Feuerschiff Elbe 1
Das Feuerschiff "Elbe 1" lag bis 1988 auf weit vorgeschobenem Posten in der Elbmündung und ist heute Museumsschiff, benannt nach dem zweiten Hamburger Bürgermeister Henry O'Swald.
Inhaltsverzeichnis
Bürgermeister O`Swald I
Die am 27. Oktober 1936 gesunkene Bürgermeister O`Swald wurde 1911/1912 auf der Werft Nüske und Co. KG in Stettin erbaut und 3. Mai 1912 erstmals auf Station ausgelegt. Es war das erste mit einem elektrischen Feuer versehene Leuchtschiff Deutschlands. Das Schiff hatte eine Länge von 49 Metern, eine Breite von 7,7 Metern und einen Tiefgang von 4 Metern. Das Leuchtfeuer befand sich 16 Meter über der Wasserlinie.
Das Schiff kenterte am 27. Oktober 1936 in einem Orkan, dabei fanden 15 Seeleute. Siehe auch: Untergang der Elbe 1 1936
Bis zur Indienststellung des Ersatzschiffes Bürgermeister O`Swald II besetzte das Reservefeuerschiff Norderney 1 (1906 gebaut) die Position.
Bürgermeister O`Swald II
Wie bei allen anderen Feuerschiffen auch, so wurde auch die Position `Elbe 1´ von Anbeginn mit mehreren Schiffen ausgestattet. Letztes Schiff auch der Position war das Feuerschiff "Bürgermeister O'Swald II", Heimathafen Cuxhaven. Es wurde am 8. November in Dienst gestellt und erstmals am 9. November 1948 in der Elbmündung ausgelegt. Damals bestand die Besatzung aus 27 Männern, die den zweiwöchigen Dienst in drei Schichten versahen und danach 7 Tage Freitörn hatten. Im Laufe der Zeit wurden viele Tätigkeiten durch neue technische Systeme entlastet. In den 80er Jahren bestand die Crew üblicherweise aus 13 Mann: Kapitän, Steuermann, Leitender Maschinist, 2 Maschinisten, Koch, Bootsmann, 2 Funker und 4 Matrosen. Neben der Funktion als Feuerschiff erfolgten der Schiffsmeldedienst aller ins Elbfahrwasser ein- und ausfahrenden Schiffe an die Landstation Cuxhaven, mehrmals täglich die Meldung meteorologischer und hydrologischer Messdaten an das Festland sowie die Überwachung des Einhaltens der Seestraßenordnung und der Seewasserstraßenordnung.
War der Leuchtapparat des ersten Feuerschiffes auf Position `Elbe 1´, der `Seestern´, noch mit einer von Repsold gebauten Laterne mit zwei, später drei Rübölbrennern in 6 Meter Höhe bei einer Reichweite von nur zwei Meilen, so sah die Ausstattung des letzten Schiffen schon anders aus. Der Laternenmast trägt ein Feuer in einer Höhe von 15 m über der Konstruktionswasserlinie. Die Laterne mit einer Höhe von 2 m hat einen Durchmesser von 1,75 m. Damit keine Dunkelwinkel entstehen, ist sie mit schräg gekreuzten Sprossen verglast. Das Feuer hatte bei der Indienststellung eine Tragweite von 23 sm, heute liegt diese bei 17 sm. Als Lichtquelle diente eine Scheinwerferglühlampe mit 2000 Watt, zuletzt wurde eine Glühlampe von 1500 Watt verwendet. Die Kennung des Feuers ist Gleichtakt 10 s, d. h. 5 s Schein und 5 s Dunkelpause.
Ab 1884 waren die Schiffe zur Kenntlichmachung bei widrigem Wetter mit einer Kanone ausgestattet, die alle 15 Minuten Signal gab, dazu alle 5 Minuten ein Glockensignal. Bereits 1890 wurde jedoch eine Dampfsirene in Betrieb genommen.
Ein Pilzanker mit einer Masse von 3 Tonnen und eine 250 m lange Kette sicherten die Position des Feuerschiffes.
Nach der Außerdienststellung übernahm das unbemannte Feuerschiff UFS 2 (26 m lang) die Sicherungsaufgaben. Während des Orkans "Anatol" in der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1999 kenterte dieses Feuerschiff und wurde nicht ersetzt. Jetzt befindet sich an dieser Position (24 Seemeilen nordwestlich von Cuxhaven und 13,5 Seemeilen südlich von Helgoland) eine rot-weiße Leuchttonne mit Ball-Toppzeichen.
Schiffsdaten
- Kennungen:
- IMO-Nr.: 8137548
- MMSI: 218004000
- Internationales Rufzeichen: DFPB
- Maße:
- Länge mit Bugspriet: 57,30 m
- Länge z.d.L.: 49 m
- Breite: 9,55 m
- Seitenhöhe: 6,05 m
- Tiefgang: 4,72 m
- Verdrängung: 1.000 t
- Vermessung: 641 BRT
- Geschwindigkeit: 10 kn
- Maschinenleistung: 480 kW (650 PS)
- Optik der Laterne:
- Hersteller: Wihelm Weule, Goslar
- Typ: Gürtellinse
- Aufhängung: kardanisch
- Brennweite: 300 mm
- Glühlampenhersteller: Pinsch, Berlin
Bauwerft
- Jos. L. Meyer, Papenburg/Ems
- Bau-Nr.: S 436
- Rumpfmaterial: Stahl, genietet
- Baukosten: 1.500.000 RM (1935)
- Baukosten: 1.513.628,17 DM (1948)
Lebenslauf
- 13. Februar 1939 Auftragsvergabe
- 4. April 1941 Kiellegung
- 2. Juni 1943 Stapellauf
- 14. Oktober 1948 Probefahrt
- 9. November 1948 erste Auslegung
- 15. Dezember 1948 Endgültige Abnahme
- 22. April 1988 Außerdienststellung
- 3. Juni 1990 Offizielle Eröffnung als Museumsfeuerschiff
Positionen
- Position 1936: 54° 01' 00" Nord - 08° 13' 00" Ost
- Position 1948: 54° 00' 00 Nord - 08° 10' 40 Ost
- Position 1953: 53° 59' 57" Nord - 08° 10' 40" Ost
- Position 1970: 54° 00' 00 Nord - 08° 10' 03 Ost
- Position 1983: 54° 00' 00 Nord - 08° 06' 35 Ost
Liegeplatz
Die Elbe 1 hat ihren Liegeplatz an der Innenseite des Bollwerkes Alte Liebe.
- Telefon: 04721 / 21192
Havarien
Das Feuerschiff ELBE 1 "Bürger O´Swald II" scheint das meist gerammte deutsche Feuerschiff zu sein.
Während seiner 40-jährigen Dienstzeit wurde es über 50 mal von anderen Schiffen gerammt. Die größeren Havarien:
- 26. Februar 1959 Der belgische Dampfer "Capitaine Limbor" (7176 BRT) kollidiert im Nebel mit ELBE 1. Schwere Schäden an Brückennock Steuerbord und Klüverbaum.
- 29. Dezember 1960 Das dänische MS "Sargodha" rammt im Nebel ELBE 1 und richtet schwere Schäden an der Back und dem vorderen Mast an.
- 25. Januar 1962 Kollision mit dem deutschen Fischdampfer "Karlsruhe". Bugspriet beschädigt.
- 11. März 1970 Die schwerste Havarie ereignet sich als der argentinische Frachter "Rio Carcarana" (8482 BRT) im Nebel das Feuerschiff rammt und den Rumpf in Höhe des Maschinenraumes bis zur Hauptmaschine aufschneidet. In einer dramatischen Rettungsaktion verlässt der größte Teil der Besatzung das Feuerschiff. Eine handvoll Männer bleiben an Bord. Zusammen mit dem Tonnenleger "Walter Körte" und dem Eisbrecher "Eisfuchs" sowie ihren Besatzungen gelingt es, das schwer Leck geschlagene Schiff zum Tonnenhof in Cuxhaven zu bringen. Nach Aufbringen einer riesigen provisorischen Abdichtung aus Stahlblech mit Hilfe von Tauchern, konnte das Schiff zwei Tage nach der Kollision soweit gelenzt werden, dass es auf den Slip der Cuxhavener Mützelfeldtwerft genommen werden konnte. Die Reparatur dauerte bis Oktober des gleichen Jahres und kostete ca. 1,6 Millionen DM.
- 19. Oktober 1986 Bei 2 sm Sicht rammt das zypriotische MS "Capricorn" morgens um 6.15 Uhr das Feuerschiff. Die ELBE 1 wird dabei an den Masten und am Feuerturm stark beschädigt. Besatzungsmitglieder kommen nicht zu Schaden. Wegen der schlechten Wettervorhersage verlässt ELBE 1 um 8 Uhr die Position zur Reparatur nach Cuxhaven. Der Schiffsrumpf wurde nicht beschädigt. Reparaturkosten 357.000 DM.
Förderverein
Am 20. Juni 1988 erfolgte die Gründung des Fördervereines Schiffahrtsgeschichte Cuxhaven - Feuerschiff ELBE 1 - e.V. Am 30. Dezember. 1988 war die Übergabe des Feuerschiffes ELBE 1 durch das Wasser- und Schiffahrtsamt Cuxhaven an die Stadt Cuxhaven. Zum 1. Oktober 1989 übergibt die Stadt Cuxhaven das Feuerschiff ELBE 1 mit allen Rechten und Pflichten an den Förderverein, wobei die Stadt Cuxhaven weiterhin Eigentümer des Feuerschiffes ist. Im Förderverein gab es prinzipiell 2 Arbeitskreise, "Schifffahrtsgeschichte" und „Feuerschiff“. Das Feuerschiff war zum bestimmenden Faktor an Arbeit, Aktivitäten und Aufmerksamkeit geworden. Die Mitglieder des Vorstandes waren zur Überzeugung gekommen, dass eine Trennung der beiden Arbeitskreise in eigenständige Vereine nötig wäre. So kam es zur Neugründung des "Feuerschiff-Verein ELBE 1 von 2001 e.V." am 12. April 2001. Neben der aktiv arbeitenden Crew mit 40 Personen gab es 2014 noch rund 310 weitere Vereinsmitglieder.
Das Schiff ist in die Liste der Denkmale bei der Bezirksregierung Lüneburg eingetragen.
Besichtigungszeiten
- Vom 1.4. - 3.10. Dienstags bis sonntags und an Feiertagen 11.oo - 16.oo
- Führungen nach Vereinbarung
- Standesamtliche Trauungen an Bord möglich.
Eintrittspreise
- 2,50 Erwachsene
- 1,50 Kinder (6.-16. J)
- 6,50 Familien
Bilder
Im Bremerhavener Dock
von Enno Kleinert