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Wrackmuseum

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Das Wrackmuseum in Stickenbüttel (2008)

Das Wrackmuseum war ein Museum in Stickenbüttel und zeigte Details der Geschichte von Seenotfällen.

Ehemalige Anschrift

Dorfstraße 80,
27476 Cuxhaven
Telefon: 0 47 21/2 33 41
Fax: 0 47 21/69 08 76
Luftbild (2013)

Zweck des Museums

"Gescheiterte Schiffe ... , unzählige von ihnen liegen vor unserer Küste auf dem Meersboden. Wer kennt ihre Namen, wer kennt ihre Schicksale? Wer ahnt, wenn er auf dem Wege zum >>Roten Felsen<< die Elbmündung passiert, daß er einen der größten, ja vielleicht sogar den größten Schiffsfriedhof der Welt unter sich hat? Als ich mich vor Jahren für das Thema >>Wracks<< zu interessieren begann, wusste auch ich nicht, welch gewaltiges Schiffsgrab sich in den trüben Fluten zwischen Cuxhaven, Helgoland und Borkum verbirgt. Schiffe aller seefahrenden Nationen sind hier durch Strandungen, Kollisionen, Stürme, aber auch durch zahlreiche Kriegsereignisse verloren gegangen. Nach vagen Schätzungen mögen es zwischen 1500 und 2000 sein, die allein in der gefürchteten Elbmündung endeten. Schweigen liegt über ihnen, und nur noch von sehr wenigen weiß man etwas. Die meisten liegen versendet und vergessen in ihrem nassen Grab. Hier und da gibt es vereinzelt noch Akten und Aufzeichnungen über ihre Schicksale, zumeist sind die Unterlagen jedoch durch die Zeitabläufe verschwunden. Die verbliebenen Reste gilt es aufzusparen und zu einem Mosaik zusammenzufügen. Mein Wunsch und mein Ziel ist es, mit dieser und anderen Schriften dem Gast, aber auch dem Einheimischen, einen kleinen Einblick in die Geschehnisse vor unserer Küste zu vermitteln."

Peter Baltes

Beschreibung

Am 22. Juni 1980 konnte der private Sammler Peter Baltes in dem Gebäude der ehemaligen Stickenbütteler Dorfschule das Wrackmuseum eröffnen, dem er 25 Jahre als Leiter vorstand.

Das Wrackmuseum im Kurteil Stickenbüttel war einzigartig in Europa. Überreste von Schiffen, die durch Strandung, Kollision, Stürme und Krieg in der Nordsee versanken, waren hier zu finden. Details erzählten Geschichten von Seenot, Krieg und menschlichem Schicksal. Dieses Museum war ein "kleines Fenster zum gewaltigen Schiffsmuseum auf dem Meeresboden".

Hunderttausende von Schiffswracks liegen weltweit auf dem Meeresgrund. Allein vor unserer Küste mögen es 3.000 bis 4.000 sein. Durch Strandungen, Kollisionen, Stürme, aber auch durch Kriegseinwirkungen gingen Schiffe aller Größen und Nationen verloren. Das Schiff, seine Identität, die Reise, der Untergang, die menschlichen Schicksale und Rettungsversuche wurden mithilfe geborgener Wrackteile anschaulich dargestellt.

Ein Beispiel für eine intensive Recherche, die mit Erfolg belohnt wurde: Bei einer Wrackräumung 1984 hatten sich Einzelteile des Namensschildes ALBERTUS angefunden. Doch welche ALBERTUS war es? Auf einer Messinghülse für ein Steuermannspatent ist "J. F. K. - Neuhaus" eingraviert. Mittels Kirchenbüchern und Archivunterlagen kam man weiter. J. F. K. war Johann Friedrich Krönke, in Neuhaus/Oste geboren und beheimatet. Als Kapitän verlor er das Schiff seines Vaters, den Gaffelschoner[1] ALBERTUS[2], 1864 durch Kollision mit dem englischen Dampfer HERO auf der Elbe.

Am 7. Januar 1891 rammten der Schlepper BORKUM und der Fischdampfer PLATESSA den englischen Dampfer KAFFRARIA, der an der Außenkante des Schutzhöftes des Cuxhavener Hafens lag. Daraufhin brachen die Vertauungen der KAFFRARIA. Das Schiff trieb bei schwerem Eisgang mit dem Flutstrom elbaufwärts über das Grodener Stack. Es kam zu schweren Schäden am Schiffsboden. Nur mit Mühe konnte die KAFFRARIA - kurz vor dem Sinken - beim Glameyer Stack auf Grund gesetzt werden. Eine Bergung gelang nicht, sodass das Schiff am 13 Januar 1891 auseinanderbrach und bis zu seinen Anbauten absank. 1984 ließ das WSA Cuxhaven das Wrack räumen.

Das Frachtschiff VANDALIA[3] legte am 4. Oktober 1912 in Hamburg mit 6.000 t Stückgut[4] ab. Die Fahrt sollte nach Rio de Janeiro und nach Santos[5] führen. In der Nacht zum 5. Oktober kollidierte das Schiff mit einer elbaufwärts geschleppten Schwimmdocksektion bei der Elbinsel Krautsand (südwestlich von Glückstadt). Als der Frachter innerhalb einer Viertelstunde sank, ertranken zwei Mann. Die übrige Schiffsbesatzung konnte sich in die Boote retten. Bergungsversuche des Nordischen Bergungsvereins 1912 und 1913 scheiterten und das Wrack sank allmählich metertief im Schlamm der Elbe ein. Für eine Elbvertiefung wurde das Wrack 1977/1978 geräumt. Die Konservierung im Schlamm sowie im Schlick führte dazu, dass viele Teile der Ladung gut erhalten und im Wrackmuseum zu sehen waren.

Am 21. März 1916 drang das Minen-U-Boot E.24[6] bis zur Elbmündung vor, um dort Minen zu legen. Auf der Rückfahrt geriet E.24 10 Seemeilen (18-19 km) nordwestlich von Helgoland selbst in eine deutsche Minensperre und sank - vermutlich am 24. oder 25. März 1916. Die 34-köpfige Besatzung unter Leutnant-Kommandeur Naper kam dabei ums Leben. Der Minentreffer geschah wohl während der Überwasserfahrt. Bei der Bergung fand man die Einstiegsluke des Turmes im geöffneten Zustand vor. Die starken Verbiegungen der Propellerflanken deuten darauf hin, dass sich die beiden Propeller noch am Meeresboden gedreht haben. Die Bergung dieses U-Bootes basierte auf einem Irrtum bei der Suche mit Sonar und Echolot. Die Hamburger Bergungsfirma sollte ein anderes U-Boot heben. Die Gebeine der Besatzungsmitglieder erhielten auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf ihre letzte Ruhestätte. Innerhalb mehrerer Jahre wurden die Reste der E.24 in Cuxhaven verschrottet. Im Freigelände des Museums konnte man zumindest den Turm und die Propeller sehen.

Der Ewer WILHELMINE strandete am 16. Februar 1928 auf dem Medemsand. Weitere Informationen zum Schiff und über die Nachforschungen von Peter Baltes sind auf der Seite WILHELMINE (Schiff) zu finden.

Das Küstenmotorschiff MARIE[7] brachte abwechselnd Weizen nach Hamburg und über die Elbe, die Altenbrucher Schleuse sowie über den Braakstrom Kohle nach Altenbruch. Am 25. März 1945 lief die MARIE bei der Elbinsel Krautsand auf eine englische Seemine und sank. Das einzige Besatzungsmitglied, Kapitän Gustafson, fand dabei den Tod. 1979 wurde das Wrack zufällig gefunden und später geräumt. Im Wrackinneren war dabei einSiegel gefunden worden. Die Spur führte nach Altenbruch und zur Kapitänswitwe. Die Witwe überließ freundlicherweise das Wrack und einige Unterlagen über ihren Mann dem Museum. Als das Wrackmuseum aufgelöst wurde, ist das Wrack auf Initiative der "Altenbrucher Eiswette von 1988" zum Altenbrucher Hafen zurückgeholt und im Landschaftspark Altenbruch aufgestellt worden.

Der panamesische Ro-Ro-Frachter SEKI ROLETTE sank nach einer Kollision mit der CHOYANG MOSCOW in der Wesermündung so schnell, dass sich die Besatzung nur noch durch Springen ins Wasser retten konnte. Trotz vorbildlicher Rettungsaktionen von verschiedenen Seiten konnte fünf Seeleuten der SEKI ROLETTE nicht mehr geholfen werden. Das unbenutzte Rettungsboot wurde später vor der Wesermündung vorgefunden, nach Cuxhaven gebracht und im Außenbereich des Museums ausgestellt. Nach dem Heben des Schiffswracks durch eine deutsch-niederländische Bergungsgemeinschaft im Oktober 1992 kamen die Überreste in eine türkische Abwrackwerft.

Im Museum und auf dem Freigelände wurde ein einmaliger Einblick in die Schifffahrt vor unserer Küste gewährt. Die Sammlung ist ständig ergänzt und erweitert worden. Zu den Ausstellungsstücken gehörte auch das Kleinst-U-Boot "SEEHUND". Es fanden auch wechselnde Sonderausstellungen zu bestimmten Themenbereichen statt.

Das Wrackmuseum wurde nach einer Finissage am 17. Februar 2013 endgültig geschlossen. Im Laufe des Sommers 2013 erfolgte der Umzug in die umgebauten Fischhallen VII und VIII, in denen Cuxhavens erstes professionell geführtes Museum entstand: Windstärke 10.

Bilder

Weblink

Wrackmuseum


Fußnoten

  1. Gaffelschoner ist ein Schoner ohne Rahsegel, der Stag- oder Gaffelsegel führt.
  2. Segler ALBERTUS: 1858 gebaut; ca. 26 m lang und ca. 6 m breit
  3. VANDALIA ex INVERCLYDE: auf einer Werft in Glasgow erbaut
  4. Ladung der VANDALIA: etliche Dinge des täglichen Bedarfs --> vom Babyschnuller bis zur Borsig-Lokomotive
  5. Santos liegt bei São Paulo.
  6. E.24 war das erste in England erbaute Minen-U-Boot.
  7. MS MARIE: 1928 in Veendam, Provinz Groningen/NL erbaut; 50 Tonnen Ladekapazität