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Marcellusfluten

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Als Marcellusfluten werden zwei verheerende Sturmfluten bezeichnet, die in den Jahren 1219 und 1362 die Nordseeküste und weite Teile Norddeutschlands trafen. Beide Ereignisse gehören zu den bedeutendsten Flutkatastrophen des Mittelalters.

Erste Marcellusflut (1219)

Die erste Marcellusflut ereignete sich am 16. Januar 1219, dem Gedenktag des Heiligen Marcellus. Ein schwerer Orkan löste eine Sturmflut aus, die die Küstengebiete von Dänemark bis in die Niederlande betraf.

Besonders die Elbmarschen, das Land Hadeln, das Kehdinger Land sowie die Weser- und Emsmarsch wurden schwer verwüstet. Zeitgenössische Chroniken berichten von zehntausenden Toten, wobei die Angaben stark variieren und teilweise legendarisch überhöht sind.

Die Flut führte zu erheblichen Landverlusten, Zerstörungen von Dörfern und Städten sowie zu weitreichenden Deichbrüchen. In einigen Regionen musste die Besiedlung für längere Zeit aufgegeben werden.

Zweite Marcellusflut (1362)

Die zweite Marcellusflut, auch Grote Mandränke („Großes Ertrinken“) genannt, ereignete sich am 16. Januar 1362. Sie gilt als eine der schwersten bekannten Sturmfluten an der Nordseeküste.

Die Flut forderte nach Schätzungen über 100.000 Menschenleben. Weite Küstengebiete in Friesland, Schleswig-Holstein, Dithmarschen und Ostfriesland wurden zerstört. Zahlreiche Dörfer, Kirchspiele und Ländereien gingen dauerhaft in der Nordsee verloren.

Besonders einschneidend war der Verlust der Stadt Rungholt, die der Flut zum Opfer fiel und seither als „Atlantis der Nordsee“ in Sage und Überlieferung weiterlebt.

Folgen

Beide Marcellusfluten führten zu tiefgreifenden Veränderungen in der Küstenlandschaft. Ganze Landstriche gingen verloren, neue Buchten und Meeresarme wie Teile des Wattenmeers entstanden. Die wiederkehrenden Katastrophen veranlassten den fortgesetzten Ausbau von Deichen und Entwässerungssystemen, die das Leben in den Marschgebieten bis in die Neuzeit prägten.

Erinnerung

Die Marcellusfluten stehen in einer Reihe mittelalterlicher Sturmflutkatastrophen wie der Julianenflut von 1164 und der Allerkindleinsflut von 1219. Besonders die zweite Marcellusflut von 1362 ist im kollektiven Gedächtnis Norddeutschlands tief verankert und prägt bis heute die regionale Erinnerungskultur.