Lüdingworth
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Einwohner | 1.721 - Stand 12.2018 |
Fläche | 3.723 ha |
Ortsbürgermeister | Thomas Brunken |
Postleitzahl: | 27478 |
Telefonvorwahl: | 04724 |
Adresse der Stadtteilverwaltung: |
Liebfrauentrift 15 27478 Cuxhaven |
Inhaltsverzeichnis
Lüdingworth
Lüdingworth (plattdeutsch: "De Worth") als einer der Hauptorte des ehemaligen Landes Hadeln zählt zu den ältesten Gemeinden der Region. Schon 1298 wurde der Ort als Kirchspiel Lüdingworth urkundlich erwähnt. Die Endsilbe »-worth« im Ortsnamen belegt, dass die ursprüngliche Ansiedlung auf Zeiten zurückgeht, in denen die Bevölkerung der Marschgebiete ihre Anwesen auf flutsicheren Hügeln, den sogenannten Wurten, anlegten. Auch heute noch ist die Wurt, auf derem höchsten Punkt die Kirche errichtet ist, gut zu erkennen. Landwirtschaftliche Betriebe prägen bis heute das Ortsbild Lüdingworths. Traditionell zählt Lüdingworth innerhalb des Landes Hadeln zum 1. Stand, den Gemeinden des Hochlandes, also zu den gegenüber dem Sietland wohlhabenderen Gemeinden.
Zu Lüdingworth gehören auch die ehemaligen Gemeindeteile
- Köstersweg mit Lüderskoop,
- Seehausen und
- Feuerstätte.
Ihre Selbstständigkeit verlor die Gemeinde Lüdingworth, als sie am 1. Juli 1972 mit Einwilligung des Gemeinderates, aber gegen den Willen eines großen Teiles der Bevölkerung nach Cuxhaven eingemeindet wurde.
Nachbargemeinden
Der Ortsteil Lüdingworth grenzt im Nordosten an die Stadt Otterndorf, im Osten an Neuenkirchen, im Südosten und Süden an Nordleda, im Süden an Wanna und im Südwesten an Nordholz. Im Norden grenzt er an den Cuxhavener Ortsteil Altenbruch, im Westen an die zu Altenwalde gehörenden Ortsteile Franzenburg und Gudendorf.
Herkunft des Namens
Zur Entstehung des Namens „Lüdingworth“ existieren verschiedene Thesen:
- Nach dem Hadler Chronisten Daniel Wolderich Bilkau, der in seiner „Hadeleriologia Historica“ von 1722 schreibt: „Lüdingwohrt vor alters her Leidingwohrt strecket sich bei Altenbruch nach der Länge ins Süden her … Diß Kirchspiel hat seinen Nahmen von den herrlichen Grasereyen … und weil daselben viele Wasserleitungen durch gehen...“. Diese Erklärung gibt es in dieser Form nur bei Bilkau. Sie scheint nicht recht glaubwürdig, denn man kann „Leiden“ in diesem Zusammenhang auch nicht mit verlandeten Prielen in Verbindung bringen.
- Der Lüdingworther Heimat- und Ahnenforscher Gerhard Gerdts gibt eine andere Erklärung. Aus dem plattdeutschen Wort „Worthlüüd“ leitet er die Formulierung „Lüüd op der Worth“ (Leute auf der Worth) ab und glaubt, hieraus habe sich das Wort „Lüdingworth“ entwickelt.
- Das Neuenwalder Urkundenbuch berichtet aus dem Jahre 1348 über Lüdingworth als „die Worth des Lude“. Das Stader Copiar aus dem Jahre 1420 spricht von "Luddynwordt" (Lude / Luddyn = Ludwig). Hier erkennt man eine personenbezogene Zugehörigkeit. Es ist möglich, das der Namensteil „Lüding-“ von einem Worthenbewohner namens Lüder, Lühr, Lührsen oder Lüding stammt und dieser für den Ort namensgebend wurde.
- Nach dem langjährigen Lüdingworther Ortsheimatpfleger Hinrich Gerkens gibt es eine weitere Deutung. Er glaubt, dass -resultierend aus dem altsächsischen und altfriesischen Sprachgebrauch- sich die heutige Kirchwurt als „Liudthing" = Leutething(worth) von der unbebauten Seeworth unterscheidet. Hierbei erkennt er auch den Wortteil „thing“ aus dem Germanischen als „Gericht“ bzw. „Stätte der freien Männer“.
Welche der Erklärungen der Wahrheit am nächsten kommt, bleibt (noch) dem Urteil des Lesers überlassen.
Geschichte
Unter Bezugnahme auf die Erforschung alter Marschenhorizonte lässt sich heute erkennen, dass die Ansiedlung Lüdingworths etwa um Christi Geburt ihren Ursprung haben muss. Gleiches gilt für die Besiedlung des heutigen Lüdingworther Ortsteiles Köstersweg, der aus der Siedlung Lüderskoop hervorgegangen ist und etwa gleich alt sein dürfte. Hierzu berichtet uns die so genannte Karlssage, dass Karl der Große im Jahre 797 während der Christianisierung der Wurtfriesen als Dank für die Errettung aus Wassernot die Lüderskooper Kapelle gegründet haben soll. Zu der Wassernot soll es gekommen sein, nachdem die Lüdingworther den Deich an der Norderscheidung durchstoßen hatten. Da aber die Kirchspiels- bzw. Scheidungsdeiche erst im 12. Jahrhundert vor dem Bau des Hadler Seedeiches entstanden, kann dieser Teil der Sage nicht zutreffen. Der Verlauf des Scheidungsdeiches ist jedoch heute noch zu erkennen, daraus folgt auch, dass das südlich des Deiches liegende Lüdingworth älter sein muss als Altenbruch, dass nördlich des Deiches liegt.
Da davon auszugehen ist, dass die tiefer liegenden Ländereien der Marschen von der Geest her besiedelt wurden, ist auch dieses ein Indiz für das gleichzeitige Entstehen von Lüderskoop und Lüdingworth. Lüdingworth hatte jedoch den Vorteil der elbnahen Entwässerung durch die Wedem und konnte sich dadurch gegen Lüderskoop behaupten. Mit der planmäßigen Trockenlegung der Marschen konnten die Bewohner dann auch ihre Wurten nach und nach verlassen und das tiefer gelegene Land besiedeln. Hierzu bediente man sich auch der Hilfe der Holländer, wie noch aus dem Begriff "Hollisches Recht" zu erkennen ist. Im Verlaufe der Geschichte des Landes Hadeln haben es die Lüdingworther auch geschafft, sich weder den sächsischen Herzögen noch den Erzbischöfen von Bremen total unterwerfen zu müssen. Hadeln galt wahrscheinlich ursprünglich als freier Reichsboden, den die Herzöge im Namen des Kaisers zu betreuen hatten. Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit nahmen die Bauern wahr. Sie erkannten die Mitwirkung des Landesherrn nur in höchster Instanz an.
Als zur Zeit der großen Seeräubereien Hamburg das 1394 erworbene Ritzebüttel ausbaute, wurde das Land Hadeln mit Lüdingworth aufgrund Finanzknappheit der Herzöge nahezu ein Jahrhundert an Hamburg verpfändet. Aber auch zu dieser Zeit ließen sich die Lüdingworther kaum in ihre Angelegenheiten hineinreden. So schuf Lüdingworth gemeinsam mit Altenbruch und Nordleda im Jahre 1439 mit dem so genannten "Weistum" die erste Fassung des späteren Hadler Landrechts. Anders als das Land Wursten, das von Bremer Landsknechten im zweiten Anlauf erobert wurde und noch länger im Katholizismus verhaften musste, ging Hadeln sofort zum Luthertum über. Die Bremer Landsknechte, die versucht hatten, von Wursten aus Hadeln zu erobern, wurden 1541 in der Schlacht in der Hadeler Heide bei Lüdingworth, wo sich die Hadler zuammengeschlossen hatten, vernichtend geschlagen.
Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg ließ Herzog Franz im Jahre 1590 die nach ihm benannte Franzenburg am Rande der Geest zwischen Lüdingworth und Altenwalde erbauen. Diese Burg geriet jedoch schnell in fremde Hände und stellte so ein Risiko und eine Bedrohung für das Land Hadeln selbst dar. Zuletzt hatten sich die Dänen in dieser Befestigungsanlage festgesetzt. Als dann im Jahre 1644 ein günstiger Zeitpunkt gekommen war, schleiften die Hadler mit Erlaubnis des Fürsten am 17. Februar die Burg, damit ihnen durch sie kein Schaden mehr zugefügt werden konnte. Der Burgwall ist bis heute erhalten geblieben.
Die kirchliche wie politische Leitung der Gemeinde oblag zu diesen Zeiten dem Kirchspielsgericht. Dieses setzte sich aus dem Schultheißen und vier Landschöpfen zusammen. Dieses waren Lüdingworther Einheimische, die diese Ämter lebenslang innehatten. Sie stellten einen Kirchspielsschreiber oder Aktuar ein. Das Kirchspielsgericht war gleichzeitig Gerichts-, Verwaltungs- und Polizeibehörde. Bei wichtigen kommunalen Aufgaben wurden dreizehn Gevollmächtigte hinzugezogen, während bei kirchlichen Angelegenheiten vier Juraten (Kirchengeschworene) und zwei Leviten (Armengeschworene) mit zu Rate gezogen wurden. Diese waren vom Kirchspielsgericht für vier Jahre in ihr Amt gewählt worden. Die Beschlüsse des Kirchspielgerichtes wurden den Einwohnern sonntags nach dem Gottesdienst vor der Kirchturmtür durch den Aktuar mitgeteilt.
Die spätere Eingliederung in das Reich Napoleons leitete nach den Befreiungskriegen im Jahre 1848 und dem Übergang des Landes an Preußen 1866 die Veränderungen des folgenden Jahrhunderts ein.
Was sich in den Jahrhunderten bis 1945 entwickelt hat, erlebte nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch einmal einen außergewöhnlichen Aufschwung, der dann durch eine Umstrukturierung, die viele Landgemeinden traf, beendet wurde. Lüdingworth wurde nach langen Bemühungen Cuxhavens im Jahre 1972 dessen Ortsteil, ein großer Teil der Bevölkerung aber besteht auf Hadler Freiheit und tritt der Stadt Cuxhaven sehr selbstbewusst gegenüber, wie der Kampf um den Erhalt der Lüdingworther Schule gezeigt hat.
Verwaltungszugehörigkeit
- Bis 1810 zum 1. Stand des Landes Hadeln
- 1810 - 1813 zum Canton Ritzebüttel (Franzosenzeit)
- 1813 - 1852 zum 1. Stand des Landes Hadeln
- 1852 - 1885 zum Amt Otterndorf
- 1885 bis 1972 zum Kreis Land Hadeln
- Ab 1972 Stadt Cuxhaven, Ortsteil Lüdingworth
Verkehr
Lüdingworth wird von der Kreisstraße 9 (K9) von Altenwalde in Richtung Neuenkirchen/Otterndorf und von der K5 von Altenbruch in Richtung Wanna durchzogen.
Veranstaltungen
- "Ründ üm de Kark", alle zwei Jahre Ende August / Anfang September
- Jeweils am 1. Sonntag im Mai: "Worth-Huus-Eröffnung"
Schulen
- Lüdingworther Schule (Grundschule)
- Klassen 8 - 10 der Altenbrucher Schule (Hauptschule)
Jugendeinrichtungen
Das Jugendheim der Ev. Kirchengemeinde Lüdingworth ist umbenannt worden in Gemeindehaus. Nach wie vor treffen sich hier aber die Jugendgruppen der Gemeinde.
Evangelische Kirche
Die Lüdingworther St.-Jacobi-Kirche ist eine der kulturhistorisch bedeutendsten Kirchen Norddeutschlands. Von den vielen Kostbarkeiten des Lüdingworther Gotteshauses ist unter anderem die hervorragend renovierte Wilde- Schnitger-Orgel von 1598 -neben dem Lüderskooper Altar- erwähnenswert.
Ein Fries mit 36 Bauernwappen außen an der Chorwand weist auf den Stolz und das Selbstbewusstsein der alten Bauernfamilien hin.
Partnergemeinde
Die Partnergemeinde Lüdingworths ist die französische Stadt Elven in der Bretagne. Elven hat ca. 3500 Einwohner und liegt etwa 15 km nordöstlich von Vannes, der Partnerstadt Cuxhavens, im Departement Morbihan.
Während der Großveranstaltung "Rund um St. Jacobi", die am 27. Juni 1998 aus Anlass der 700-Jahrfeier Lüdingworths stattfand, ratifizierten Lüdingworths Ortsbürgermeister Hartwig Möller und Elvens Bürgermeister Marcel le Boterff den Partnerschaftsvertrag auf der Freitreppe vor dem Kirchturm der St. Jacobi-Kirche. Am 29. August 1998 wurde der Vertrag vor dem Rathaus in Elven von französischer Seite ratifiziert.
Personen
- Carsten Niebuhr, berühmter Geograf und Arabienforscher,
- Franz Grabe, bekannter Heimatdichter,
- Prof. Albert Hinrich Hußmann, berühmter Bildhauer und Tierplastiker,
- Julius Hahlweg, Stifter und Mäzen der Köstersweger Schule
- Gerhard Gerdts, Heimat- und Ahnenforscher
- Johan beym Graben, Gräfe und Landeskonsulent des Landes Hadeln.
Lüdingworther Wurten
Name der Wurt | Höhe über NN | Größe |
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Kirchwurt Lüderskoop | 1,25 m | 0,2 ha |
Kirchwurt St. Jacobi | 4,90 m | 0,5 ha |
Seewurt (unbebaut) | 4,80 m | 1,6 ha |
Seewurt (Böye) | 4,20 m | 1,6 ha |
Seewurt (Kamps) | 4,90 m | 5,4 ha |
Seewurt (Döscher) | 4,60 m | 4,3 ha |
Information für Bauwillige
Bauplätze stehen in Lüdingworth zurzeit Am Südfeld zur Verfügung. Die Kosten hierfür betragen ca. 42,00 €/m² (voll erschlossen).
Artikel in Cuxpedia
Artikel und Medien, die sich mit Lüdingworth befassen, sind in der Kategorie Lüdingworth aufgelistet.
Quelle
Hinrich Gerkens u.a.: Chronik des Kirchspiels Lüdingworth, hrsg. vom Geschichts- und Heimatverein Lüdingworth von 1988 e.V., 2000