupt durch Piraterie für den Wohlstand des Clans.
  • Mary Read (um 1685 - 1721) englische Piratin - Sie schloss sich freiwillig den Piraten an, als das Schiff, mit welchem sie fuhr, gekapert wurde. Durch Zufall traf sie später Anne Bonny. Sie kämpften dann gemeinsam.
  • Zheng Yisao [Cheng I Sao] (1775-1844) chinesische Piratin - Sie heiratete einen Piratenführer. Nach seinem Tod übernahm sie seine Nachfolge.

Jeanne de Clisson kam auf eine andere Art zur Piraterie. Nach dem Tod ihres ersten Mannes 1326 heiratete sie 1330 Olivier IV. de Clisson. Im Zusammenhang mit dem bretonischen Erbfolgekrieg wurde ihr Mann nach Paris gelockt, zum Tode verurteilt und enthauptet. Man schickte seinen Kopf nach Nantes und stellte ihn auf einem Spieß auf den Zinnen der Burg von Bouffray zur Schau. Jeanne de Clisson schwor dem König und Charles de Blois[13] Rache und verkaufte ihre Ländereien sowie das Schloss. Von dem Erlös erwarb sie ein Schiff, mit dem sie Handelsschiffe überfiel. die wenigen Überlebenden berichteten von einer wilden Furie ("bretonische Tigerin"), die gefolgt von einer verwegenen Entermannschaft über ihr Schiff hergefallen sei und dabei "Rache für Baron de Clisson" geschrien habe. Nach mehreren erfolgreichen Kämpfen wurde ihr Schiff schwer beschädigt. Mit ihren Kindern floh sie nach England. Unterstützt von König Edward stattete sie drei neue Schiffe aus - schwarz mit roten Segeln. Bis 1356 setzte sie ihren Kampf fort. Danach heiratete sie einen Kapitän der englischen Truppen. Später ließ sie sich in Frankreich (Bretagne) nieder.

Als berühmtester Pirat des fernen Ostens gilt Cheng-Ch'eng-kung [Zheng Chenggong = Kaiserprinz - Die Portugiesen nannten ihn Coxinga/Koxinga] (1624-1662), der durch seinen Vater (Händler und Pirat) zur Piraterie kam. Er kämpfte gegen die Qing; vertrieb die Niederländer von der Insel Taiwan[14] und gründete dort das Königreich Dongning.

Mit zunehmender Piraterie ging man teilweise dazu über, Konvois zu bilden. Doch auch dann gab es keine Garantie durch die Anwesenheit von Kriegsschiffen. Die Freibeuter-/Piratenschiffe fielen in Rudeln über die Geleitzüge her. So hatte im Sommer 1694 der Dünkirchener Freibeuter Jean Bart[15] mit mehreren Schiffen vor der Insel Texel einen Geleitzug angegriffen und 61 mit Getreide beladene Schiffe in seine Gewalt gebracht.

Der wohl größte Piratenprozess begann am 28. März 1722 in der Festung Cape Coast Castle (im heutigen Ghana). 264 Piraten aus der Crew von Bartholomew Roberts[16] waren von der Royal Navy gefasst worden. 19 starben schon vor Prozessbeginn an ihren Verletzungen. 80 wurde sofort laufen gelassen. 165 Piraten sind vor Gericht gestellt worden. 74 von ihnen sprach der Vorsitzende Richter Kapitän Herdman als "gezwungene" Seeräuber frei (u. a. die Musiker, die Schiffsärzte). Das Gericht verurteilte 17 Piraten zu langjährigen Haftstrafen[17]. 20 Verurteilte mussten sieben Jahre lang Zwangsarbeit in den Minen der Royal Africa Company leisten[18]. 54 wurden zum Tod durch den Strang verurteilt. Davon sind zwei Piraten noch in letzter Minute begnadigt worden.

Mit der Seerechtsdeklaration[19] von Paris 1856 wurde die Kaperei abgeschafft (Ziffer 1 der Erklärung).

1992 gründete das International Martime Bureau in Kuala Lumpur (Malaysia) das Piracy Reporting Centre. Es ist ein ständig besetztes Meldezentrum für Piraterie. E-mail-Adressen sind imbkl@icc-ccs.org und piracy@icc-ccs.org .

Gegenwärtig erfolgen lt. IMO-Statistik rund 200 Piratenüberfälle im Jahr. Westafrika, das Südchinesische Meer und die Straße von Malakka sind traurige Spitzenreiter mit einem Anteil von 70 %[20].

Piraterie und Freibeuterei in der Deutschen Bucht

In Bearbeitung

Weblinks

IMO Piracy Reports IMB Piracy Reporting Centre Störtebeker Festspiele


Fußnoten

  1. Von diesem Beuteanteil bezahlten die Reeder auch die Seeleute (nautische Besatzung).
  2. In diesem Zusammenhang wurden gleich nach der Kaperung des Schiffes die Begleitpapiere gesichert und die Fracht versiegelt. Die Schiffsladung war für die Freibeuter tabu.
  3. Bartholomew Roberts (1682-1722) mit über 400 erbeuteten Schiffen war er (nach der Anzahl der Schiffe) der erfolgreichste Pirat im Goldenen Zeitalter. Nach seinem Tod wurde er auch Black Bart genannt.
  4. z. B. wenn die Regierung keine entsprechend große Flotte hatte, um gegnerische Handelsschiffe zu überfallen
  5. In einer anderen Quelle werden 10 Pfund Sterling genannt.
  6. In seinen Büchern beschäftigte sich Ch. Johnson mit über 30 Piraten und Piratinnen.
  7. Claus Kniphoff (um 1500-1525) dänischer Admiral und Seeräuber; wurde in Hamburg hingerichtet
  8. Piet Pieterszoon Heyn [auch Pieter Pietersen Heyn geschrieben] (1577-1629) kaperte 1628 als Admiral die spanische Schatzflotte bei Havanna; seine Beute entsprach dem heutigen Wert von einer Milliarde €! Die Niederlande konnten dadurch den Krieg gegen Spanien wirtschaftlich gestärkt fortsetzen. Außerdem blockierte er Dünkirchen, weil dort Freibeuter unter spanischer Flagge fuhren.
  9. M. A. de Ruyter (1607-1676): Im zweiten Englisch-Niederländischen Krieg segelte er 1667 die Themse bis kurz vor London hinauf und brachte der Royal Navy die bis heute größte Niederlage bei. Die "HMS ROYAL CHARLES" und andere Beuteschiffe wurden danach in den Niederlanden öffentlich ausgestellt.
  10. Fast genauso dreist war der Dünkirchener Freibeuterkapitän Jean Tilly, als er im September 1703 mit einer Schaluppe (Beiboot) erfolgreich in die Themse eindrang.
  11. Baldassare Cossa (um 1370-1419) erlangte 1410 durch Mord und Bestechung die Papstwürde als Gegenpapst - parallel zu zwei anderen Anspruchstellern. Er nannte sich Johannes der XXIII. Er wurde 1414 auf dem Konzil von Konstanz abgesetzt.
  12. Ratsimilaho (um 1694-1750) wurde Oberkommandierender und später König (Herrscher auf Lebenszeit) der Betsimikara, einer ethnischen Gruppe auf Madagaskar.
  13. Charles des Blois hatte das Todesurteil unterstützt.
  14. Taiwan: damaliger Name der Insel --> Formosa (von portugiesischen Seefahrern so bezeichnet)
  15. Jean Bart (1650-1702) diente zeitweise in der holländischen Marine unter Admiral M. A. de Ruyter - z. T. auch als Kaperer. Als er nach Frankreich zurückkehrte, erhielt er dort Kaperbriefe. Für seinen Sieg in der Seeschlacht von Texel (südwestlichste der westfriesischen Inseln) 1694 wurde er zum Chevalier de St. Louis geschlagen und in den Adelsstand erhoben. Er gilt in Frankreich als der König der Korsaren.
  16. Bartholomew Roberts starb beim Seegefecht am 10. Februar 1722 als er von einer Kartätsche (Artilleriegeschoss mit Schrotladung) getroffen wurde.
  17. Nur 4 der 17 Piraten kamen lebend in London zur Verbüßung der Haftstrafen an.
  18. Das kam einem Todesurteil gleich.
  19. Seerechtsdeklaration: "Erklärung betreffend das europäische Seerecht in Kriegszeiten; Unterzeichnerstaaten (Stand 1981): Frankreich, Großbritannien, Mexiko, Österreich, Preussen, Sardinien, Schweiz, Sowjetunion, Spanien und Türkei
  20. Die Zahlen der IOM-Statistik aus den Jahren 2015 bis 2021 wurden hier addiert.