Stolperstein: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Max (Moritz) Cahn (geb. 1865 in Friesheim) ließ sich 1919 als Schlachtermeister in Cuxhaven mit seiner zweiten Frau Gertrud geb. Baumann (1878-1935) und dem Sohn Karl Hans (geb. 1914 in Gelsenkirchen) nieder. Nach dem Tod seiner Frau zog er 1936 nach Düsseldorf und später von dort nach Wanne-Eickel. Am 15.Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er am 5. Mai 1943 umkam. Die Söhne Norbert und Paul aus der ersten Ehe mit Mathilde Cahn geb. Jacob waren rechtzeitig in die USA emigriert. Hans emigrierte 1939 nach Shanghai und von dort 1948 in die USA. Er starb 1981. | ||
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+ | ===Ehrlich, Familie=== | ||
+ | Leo Ehrlich (geb. 1886 in Arnstadt) lebte seit 1909 in Cuxhaven. Der Großhändler für Lebensmittel belieferte u.a. die Fischindustrie. Er war verheiratet mit Lieschen Ehrlich geb. Goldschmidt (geb. 1888 in Meiningen). Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Herta und Erika. Im Juni 1938 wurde Leo Ehrlich in das KZ Sachsenhausen verschleppt (Aktion Arbeitsscheu Reich), von dort in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Am 2. März 1942 wurde er in der „Heilanstalt“ Bernburg vergast. Seine Frau Lieschen, die inzwischen nach Güstrow zur Tochter Herta gezogen war, wurde von dort im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt. | ||
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+ | Während Erika Newman geb. Ehrlich (geb. 1914 in Cuxhaven) über England in die USA auswanderte, blieb ihre Schwester, die Schneiderin Herta Jacobsohn geb. Ehrlich (geb. 1913 in Cuxhaven) in Deutschland. 1941 heiratete sie den Lederhändler und Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Güstrow, Max Jacobsohn. Im Juli 1942 wurde sie aus Güstrow mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Niemand von ihnen überlebte | ||
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+ | ===Janecke, Marianne=== | ||
+ | Marianne Janecke wurde am [[2. Februar]] [[1934]] geboren und lebte mit ihrer Familie in Cuxhaven, Richthofenallee 7 (heute [[Beethovenallee]] 7). Das Kind wies eine Entwicklungsverzögerung auf und wurde im Rahmen von Hitlers „Euthanasie-Befehl" von den Nazis als „unwertes Leben" eingestuft.Die Nazis holten das Kind aus der Familie und brachten Marianne am [[25. Oktober]] [[1940]] in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission. Am [[12. Oktober]] [[1941]] wurde das Kind in die sogenannte „Kinderfachabteilung" der „Heil- und Pflegeanstalt' Uchtspringe, SachsenAnhalt „verlegt". Marianne wurde dort im Alter von sieben Jahren am [[10. Dezember]] [[1941]] ermordet. Marianne Janecke ist eines von 300.000 Opfern der nationalsozialistischen Patienteneuthanasie. | ||
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+ | ===Sternberg, Familie=== | ||
+ | Hermann Sternberg (geb. 1893 in Wetzlar) und Augusta Sternberg geb. Piaßek (geb.1894 in Lengowen) zogen 1929 nach Cuxhaven, wo 1930 ihre Tochter und 1931 ihr Sohn geboren wurden. Hermann Sternberg war Bandagist und Fußpfleger. In der [[Dohrmannstraße]] 1 betrieb einen eigenen Fußpflegesalon. Im Juni 1938 wurde er verhaftet (Aktion Arbeitsscheu Reich) und im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach | ||
+ | seiner Entlassung im Februar 1939 gelang es ihm, über Genua nach Shanghai zu flüchten. Seine Familie folgte ihm 1940 auf dem Landweg über Sibirien. 1948 emigrierte die Familie in die USA. Hermann Sternberg starb 1966, seine Frau 1967. | ||
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+ | ===Weinberg, Bernhard und Friederike=== | ||
Bernhard und Friederike Weinberg (Jahrgang 1872 und 1878) waren ein kinderloses Ehepaar aus angesehenen Familien. Der Ingenieur Bernhard Weinberg war als Betriebsleiter bei der Cuxhavener [[Mützelfeldwerft|Schiffswerft]] Franz Mützelfeldt tätig, bis das Beschäftigungsverhältnis auf Verlangen der Kriegsmarine 1937 eingestellt werden musste. Im Dezember 1940 zog das Ehepaar in eine kleine Wohnung nach Hamburg. Zu der geplanten Auswanderung kam es nicht. Am [[26. März]] [[1942]] musste es in ein „Judenhaus" ziehen. Am [[15. Juli]] [[1942]] wurde das Ehepaar nach Theresienstadt deportiert. Bernhard Weinberg wurde dort am [[18. Januar]] [[1943]] ermordet. Seine Frau erlag nach der Befreiung und Emigration in die USA den Folgen der Haft am [[15. September]] [[1946]]. | Bernhard und Friederike Weinberg (Jahrgang 1872 und 1878) waren ein kinderloses Ehepaar aus angesehenen Familien. Der Ingenieur Bernhard Weinberg war als Betriebsleiter bei der Cuxhavener [[Mützelfeldwerft|Schiffswerft]] Franz Mützelfeldt tätig, bis das Beschäftigungsverhältnis auf Verlangen der Kriegsmarine 1937 eingestellt werden musste. Im Dezember 1940 zog das Ehepaar in eine kleine Wohnung nach Hamburg. Zu der geplanten Auswanderung kam es nicht. Am [[26. März]] [[1942]] musste es in ein „Judenhaus" ziehen. Am [[15. Juli]] [[1942]] wurde das Ehepaar nach Theresienstadt deportiert. Bernhard Weinberg wurde dort am [[18. Januar]] [[1943]] ermordet. Seine Frau erlag nach der Befreiung und Emigration in die USA den Folgen der Haft am [[15. September]] [[1946]]. | ||
Version vom 12. Februar 2014, 20:44 Uhr
Ein Stolperstein ist eine kleine Gedenktafel für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren früheren Wohnorten.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in vielen Orten Deutschlands (Cuxhaven ist der 792. Ort) und in mehreren Ländern Europas. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen.
In Cuxhaven wurden am 13. Oktober 2012 die ersten vier Stolpersteine verlegt.
Straße | Name | Verlegedatum | Inschrift | x | Bild |
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Deichstraße 20 | Oskar Dankner | 13.10.2012 | OSKAR DANKNER JG. 1890 VERHAFTET 1937 DEVISENVERGEHEN GEFÄNGNIS GLATZ TOT 7.12.1938 LUNGENLEIDEN |
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Holstenstraße 7 | Benjamin Wallach | 13.10.2012 | BENJAMIN WALLACH JG. 1867 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN THERESIENSTADT |
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Holstenstraße 7 | Anna Wallach | 13.10.2012 | ANNA WALLACH GEB.DAVIDSOHN JG. 1881 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN THERESIENSTADT |
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Große Hardewiek 1 | Bernhard Rosenthal | 13.10.2012 | BERNHARD ROSENTHAL JG. 1865 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 20.12.1942 |
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Poststraße 11 | Herta Jacobsohn | 8.10.2013 | HERTA JACOBSOHN GEB. EHRLICH JG. 19313 DEPORTIERT 1942 AUSCHWITZ ERMORDET 1942 |
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Poststraße 11 | Leo Ehrlich | 8.10.2013 | LEO EHRLICH JG.1886 `SCHUTZHAFT` 1938 SACHSEBHAUSEN DACHAU 1941 BUCHENWALD `VERLEGT` 2.3.1942 BERNBURG ERMORDET 2.3.1942 |
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Poststraße 11 | Lieschen Ehrlich | 8.10.2013 | LIESCHEN EHRLICH GEB. GOLDSCHMIDT JG. 1888 DEPORTIERT 1942 AUSCHWITZ ERMORDET 1942 |
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Dohrmannstraße 1 | Hermann Sternberg | 8.10.2013 | HERRMANN STERNBERG JG. 1893 AKTION ARBEITSSCHEU REICH 1938 SACHSENHAUSEN FLUCHT 1939 SHANGHAI ÜBERLEBT |
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Dohrmannstraße 1 | Augusta Sternberg | 8.10.2013 | AUGUSTA STERNBERG GEB. PIASSEK JG. 1984 FLUCHT 1940 SHANGHAI ÜBERLEBT |
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Beethovenallee 7 | Marianne Janecke | 8.10.2013 | MARIANNE JANECKE JG. 1934 EINGEWIESEN 25.10.1940 ROTENBURGER ANSTALTEN `VERLEGT` 12.10.1941 KINDERFACHABTEILUNG UCHTSPRINGE ERMORDET 10.12.1941 |
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Strichweg 29 | Max Moritz Cahn | 8.10.2013 | MAX MORITZ CAHN JG. 1865 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 5.5.1943 |
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Kirchenpauerstraße 1 | Bernhard Weinberg | 8.10.2013 | BERNHARD WEINBERG JG. 1872 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 18.1.1943 |
100px | |
Kirchenpauerstraße 1 | Friederike Weinberg | 8.10.2013 | FRIEDERIKE WEINBERG GEB. KAYSER DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT BEFREIT/ÜBERLEBT |
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Biografischen Informationen
Cahn, Familie
Max (Moritz) Cahn (geb. 1865 in Friesheim) ließ sich 1919 als Schlachtermeister in Cuxhaven mit seiner zweiten Frau Gertrud geb. Baumann (1878-1935) und dem Sohn Karl Hans (geb. 1914 in Gelsenkirchen) nieder. Nach dem Tod seiner Frau zog er 1936 nach Düsseldorf und später von dort nach Wanne-Eickel. Am 15.Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er am 5. Mai 1943 umkam. Die Söhne Norbert und Paul aus der ersten Ehe mit Mathilde Cahn geb. Jacob waren rechtzeitig in die USA emigriert. Hans emigrierte 1939 nach Shanghai und von dort 1948 in die USA. Er starb 1981.
Ehrlich, Familie
Leo Ehrlich (geb. 1886 in Arnstadt) lebte seit 1909 in Cuxhaven. Der Großhändler für Lebensmittel belieferte u.a. die Fischindustrie. Er war verheiratet mit Lieschen Ehrlich geb. Goldschmidt (geb. 1888 in Meiningen). Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Herta und Erika. Im Juni 1938 wurde Leo Ehrlich in das KZ Sachsenhausen verschleppt (Aktion Arbeitsscheu Reich), von dort in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Am 2. März 1942 wurde er in der „Heilanstalt“ Bernburg vergast. Seine Frau Lieschen, die inzwischen nach Güstrow zur Tochter Herta gezogen war, wurde von dort im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.
Während Erika Newman geb. Ehrlich (geb. 1914 in Cuxhaven) über England in die USA auswanderte, blieb ihre Schwester, die Schneiderin Herta Jacobsohn geb. Ehrlich (geb. 1913 in Cuxhaven) in Deutschland. 1941 heiratete sie den Lederhändler und Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Güstrow, Max Jacobsohn. Im Juli 1942 wurde sie aus Güstrow mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Niemand von ihnen überlebte
Janecke, Marianne
Marianne Janecke wurde am 2. Februar 1934 geboren und lebte mit ihrer Familie in Cuxhaven, Richthofenallee 7 (heute Beethovenallee 7). Das Kind wies eine Entwicklungsverzögerung auf und wurde im Rahmen von Hitlers „Euthanasie-Befehl" von den Nazis als „unwertes Leben" eingestuft.Die Nazis holten das Kind aus der Familie und brachten Marianne am 25. Oktober 1940 in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission. Am 12. Oktober 1941 wurde das Kind in die sogenannte „Kinderfachabteilung" der „Heil- und Pflegeanstalt' Uchtspringe, SachsenAnhalt „verlegt". Marianne wurde dort im Alter von sieben Jahren am 10. Dezember 1941 ermordet. Marianne Janecke ist eines von 300.000 Opfern der nationalsozialistischen Patienteneuthanasie.
Sternberg, Familie
Hermann Sternberg (geb. 1893 in Wetzlar) und Augusta Sternberg geb. Piaßek (geb.1894 in Lengowen) zogen 1929 nach Cuxhaven, wo 1930 ihre Tochter und 1931 ihr Sohn geboren wurden. Hermann Sternberg war Bandagist und Fußpfleger. In der Dohrmannstraße 1 betrieb einen eigenen Fußpflegesalon. Im Juni 1938 wurde er verhaftet (Aktion Arbeitsscheu Reich) und im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Entlassung im Februar 1939 gelang es ihm, über Genua nach Shanghai zu flüchten. Seine Familie folgte ihm 1940 auf dem Landweg über Sibirien. 1948 emigrierte die Familie in die USA. Hermann Sternberg starb 1966, seine Frau 1967.
Weinberg, Bernhard und Friederike
Bernhard und Friederike Weinberg (Jahrgang 1872 und 1878) waren ein kinderloses Ehepaar aus angesehenen Familien. Der Ingenieur Bernhard Weinberg war als Betriebsleiter bei der Cuxhavener Schiffswerft Franz Mützelfeldt tätig, bis das Beschäftigungsverhältnis auf Verlangen der Kriegsmarine 1937 eingestellt werden musste. Im Dezember 1940 zog das Ehepaar in eine kleine Wohnung nach Hamburg. Zu der geplanten Auswanderung kam es nicht. Am 26. März 1942 musste es in ein „Judenhaus" ziehen. Am 15. Juli 1942 wurde das Ehepaar nach Theresienstadt deportiert. Bernhard Weinberg wurde dort am 18. Januar 1943 ermordet. Seine Frau erlag nach der Befreiung und Emigration in die USA den Folgen der Haft am 15. September 1946.