Cuxpedia sucht Bilder aus Ihrem Fotoalbum. Sie können uns helfen. Mehr...

Neuwerk-Dienst

Aus cuxpedia
Version vom 27. April 2024, 22:04 Uhr von Block (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Emblem des Neuwerk-Dienstes
Anzeige 1978

Der Neuwerk-Dienst war die Gründungsreederei für den Schiffsverkehr zwischen Cuxhaven und der Wattenmeerinsel Neuwerk.

Es ist nicht bekannt, wann eine Linien-Schiffsverbindung zur Cuxhaven vorgelagerten Insel Neuwerk einsetzte. Zwischen den Weltkriegen bereits gab es eine Verbindung mit einem umgebauten Motor-Fischerboot, dem Kutter `Nige Oge´ (hier mit einem O) unter dem Schiffer Klaus Struck. Nähere Daten hierzu sind jedoch nicht bekannt. Geblieben ist traditionsgemäß und auf Wunsch der Neuwerker Einwohner der Schiffsname, der alte Name der Insel.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Neuwerk von den Schiffen "Ingeborg", "Wega" und "Seelotse" angelaufen.

Werner Schaal

Nach dem Zweiten Weltkrieg macht der gebürtige Westfale Werner Schaal sein Steuermannspatent und siedelt sich in Brunsbüttel an. Er findet Anstellung bei der dortigen Greifen-Reederei und fährt als Steuermann auf der Elbe-Fähre `Germania´, bis diese aus dem Verkehr gezogen wird.

Auf Anraten und mit wirtschaftlicher Unterstützung durch Otto Wulf macht er sein Kapitänspatent und wird, unter der Maßgabe, nach Cuxhaven überzusiedeln, bei der Cuxhavener `Fährschiff Seelotse GmbH´, der neu gegründeten Brunsbüttel-Fährgesellschaft der Cuxhavener Seelotsen als Kapitän angestellt. Diese sind ihm auch behilflich, in der extrem wohnungsknappen Zeit nach dem Weltkrieg, ein Haus in der Badehausallee zu finden, in dem er bis zuletzt wohnhaft blieb. Hier fährt er zunächst die erste Cuxhavener Nachkriegs-Brunsbüttelfähre `Seelotse (2)´. Später fährt er ebenso die Neuerwerbung `Niedersachsen´ und den Neubau `Wiking´ .

Als mit den beiden neuen großen Schiffen nach 1960 die `Seelotse´ für den Brunsbüttelverkehr überzählig wird, wird sie von der Gesellschaft während der Sommersaison für den täglichen Liniendienst nach Neuwerk eingesetzt.

Bereits in der übernächsten Saison macht sich Werner Schaal mit einem eigenen Schiff selbstständig im Neuwerkdienst, da die Lotsengesellschaft diesen nicht weiter betreiben möchte und die Seelotse verkauft. Wiederum auf Anraten von Otto Wulf übernimmt er das Schiff jedoch nicht, da dieser das Schiff von Anfang an für zu klein hält angesichts des sich rasant entwickelnden Tourismus. Daraufhin kauft er ein Ausflugsschiff und überführt es vom Neckar nach Cuxhaven: die `Christiane´ mit 101 BRT, 30 m lang, 5 m breit, 200 PS über zwei Schrauben, 10 kn, 90 Personen. Während des Krieges war das in Dänemark erbaute Schiff als Minenräumboot gelaufen. Als solches hatte es einen Voll-Eichenholzrumpf und war mit einem 1.500 PS-Hochleistungsmaschine ausgerüstet. 1958 wurde es in den Niederlanden mit einem kleineren Motor zum Ausflugsschiff umgebaut und ging von dort an den Neckar. Mit ihr begründet Schaal am 29. Juni 1963 seinen selbstständigen Linienverkehr nach Neuwerk unter dem Reedereinamen `Neuwerk-Dienst´ und mit eigenem Wappen. Das jedoch das Schiff nicht den Traditionsnamen `Nige Ooge´ führte, nahmen ihm die Neuwerker übel, war aber dadurch bedingt, dass die Finanzen für eine Änderung des Schiffsnamens nicht vorhanden waren.

MS. Pellworm vor dem Kauf

Bereits zwei Jahre später stellt sich mit 15.000 Fahrgästen auch die `Christiane´ als zu klein heraus und wird verkauft. Es wird ein Fährschiff der Pellworer Dampfschifffahrtsgesellschaft übernommen, die `Pellworm´, 1930 auf der Kremer Werft in Elmshorn erbaut. Sie fuhr bis dato im Liniendienst zwischen Pellworm und Husum. Als auf Nordstrand der Hafen Strucklahnungshörn in Betrieb geht und von dort eine Autofähre eingesetzt wird, wird die Pellworm hier überflüssig. Ihr Vorteil lag zum einen darin, dass sie als Wattenschiff konstruiert war und damit eine Außenwandkühlung für den Motor hatte, wie auch die Seenotkreuzer der DGzRS, dafür aber keinen Kiel. Das versetzte sie in die Lage, bei zu geringem Wasser einfach mal auf dem Boden aufzusetzen, ohne auf die Seite zu kippen. Außerdem hatte es eine Eisverstärkung und konnte notfalls auch als Eisbrecher eingesetzt werden.

Dieses Mal bereits zur `Nige Ooge´ (hier mit zwei O) umgetauft, wird sie nach Cuxhaven überführt. Dort wird sie auf der Beckmannwerft für die neuen Erfordernisse umgebaut und ab 4. Mai 1966 wird die Neuerwerbung eingesetzt. Sie wird im Laufe der Jahre Stück für Stück entsprechend den Bedürfnissen modernisiert, erweitert und verlängert. Am Ende ist die `Nige Ooge´ 31 m lang, 6,50 m breit bei 180 BRT und kann bei einer Geschwindigkeit von 10 kn ca. 270 Personen befördern. Die Arbeit verrichtet zwei 225 PS-Maschinen an 2 Schrauben.

Nige Ooge vor dem Verkauf

Eine Attraktion der Neuwerk-Fahrten war die tägliche Übergabe von Post und Tageszeitung an die Besatzung des Feuerschiffes Elbe 3.
Neben dem Neuwerk-Dienst unternimmt Kapitän Schaal in Nipptiden Fahrten in den Nord-Ostsee-Kanal bis Rendsburg. Dieses ist dann der Fall, wenn er Neuwerk aufgrund extrem niedigen Wassers nicht anlaufen kann. Ebenso werden Abend-Tanzfahrten mit Beleuchtung über die Toppen, Fahrten zu den Seehundbänken und Charterfahrten angeboten. Im Winter fährt die Nige Ooge von Kappeln an der Schlei zu Angelfahrten aus. Ab 1974 wird auf den Heimfahrten mit einem Selbstbedienungstresen der Verkauf von Artikeln der kleinen und ggf. der großen Butterfahrt angeboten.

Mit diesem Schiff führt Kapitän Schaal seinen Neuwerk-Dienst aus, bis er den Betrieb aus Altersgründen am 31. Oktober 1984 zum Saisonende abgibt an den neuen Eigner Peter Ahlf. Dieser führt den Liniendienst unter der Bezeichnung `Reederei Peter Ahlf, Neuwerkdienst und Seetouristik´ weiter und kauft bereits 1985 trotz Warnung von Cassen Eils zusätzlich den Hamburger Alsterdampfer `Max Brauer´ an, um dann mit beiden Schiffen den Dienst zu betreiben. Da für beide Schiffe das Fahrgastaufkommen bei Weitem nicht ausreichte, geht die Linie 1986 in Konkurs und wird an die Reederei Cassen Eils übergeben, die sie seitdem mit eigenem, neueren Schiff betreibt.

Hier ist zunächst die `Wappen von Cuxhaven´ zu nennen. Erbaut 1967 auf der Husumer Schiffswerft unter dem Namen `Dybbol´, später `Holtenau´, hatte sie 172 BRT, war 31 m lang und 6,60 m breit, lief 12 Knoten und konnte 250 Passagiere befördern. Bereits 1988 wird sie abgelöst von der `Flipper´. Diese glänzt mit 406 BRT, 47 m Länge, 8 m Breite, 900 PS bei 12 kn und 500 Personen Zulassung.

Die `Nige Ooge´ wird für 280.000 DM zwangsversteigert und geht über Finnland nach Schweden, wo sie in den Schären eingesetzt wird, bis sie ausbrennt. Es ist nicht klar, ob sie danach abgewrackt oder wieder hergestellt wird.

Kapitän Werner Schaal, geboren am 24. Mai 1924, stirbt am 26. Oktober 1986 in Cuxhaven an Krebs. In den etwa 20 Jahren als Reeder kommt es als einzige Unfälle lediglich zu einer Berührung des Leitdammes und einer weiteren mit einem Poller der Hafeneinfahrt. Den Untergang seiner Linie binnen zwei Jahren musste er noch miterleben.

Bilder

Internetlink

Reederei Cassen Eils