Cuxpedia sucht Bilder aus Ihrem Fotoalbum. Sie können uns helfen. Mehr...

Knechtsand-Abkommen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus cuxpedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „Das '''Knechtsand-Abkommen''' war eine Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem verreinigten Königreich über die militärische Nutzung de…“)
 
K
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Knechtsand-Abkommen''' war eine Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem verreinigten Königreich über die militärische Nutzung der Sandbank [[Knechtsand(Sandbank)|Knechtsand]] vor Arensch/Berensch. Sie wurde am [[1. Juni]] [[1952]] geschlossen und erlaubte der britischen Luftwaffe (RAF), das Gebiet als Bombenabwurfplatz zu nutzen.
+
Das '''Knechtsand-Abkommen''' war eine Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem vereinigten Königreich über die militärische Nutzung der Sandbank [[Knechtsand(Sandbank)|Knechtsand]] vor Arensch/Berensch. Sie wurde am [[1. Juni]] [[1952]] geschlossen und erlaubte der britischen Luftwaffe (RAF), das Gebiet als Bombenabwurfplatz zu nutzen.
  
 
== Hintergrund ==
 
== Hintergrund ==
Zeile 7: Zeile 7:
  
 
== Vereinbarung von 1952 ==
 
== Vereinbarung von 1952 ==
Mit dem Knechtsand-Abkommen gestattete die Bundesregierung den britischen Streitkräften die zeitlich befristete Nutzung des Areals als Luftschießplatz. Zuständig war das Bundesministerium für Verkehr, da das Wattenmeer zu den Küstengewässern zählte.
+
Mit dem Knechtsand-Abkommen gestattete die Bundesregierung den britischen Streitkräften die zeitlich befristete Nutzung des Areals als Luftschießplatz. Zuständig war das Bundesministerium für Verkehr, da das [[Wattenmeer]] zu den Küstengewässern zählte.
 
Das Abkommen war zunächst auf fünf Jahre befristet und trat am 1. Juni 1952 in Kraft.
 
Das Abkommen war zunächst auf fünf Jahre befristet und trat am 1. Juni 1952 in Kraft.
  
 
== Proteste und Folgen ==
 
== Proteste und Folgen ==
 
 
Das Abkommen stieß an der Nordseeküste, besonders im Raum Cuxhaven, auf heftigen Widerstand.
 
Das Abkommen stieß an der Nordseeküste, besonders im Raum Cuxhaven, auf heftigen Widerstand.
 
Fischer befürchteten Gefahren durch Blindgänger und Einschränkungen ihrer Fanggebiete. Ornithologen und Naturschützer – unter anderem vom Deutschen Bund für Vogelschutz (heute NABU) und der Vogelschutzwarte Helgoland – protestierten wegen der Zerstörung wichtiger Brut- und Rastplätze.
 
Fischer befürchteten Gefahren durch Blindgänger und Einschränkungen ihrer Fanggebiete. Ornithologen und Naturschützer – unter anderem vom Deutschen Bund für Vogelschutz (heute NABU) und der Vogelschutzwarte Helgoland – protestierten wegen der Zerstörung wichtiger Brut- und Rastplätze.
Zeile 18: Zeile 17:
  
 
== Aufhebung und Nachwirkung ==
 
== Aufhebung und Nachwirkung ==
 
 
Die militärische Nutzung endete 1957, das Abkommen wurde nicht verlängert. Im Anschluss wurde das Gebiet zum Vogelschutzgebiet Knechtsand erklärt – dem ersten großen Schutzgebiet dieser Art in Deutschland.
 
Die militärische Nutzung endete 1957, das Abkommen wurde nicht verlängert. Im Anschluss wurde das Gebiet zum Vogelschutzgebiet Knechtsand erklärt – dem ersten großen Schutzgebiet dieser Art in Deutschland.
 
Seit 1986 gehört der Knechtsand zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde.
 
Seit 1986 gehört der Knechtsand zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde.
  
 
== Bedeutung ==
 
== Bedeutung ==
 
 
Das Knechtsand-Abkommen zeigt beispielhaft die Spannungen zwischen den Interessen der westlichen Alliierten, der jungen Bundesrepublik und dem aufkommenden Naturschutzgedanken der 1950er Jahre.
 
Das Knechtsand-Abkommen zeigt beispielhaft die Spannungen zwischen den Interessen der westlichen Alliierten, der jungen Bundesrepublik und dem aufkommenden Naturschutzgedanken der 1950er Jahre.
 
Zugleich gilt Knechtsand als ein Symbol für den Beginn der modernen Naturschutzbewegung in Deutschland.
 
Zugleich gilt Knechtsand als ein Symbol für den Beginn der modernen Naturschutzbewegung in Deutschland.
Zeile 33: Zeile 30:
 
* Bundesarchiv, Abt. B 136: *Unterlagen zum Knechtsand-Abkommen (1952–1957)*.
 
* Bundesarchiv, Abt. B 136: *Unterlagen zum Knechtsand-Abkommen (1952–1957)*.
 
* „Knechtsand: Vom Bombenplatz zum Naturschutzgebiet“, in: [[Cuxhavener Tageblatt]], 15. Juli 2002.
 
* „Knechtsand: Vom Bombenplatz zum Naturschutzgebiet“, in: [[Cuxhavener Tageblatt]], 15. Juli 2002.
 +
 +
[[Kategorie:Geschichte]]

Version vom 14. Oktober 2025, 18:32 Uhr

Das Knechtsand-Abkommen war eine Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem vereinigten Königreich über die militärische Nutzung der Sandbank Knechtsand vor Arensch/Berensch. Sie wurde am 1. Juni 1952 geschlossen und erlaubte der britischen Luftwaffe (RAF), das Gebiet als Bombenabwurfplatz zu nutzen.

Hintergrund

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die britischen Besatzungstruppen weite Teile der deutschen Nordseeküste für militärische Übungen. Als der bis dahin genutzte Übungsplatz auf Helgoland 1952 wieder freigegeben wurde, suchte die Royal Air Force nach einem Ersatzgebiet und wählte die unbewohnte Sandbank Knechtsand südlich von Neuwerk.

Das Gebiet war zu dieser Zeit bereits als wichtiger Rast- und Brutplatz für Seevögel bekannt. Die Nutzung durch die RAF umfasste hauptsächlich Übungsbomben ohne Sprengstoff, die zur Zielmarkierung eingesetzt wurden.

Vereinbarung von 1952

Mit dem Knechtsand-Abkommen gestattete die Bundesregierung den britischen Streitkräften die zeitlich befristete Nutzung des Areals als Luftschießplatz. Zuständig war das Bundesministerium für Verkehr, da das Wattenmeer zu den Küstengewässern zählte. Das Abkommen war zunächst auf fünf Jahre befristet und trat am 1. Juni 1952 in Kraft.

Proteste und Folgen

Das Abkommen stieß an der Nordseeküste, besonders im Raum Cuxhaven, auf heftigen Widerstand. Fischer befürchteten Gefahren durch Blindgänger und Einschränkungen ihrer Fanggebiete. Ornithologen und Naturschützer – unter anderem vom Deutschen Bund für Vogelschutz (heute NABU) und der Vogelschutzwarte Helgoland – protestierten wegen der Zerstörung wichtiger Brut- und Rastplätze.

Diese Proteste gelten als eine der ersten großen Naturschutzaktionen der Bundesrepublik Deutschland.

Aufhebung und Nachwirkung

Die militärische Nutzung endete 1957, das Abkommen wurde nicht verlängert. Im Anschluss wurde das Gebiet zum Vogelschutzgebiet Knechtsand erklärt – dem ersten großen Schutzgebiet dieser Art in Deutschland. Seit 1986 gehört der Knechtsand zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde.

Bedeutung

Das Knechtsand-Abkommen zeigt beispielhaft die Spannungen zwischen den Interessen der westlichen Alliierten, der jungen Bundesrepublik und dem aufkommenden Naturschutzgedanken der 1950er Jahre. Zugleich gilt Knechtsand als ein Symbol für den Beginn der modernen Naturschutzbewegung in Deutschland.

Literatur und Quellen

  • Hans-Dieter Wilhelm: *Vom Bombenplatz zum Vogelparadies – Die Geschichte des Knechtsands*. Cuxhaven 2002.
  • Niedersächsisches Umweltministerium (Hg.): *Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer – Geschichte und Schutz*. Hannover 2011.
  • Bundesarchiv, Abt. B 136: *Unterlagen zum Knechtsand-Abkommen (1952–1957)*.
  • „Knechtsand: Vom Bombenplatz zum Naturschutzgebiet“, in: Cuxhavener Tageblatt, 15. Juli 2002.