Knechtsand (Sandbank): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Das Gebiet um den Knechtsand diente seit 1912 der Kaiserlichen Marine als Zielgebiet zum Einschießen von Krupp-Schiffsgeschützen und der Erprobung großkalibriger Schiffsmunition. Bei [[Altenwalde]] wurde zu diesem Zweck ein Schießplatz eingerichtet, von wo aus die Munition in Richtung [[Wattenmeer]] abgefeuert wurde. Ein Großteil der Munition ist aufgrund der fehlenden harten Ziele nicht explodiert. Zur Beobachtung der Schießversuche wurden am Westrand des [[Wernerwald]]es drei Beobachtungstürme errichtet. Ein vierter [[Beobachtungsstand]] befand sich im Deichvorland vor dem [[Bauhof Arensch]]. Es | + | ==Geschichte== |
− | + | Das Gebiet um den Knechtsand diente seit 1912 der Kaiserlichen Marine als Zielgebiet zum Einschießen von Krupp-Schiffsgeschützen und der Erprobung großkalibriger Schiffsmunition. Bei [[Altenwalde]] wurde zu diesem Zweck ein Schießplatz eingerichtet, von wo aus die Munition in Richtung [[Wattenmeer]] abgefeuert wurde. Ein Großteil der Munition ist aufgrund der fehlenden harten Ziele nicht explodiert. Zur Beobachtung der Schießversuche wurden am Westrand des [[Wernerwald]]es drei Beobachtungstürme errichtet. Ein vierter [[Beobachtungsstand]] befand sich im Deichvorland vor dem [[Bauhof Arensch]]. Es handelte sich um die Türme Aegir, Berta, Caesar und Dora. | |
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Nach dem 2. Weltkrieg nutzte die britische Royal Air Force [[Helgoland]] als Bombenziel. | Nach dem 2. Weltkrieg nutzte die britische Royal Air Force [[Helgoland]] als Bombenziel. | ||
− | Um der Bevölkerung [[Helgoland]]s die Rückkehr zu ihrer Insel zu ermöglichen, bot der damalige Bundeskanzler Adenauer das Gebiet um den Knechtsand als Ersatz an. 1952 begannen die Briten dort mit dem Zielabwurf von scharfen Spreng- und Brandbomben | + | Um der Bevölkerung [[Helgoland]]s die Rückkehr zu ihrer Insel zu ermöglichen, bot der damalige Bundeskanzler Adenauer das Gebiet um den Knechtsand als Ersatz an. Unter der Ägide des damaligen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, war am [[9. September]] [[1952]] das sogenannte "Knechtsand-Abkommen" in Kraft getreten. Durch dieses Abkommen war der „Große Knechtsand“ im Watt der Nordsee unweit Cuxhaven den Briten und den in England stationierten amerikanischen Luftstreitkräften als Bombenübungsziel zur Verfügung gestellt worden. Am [[22. November]] [[1953]] um 10.04 Uhr begannen die Briten dort ohne Rücksicht auf die Vogelwelt mit dem Zielabwurf von scharfen Spreng- und Brandbomben. |
− | + | Zur Beobachtung der Abwürfe wurde in [[Sahlenburg]] der sogenannte [[Marineturm]] errichtet. Dieser Turm befand sich etwa an der Stelle, an der sich zuvor der Turm [[Beobachtungsstand#Dora|Dora]] befunden hatte, in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Batterie [[Seeheim]], die durch die Erzählung "Als Mariner im Krieg" von [[Ringelnatz, Joachim|Ringelnatz]] bekannt wurde. Heute befindet sich an der Stelle das Restaurant "Kliff". | |
− | Zur Beobachtung der Abwürfe wurde in [[Sahlenburg]] der | + | [[Datei:Gans und Ganter.jpg|[[Gans und Ganter]]|thumb|right]] |
− | + | Gegen die Tötung der Tiere richteten sich ab Mitte der 50er Jahre heftige Proteste der Tierschützer, sodass der im Herbst 1957 auslaufende Bombenvertrag zwischen der Bundesregierung und den Briten einvernehmlich nicht verlängert wurde. Die von [[Lehmann, Peter |Peter Lehmann]] geschaffene Skulptur [[Gans und Ganter]] im Döser [[Kurpark]] verdeutlicht den Protest der Tierschützer. | |
− | Gegen die Tötung der Tiere richteten sich ab Mitte der 50er Jahre heftige Proteste der Tierschützer, | + | |
Kurze Zeit später wurde der Knechtsand das bis dahin größte Naturschutzgebiet der BRD. | Kurze Zeit später wurde der Knechtsand das bis dahin größte Naturschutzgebiet der BRD. | ||
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+ | Das "Knechtsand-Abkommen" sollte 1957 verlängert werden. Die "Schutz- und Forschungsgemeinschaft Knechtsand" informierte die Presse, trommelte alle Verbündeten zusammen und rief am [[8. September]] [[1957]] zu einer friedlichen Besetzung der Sandbank auf. Tatsächlich kamen Menschen aus der gesamten Bundesrepublik und machten sich mit 20 Kuttern auf den Weg zum Knechtsand. Vor laufenden Kameras loderte ein Mahnfeuer und es wurden die Europaflagge und die Flagge des Landes Wursten gehisst. Die Forderung der Demonstranten lautete, den Knechtsand von Bombenabwürfen jeder Art zu verschonen und zum Reservat zu machen. | ||
+ | In der Bundeshauptstadt Bonn zeigte man sich wenig beeindruckt von den Protesten, das Land Niedersachsen jedoch nutzte seine Rolle als Oberste Naturschutzbehörde und erließ am [[8. Oktober]] [[1957]] die "Verordnung über das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Knechtsand", das mit einer Größe von 244 km² zum damals größten Naturschutzgebiet der Bundesrepublik wurde.<ref>Quelle:umweltunderinnerung.de</ref> | ||
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==Bomben vor Sahlenburg== | ==Bomben vor Sahlenburg== | ||
− | Am 18. Januar 1956 | + | Am [[18. Januar]] [[1956]] meldete das Hamburger Abendblatt:<br>''Ein neues Bombenzielgebiet, das sich nicht mehr auf dem Großen Knechtsand befindet, sondern unmittelbar vor Sahlenburg bei Cuxhaven liegt, ist von der britischen Luftwaffe in Betrieb genommen worden. Auf das Wattengebiet vor der Sahlenburger Küste werfen die britischen Kampfmaschinen Bomben mit leichtem Sprengsatz ab.'' |
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+ | ==Bombardierung 1959== | ||
+ | '''NEW YORK TIMES:''' ONN, Deutschland, 24. April – Vor zwei Tagen bombardierte eine Flugzeugstaffel eine Sandbank in der Nordsee westlich von Cuxhaven. Die Nationalität der Bomber blieb bis heute ein Rätsel. Das Verteidigungsministerium, das für den Schutz Westdeutschlands zuständig ist, geriet von Stunde zu Stunde in Verlegenheit. „Wir haben keine Ahnung, welche Flugzeuge den Knechtsand bombardiert haben“, gab ein Ministeriumssprecher bedrückt zu. „Die Ermittlungen dauern an.“ | ||
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+ | Der Knechtsand ist eine Sandbank direkt vor der Küste der Nordsee. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie der Royal Air Force als Abwurfplatz. 1957 gab die RAF ihn auf, und der Knechtsand nahm unter staatlichem Schutz allmählich seine alte Funktion als Brutstätte für Gänse wieder auf. Die Gänse hatten am Mittwochabend viel zu tun. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen neunzehn Flugzeuge über der Sandbank. 45 Bomben mit leichten Übungsladungen explodierten im Sand. Die Bomber verschwanden. Der Verdacht fiel sofort auf die RAF. | ||
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+ | Am nächsten Morgen jedoch versicherte ein britischer Beamter der niedersächsischen Regierung, dass kein in Deutschland stationiertes RAF-Flugzeug dafür verantwortlich sei. Heute weitete die britische Regierung ihr Dementi auf alle RAF-Flugzeuge weltweit aus. Die westdeutsche Luftwaffe erklärte, sie habe nichts mit dem Vorfall zu tun. Das Gleiche tat die US-Luftwaffe in Europa. Auf die Frage, ob die Bomber möglicherweise aus dem Osten – also aus der kommunistischen DDR – gekommen seien, räumte der Sprecher des Verteidigungsministeriums mürrisch ein, dass er nicht in der Lage sei, diese Möglichkeit zu bestätigen oder zu dementieren. Er wurde gefragt, ob Westdeutschland und seine NATO-Verbündeten nicht ein teures Radarsystem unterhielten, um die Verteidiger der Bundesrepublik vor Luftangriffen zu warnen. Das sei der Fall, sagte er. Haben Radaranlagen den Flug der neunzehn Flugzeuge registriert? Er sagte, es habe keine derartigen Berichte gegeben. | ||
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+ | Bernhard Freeman, Wärter des Naturschutzgebiets Knechtsand, brachte heute seine Empörung zum Ausdruck. Er forderte die „verantwortlichen Behörden auf, dieses Versteckspiel zu beenden“. Er wies darauf hin, dass Freiwillige regelmäßig nach Knechtsand fuhren, um Deiche zum Schutz der brütenden Gänse zu bauen. „Es ist unerträglich, dass meine freiwilligen Helfer im Alter von 10 bis 68 Jahren, die gegen die nagende Brandung kämpfen, um das Naturschutzgebiet zu retten, durch Bomben gefährdet werden“, sagte Herr Freeman. Armeespezialisten seien heute auf dem Weg nach Knechtsand gewesen, um Bombensplitter zu sammeln und daraus möglicherweise den Urheber der Tat zu ermitteln. Die Sozialdemokratische Partei kündigte an, sie erwarte in der nächsten Parlamentssitzung eine Antwort der Regierung. | ||
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+ | Bonn fragt sich, wer das Gänseschutzgebiet in der Nordsee bombardiert hat.<ref>Quelle:https://www.nytimes.com/1959/04/25/archives/bonn-wonders-who-bombed-goose-sanctuary-in-north-sea-bonn-wonders.html</ref>B | ||
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*[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42625265.html DER SPIEGEL 1959] | *[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42625265.html DER SPIEGEL 1959] | ||
*[http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/literature/RMB/RMB%2017/RMB_17_Koch_Nehring_39_54.pdf Rüstungsaltlasten in deutschen Küstengewässern] (Uni Rostock) | *[http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/literature/RMB/RMB%2017/RMB_17_Koch_Nehring_39_54.pdf Rüstungsaltlasten in deutschen Küstengewässern] (Uni Rostock) | ||
+ | *[http://www.umweltunderinnerung.de/index.php/kapitelseiten/aufbrueche/76-knechtsand/90-knechtsand Ökologische Erinnerungsorte] (Umwelt und Erinnerung) | ||
[[Kategorie:Landschaft]] | [[Kategorie:Landschaft]] | ||
[[Kategorie:Umland]] | [[Kategorie:Umland]] | ||
[[Kategorie:Sahlenburg]] | [[Kategorie:Sahlenburg]] |
Aktuelle Version vom 8. September 2025, 09:38 Uhr
Der Knechtsand ist eine Sandbank vor der Wurster Küste. Sie stellt ein wichtiges Mausergebiet für die Brandente dar.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Gebiet um den Knechtsand diente seit 1912 der Kaiserlichen Marine als Zielgebiet zum Einschießen von Krupp-Schiffsgeschützen und der Erprobung großkalibriger Schiffsmunition. Bei Altenwalde wurde zu diesem Zweck ein Schießplatz eingerichtet, von wo aus die Munition in Richtung Wattenmeer abgefeuert wurde. Ein Großteil der Munition ist aufgrund der fehlenden harten Ziele nicht explodiert. Zur Beobachtung der Schießversuche wurden am Westrand des Wernerwaldes drei Beobachtungstürme errichtet. Ein vierter Beobachtungsstand befand sich im Deichvorland vor dem Bauhof Arensch. Es handelte sich um die Türme Aegir, Berta, Caesar und Dora.
Nach dem 2. Weltkrieg nutzte die britische Royal Air Force Helgoland als Bombenziel.
Um der Bevölkerung Helgolands die Rückkehr zu ihrer Insel zu ermöglichen, bot der damalige Bundeskanzler Adenauer das Gebiet um den Knechtsand als Ersatz an. Unter der Ägide des damaligen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, war am 9. September 1952 das sogenannte "Knechtsand-Abkommen" in Kraft getreten. Durch dieses Abkommen war der „Große Knechtsand“ im Watt der Nordsee unweit Cuxhaven den Briten und den in England stationierten amerikanischen Luftstreitkräften als Bombenübungsziel zur Verfügung gestellt worden. Am 22. November 1953 um 10.04 Uhr begannen die Briten dort ohne Rücksicht auf die Vogelwelt mit dem Zielabwurf von scharfen Spreng- und Brandbomben.
Zur Beobachtung der Abwürfe wurde in Sahlenburg der sogenannte Marineturm errichtet. Dieser Turm befand sich etwa an der Stelle, an der sich zuvor der Turm Dora befunden hatte, in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Batterie Seeheim, die durch die Erzählung "Als Mariner im Krieg" von Ringelnatz bekannt wurde. Heute befindet sich an der Stelle das Restaurant "Kliff".
Gegen die Tötung der Tiere richteten sich ab Mitte der 50er Jahre heftige Proteste der Tierschützer, sodass der im Herbst 1957 auslaufende Bombenvertrag zwischen der Bundesregierung und den Briten einvernehmlich nicht verlängert wurde. Die von Peter Lehmann geschaffene Skulptur Gans und Ganter im Döser Kurpark verdeutlicht den Protest der Tierschützer.
Kurze Zeit später wurde der Knechtsand das bis dahin größte Naturschutzgebiet der BRD.
Eine Räumung der Blindgänger im Watt, deren Anzahl auf mindestens 20 Prozent aller abgeworfenen Bomben geschätzt wird, wurde aus Kostengründen verworfen. Zusammen mit der rund um den Knechtsand nach Kriegsende versenkten Munition lauert hier bis heute eine nicht zu unterschätzende Gefahr unter der Wasseroberfläche.
Das Gebiet ist in Seekarten als "unrein (Munition)" bezeichnet.
Die Besetzung des Knechtsandes
Das "Knechtsand-Abkommen" sollte 1957 verlängert werden. Die "Schutz- und Forschungsgemeinschaft Knechtsand" informierte die Presse, trommelte alle Verbündeten zusammen und rief am 8. September 1957 zu einer friedlichen Besetzung der Sandbank auf. Tatsächlich kamen Menschen aus der gesamten Bundesrepublik und machten sich mit 20 Kuttern auf den Weg zum Knechtsand. Vor laufenden Kameras loderte ein Mahnfeuer und es wurden die Europaflagge und die Flagge des Landes Wursten gehisst. Die Forderung der Demonstranten lautete, den Knechtsand von Bombenabwürfen jeder Art zu verschonen und zum Reservat zu machen. In der Bundeshauptstadt Bonn zeigte man sich wenig beeindruckt von den Protesten, das Land Niedersachsen jedoch nutzte seine Rolle als Oberste Naturschutzbehörde und erließ am 8. Oktober 1957 die "Verordnung über das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Knechtsand", das mit einer Größe von 244 km² zum damals größten Naturschutzgebiet der Bundesrepublik wurde.[1]
Bomben vor Sahlenburg
Am 18. Januar 1956 meldete das Hamburger Abendblatt:
Ein neues Bombenzielgebiet, das sich nicht mehr auf dem Großen Knechtsand befindet, sondern unmittelbar vor Sahlenburg bei Cuxhaven liegt, ist von der britischen Luftwaffe in Betrieb genommen worden. Auf das Wattengebiet vor der Sahlenburger Küste werfen die britischen Kampfmaschinen Bomben mit leichtem Sprengsatz ab.
Bombardierung 1959
NEW YORK TIMES: ONN, Deutschland, 24. April – Vor zwei Tagen bombardierte eine Flugzeugstaffel eine Sandbank in der Nordsee westlich von Cuxhaven. Die Nationalität der Bomber blieb bis heute ein Rätsel. Das Verteidigungsministerium, das für den Schutz Westdeutschlands zuständig ist, geriet von Stunde zu Stunde in Verlegenheit. „Wir haben keine Ahnung, welche Flugzeuge den Knechtsand bombardiert haben“, gab ein Ministeriumssprecher bedrückt zu. „Die Ermittlungen dauern an.“
Der Knechtsand ist eine Sandbank direkt vor der Küste der Nordsee. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie der Royal Air Force als Abwurfplatz. 1957 gab die RAF ihn auf, und der Knechtsand nahm unter staatlichem Schutz allmählich seine alte Funktion als Brutstätte für Gänse wieder auf. Die Gänse hatten am Mittwochabend viel zu tun. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen neunzehn Flugzeuge über der Sandbank. 45 Bomben mit leichten Übungsladungen explodierten im Sand. Die Bomber verschwanden. Der Verdacht fiel sofort auf die RAF.
Am nächsten Morgen jedoch versicherte ein britischer Beamter der niedersächsischen Regierung, dass kein in Deutschland stationiertes RAF-Flugzeug dafür verantwortlich sei. Heute weitete die britische Regierung ihr Dementi auf alle RAF-Flugzeuge weltweit aus. Die westdeutsche Luftwaffe erklärte, sie habe nichts mit dem Vorfall zu tun. Das Gleiche tat die US-Luftwaffe in Europa. Auf die Frage, ob die Bomber möglicherweise aus dem Osten – also aus der kommunistischen DDR – gekommen seien, räumte der Sprecher des Verteidigungsministeriums mürrisch ein, dass er nicht in der Lage sei, diese Möglichkeit zu bestätigen oder zu dementieren. Er wurde gefragt, ob Westdeutschland und seine NATO-Verbündeten nicht ein teures Radarsystem unterhielten, um die Verteidiger der Bundesrepublik vor Luftangriffen zu warnen. Das sei der Fall, sagte er. Haben Radaranlagen den Flug der neunzehn Flugzeuge registriert? Er sagte, es habe keine derartigen Berichte gegeben.
Bernhard Freeman, Wärter des Naturschutzgebiets Knechtsand, brachte heute seine Empörung zum Ausdruck. Er forderte die „verantwortlichen Behörden auf, dieses Versteckspiel zu beenden“. Er wies darauf hin, dass Freiwillige regelmäßig nach Knechtsand fuhren, um Deiche zum Schutz der brütenden Gänse zu bauen. „Es ist unerträglich, dass meine freiwilligen Helfer im Alter von 10 bis 68 Jahren, die gegen die nagende Brandung kämpfen, um das Naturschutzgebiet zu retten, durch Bomben gefährdet werden“, sagte Herr Freeman. Armeespezialisten seien heute auf dem Weg nach Knechtsand gewesen, um Bombensplitter zu sammeln und daraus möglicherweise den Urheber der Tat zu ermitteln. Die Sozialdemokratische Partei kündigte an, sie erwarte in der nächsten Parlamentssitzung eine Antwort der Regierung.
Bonn fragt sich, wer das Gänseschutzgebiet in der Nordsee bombardiert hat.[2]B
Ölsuche
RWE Dea hat am Knechtsand eine Konzession zur Ölsuche. Unter dem Großen Knechtsand befindet sich ein Salzstock. An dessen östlichem Rand haben seismische Untersuchungen Sandsteinschichten entdeckt, die 15 Millionen Tonnen Öl enthalten könnten. [3]
Fußnoten
- ↑ Quelle:umweltunderinnerung.de
- ↑ Quelle:https://www.nytimes.com/1959/04/25/archives/bonn-wonders-who-bombed-goose-sanctuary-in-north-sea-bonn-wonders.html
- ↑ Quelle Hamburger Abendblatt Jan.2008
Links
- DER SPIEGEL 1959
- Rüstungsaltlasten in deutschen Küstengewässern (Uni Rostock)
- Ökologische Erinnerungsorte (Umwelt und Erinnerung)