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Semaphor

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Der Windsemaphor an der Alten Liebe.


Ein Semaphor (von griechisch sema, „Zeichen“ und pherein, „tragen“) ist allgemein ein Signalmast oder ein Winksignal. Ein Semaphor wird als "der Semaphor" oder auch als "das Semaphor" bezeichnet. Beides ist richtig, nur im Österreichischen ist ein Semaphor immer männlich: der Semaphor.

Ein Semaphor ist ein Telegraphiemast zur Übermittlung von Nachrichten. Der Semaphor an der Alten Liebe ist ein Windsemaphor, der ausschließlich zur Übermittlung von Wind-Daten diente.

Für den Küstenfahrer ist es von großer Bedeutung zu wissen, welche Windstärken vor der Küste herrschen. Der Semaphor von Cuxhaven informierte die auslaufenden Schiffe über die Windstärke und die Windrichtung auf den Inseln Borkum (B) und Helgoland (H). Die drehbaren Arme weisen auf die zu meldende Windrichtung. Die Windstärke zeigen die waagerecht gestellten Flügel am oberen Ende des Mastes. Jeder Flügel bedeutet zwei Windstärken.

An dem Semaphor in nebenstehendem Bild ist folgendes abzulesen: Wind bei Borkum und bei Helgoland NW Stärke 4

Bei Windstille hängen die Stärkeanzeiger nach unten und die Richtungsanzeiger stehen auf Süd.

Geschichte

Wer heute wissen will, woher der Wind weht, braucht nur das Fernsehen einzuschalten oder ins Internet schauen. Vor 120 Jahren war das ganz anders. Damals machte sich der Hamburger Verein Deutscher Seeschiffer dafür stark, in Cuxhaven ein Semaphor zu errichten.

Die für Ritzebüttel und Umgebung erscheinende Zeitung meldete am 3. August 1884, dass seit dem 1. August 1884 das Semaphor in Tätigkeit sei und zwei Mal täglich eingestellt würde.

Bedienhebel

Beschrieben worden war das Semaphor bereits ein Jahr zuvor. Es sollte ein rund 16 Meter hoher Signalmast mit zwölf Armen sein, sechs für Borkum, sechs für Helgoland. Ein Arm entsprach schwachem Wind, zwei Arme bedeuteten mäßigen Wind und bei drei Armen wehte schon eine frische Brise. Bei vier Armen mussten sich die Schiffer auf steifen Wind gefasst machen, bei fünf sogar auf Sturm und bei sechs Armen blies ein Orkan. Die Richtung gab ein Zeiger an, für Borkum und Helgoland selbstverständlich getrennt. Bedient wurde das Semaphor zuerst von der Seewarte, ab 1902 waren es dann die Soldaten der Marinestation. Vermutlich um Kosten zu sparen wurde bei der Errichtung des Semaphors auf den Mast des in der Unterelbe gestrandeten Schiffes "Aurora" zurückgegriffen. Er hielt immerhin fast 20 Jahre in seiner neuen Funktion Wind und Wetter stand, bis ihm am 21. November 1903 ein Orkan zum Verhängnis wurde.

Für Cuxhaven begann nun eine semaphorlose Zeit, die wiederum vom Hamburger Verein Deutscher Seeschiffer sehr beklagt wurde. Doch jetzt sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden: Eine neue schwere Konstruktion wurde bei der Signalbau-Gesellschaft in Cöslin in Auftrag gegeben. Am 1. Dezember 1904 wurde die Anlage aufgestellt.

Eine Kommission begab sich auf ein Schiff, um die Sichtbarkeit des neuen Semaphors zu prüfen. Sie war mit dem abgelieferten Werk offenbar zufrieden, doch der Chronist vermerkte in der Zeitung: "Leider wird die Wirkung durch den in nächster Nähe stehenden Signalmast der Marinestation stark gemindert."

Danach wurde es still um das Semaphor. Es überdauerte zwei Weltkriege und leistete immer dann gute Dienste, wenn der Fluss der Wettermeldungen gestört war. Es gehörte einfach zum Hafenbild. Um so größer war das Entsetzen bei den Cuxhavenern, als sie am 13. November 1968 in der Zeitung lesen mussten: "Ist das Cuxhavener Wahrzeichen zum Abbruch verurteilt?". Der Rost hatte Zeiger und Arme unbeweglich gemacht; das Semaphor wurde in seine Einzelteile zerlegt.

Da lag es nun, und guter Rat war wirklich teuer. Auf ihr Semaphor wollten die Cuxhavener aber nicht verzichten. Also wurde eine Art Bürgerinitiative für die Erhaltung des Signalgeräts ins Leben gerufen. Doch die Spendenbegeisterung der Bevölkerung war mäßig, und ohne die Unterstützung der Stadt, die mit 20000 Mark die Hälfte der Instandsetzungskosten trug - die andere Hälfte hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt übernommen - wäre das Semaphor vermutlich auf dem Schrottplatz gelandet. Die Spendengelder wurden schließlich in eine Bronzeplakette investiert.

Am 9. Juni 1970 stand dann das Semaphor wieder in alter Schönheit auf seinem Platz, und die Cuxhavener konnten ihren Gästen erneut die Döntjes von den Bückeln und Heringen erzählen, die da angeblich angekündigt wurden.

Das ging so lange gut, bis am 10. Dezember 1982 eine Anordnung aus Bonn beim Wasser- und Schifffahrtsamt eintraf: "Das Semaphor soll weg." Der Grund war ein Sparerlass, dem alle optischen Sturmwarnstellen und Aushänge an den deutschen Küsten zum Opfer fallen sollten, weil sie im Zeitalter der Elektronik keine Daseinsberechtigung mehr hätten.

Jetzt machten sich sogar die Politiker für das Semaphor stark. Es gelang, das Semaphor in die Liste der Technischen Denkmäler aufzunehmen. Damit war der Bestand des Semaphors gesichert. Doch wer sollte für die Kosten und den Betrieb des stählernen Windanzeigers aufkommen? Wieder waren es die Stadt und einige Bürger, die sich für das Semaphor stark machten. Der Verwaltungsausschuss beschloss einstimmig, dass die Stadt in Zukunft die Kosten für die Unterhaltung übernehmen wird. Die Mützelfeldtwerft und Reeder Cassen Eils signalisierten ihre Mithilfe. Noch vor wenigen Jahren stellten Mitarbeiter der Reederei täglich Windrichtung und -stärke nach den neuesten Wettermeldungen ein. Ab 1993 kümmerte sich der Altenwalder Holger Carstensen um das Signalgerät, seit einigen Jahren erfolgt die Einstellung der Windarme und der Richtungspfeile durch den Verein Feuerschiff ELBE 1 - e.V.

Signaleinrichtungen an der Alten Liebe (1914)

Alte Liebe 1914 5509.jpg
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1 Leuchtturm
2 Telegraphengebäude
3 Zeitball
4 Marinesignalstation
5 Semaphor
6 Sturmsignal
7 Bootsleutehaus
8 Alte Liebe